Zum Artikel Saalhauser Bote Nr. 14, 1/2004
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Mit dem Rad auf Romtour –
Ein
Interview des Saalhauser Boten mit Manfred Erwes
Von
F.W.Gniffke
Saalhauser Bote ( S.B.):
Lieber Manfred
(Erwes), Benno Rameil hat den Saalhauser Boten darauf aufmerksam
gemacht, dass eure Romfahrt es doch sicherlich wert ist, im
Saalhauser Boten festgehalten zu werden. Es war ja keine gewöhnliche
Fahrt, wie sie jeder von uns mit ein bisschen Geld und einer guten
Reiseorganisation hinbekommt, sondern es war eine Fahrradtour.
Darüber hätten wir
gerne etwas von dir erfahren, um es auch für spätere Zeiten
festzuhalten.
Manfred Erwes (M.E.)
Diese Radtour begannen wir am
19.08.2003 am Kölner Dom. Meine Mitfahrer waren Peter Fischer
aus Heinsberg und Prof. Helmut Kattenborn aus Langenei, mit dem ich
in früheren Jahren bereits viele Langlauf- bzw. Bergtouren (u.
a. Besteigung des Kilimandscharo)unternommen hatte.
S.B. :
Wie kamt ihr auf diese Idee?
M.E.: Sie gab es schon lange. Da
aber für eine solche Tour 4 Wochen eingeplant werden müssen,
konnte es zu einer Verwirklichung erst kommen, nachdem ich Rentner
geworden war.
S.B. :
Ihr begannt in Köln, wie
nun ging es weiter?
M.E. :
Um 8.00 Uhr morgens, bei
schönstem Sommerwetter, ging es nach dem Besuch des Domes los.
Unsere Räder waren mit Satteltaschen und Rucksack bepackt, da
wir für die ganze Zeit alles mitnehmen mussten. Geplant war die
Route auf dem westlichen Rheinufer Richtung Basel. Unser erstes
Etappenziel erreichten wir nach 95 km kurz vor Koblenz.
Weiter ging die Fahrt über
Rüdesheim, Mainz, Worms und Speyer. Wegen des Niedrigwassers
zeigte Vater Rhein uns unterhalb der Loreley etliche Felsenriffe.
S.B. :
Hattet ihr denn auch Zeit für
die Schönheiten der Landschaft?
M.E. :
Natürlich wurden unterwegs
alle Sehenswürdigkeiten angeschaut und besichtigt:
- Mainz: Dom (romanisch
1100-1240, Kirche der Erzbischöfe u. Erzkanzler des Reiches).
- Worms: Nibelungen - Dom
(spätromanisch 1170-1220, hier bekamen wir sogar noch
Eintrittskarten für das Nibelungendrama vor dem Dom, bei dem
Mario Adorf mitwirkte).
- Speyer: Dom (1030-1106, in dem
u. a. acht Könige ihre Grabstätten haben).
Weiter ging die Fahrt durch das
wunderschöne Elsass. Jeder Ort war hier mit reichlich
Blumenschmuck zu bewundern. Eine Anregung für den kommenden
Kreisel in Saalhausen:
Dort gab es herrlichen
Blumenschmuck in den Kreisverkehrsrondells.
Einen Abstecher machten wir nach
Straßburg und besichtigten das Münster mit den
sehenswerten Kirchenfenstern des 12.-15. Jahrhunderts.
Die 7. Etappe stellte einige
Anforderungen an uns: Zunächst mussten wir das mit Lastwagen
gesättigte Basel hinter uns lassen. Im Schweizer Jura (900m)
waren viele steile Anstiege zu bewältigen, es floss viel
Schweiß. Bei dem herrlichen Wetter waren die Abfahrten dann ein
Genuss. Wir fuhren über Aarau nach Luzern.
Der Vierwaldstätter See
zeigte sich uns als besonders reizvoller Landschaftsteil. Der See war
in diesem Sommer mit 20° C angenehm warm und wir nutzten die
Mittagspause zu einem erfrischenden Bad in dem grün-klaren
Wasser.
S.B. :
Wie seid ihr überhaupt mit
der Hitze dieses Sommers klar gekommen?
M.E. :
Auf der gesamten Strecke wurden
immer ausgedehnte Mittagspausen unter Schatten spendenden Bäumen
mit einem Mittagschläfchen eingelegt. Da wir morgens meistens
schon um 7.30 Uhr unterwegs waren, hatten wir mittags in der Hitze
schon etwa zwei Drittel der Tagesstrecke hinter uns.
Unsere Route führte nun
über Flüelen hinauf zum Gotthard. Um unsere Kräfte zu
schonen und um für Italien wieder fit zu sein, fuhren wir mit
dem Zug durch den St. Gotthard bis Airolo (1100 m über NN).
Am Lago Maggiore legten wir
unseren ersten Ruhetag ein, den wir mit Schwimmen und Faulenzen
nutzten. Nachmittags entwickelte sich ein kräftiges Gewitter,
das bis lang in die Nacht anhielt. Am anderen Tag sahen wir im TV,
dass schwere Schlammlawinen unsere Bergroute verwüstet hatten.
Die Zugfahrt durch den St. Gotthard hatte schon etwas Gutes für
uns!
Nun ging es 70 km entlang des
Sees mit etlichen Steigungen immer der Sonne entgegen. Die Strecke
führte uns über einen Radweg entlang am Ticino, der den
Abfluss des Lago Maggiore zum Po bildet, bis Pavia.
S.B. :
Wie war das eigentlich mit der
Quartierbeschaffung?
M.E. :
In Oberitalien war es schwierig,
wir mussten oft lange suchen. In Deutschland, Frankreich und der
Schweiz hatten wir nie Probleme.
Unsere weitere Route verlief
über Genua, La Spezia, vorbei an den Marmorbrüchen von
Carrara nach Pisa. Hier übernachteten wir direkt neben dem
schiefen Turm. Das Herzstück von Pisa ist der Campo di Miracoli,
der Platz der Wunder, wie er genannt wird. Er offenbart in der Tat
eine wunderbare Gesamtheit mittelalterlicher Baukunst mit
Baptisterium (1152-1400), Dom (1063-12. Jh., gebaut aus hell
strahlendem Marmor) und dem weltbekannten, 1173 begonnenen und ca.
1370 vollendeten schiefen Turm.
Unsere Radtour führte bei
heftigem Gegenwind weiter den Arno hinunter von Pisa über
Livorno nach Vada. Hier übernachteten wir auf einem Campingplatz
direkt am Meer. Im Mai hatten meine Frau und ich diesen Platz mit
einem Wohnmobil bereits besucht.
S.B. :
Gab es keine Pannen oder
Unfälle?
M.E. :
Nein, wir hatten gute
Schutzengel. Auf der gesamten Tour hatten wir keinerlei technische
Schwierigkeiten, keinen Unfall, nicht mal eine Panne.
Die Route führte bei 38°
C entlang der Mittelmeerküste. Teils ging es über
verkehrsarme Wege, teils über die mit Lastwagen gefüllte
vierspurige Via Aurelia.
Nach 17 Etappen und 1450
Fahrtkilometern radelten wir glücklich und zufrieden in Rom ein.
Laut Fahrradcomputer hatten wir
85 km pro Tag gefahren bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von
18,2 km/h.
Punkt 11.00 Uhr am Sonntag, d.
7. Sept. 2003, standen wir mit unseren Rädern bei strahlendem
Wetter auf dem Petersplatz und gratulierten uns.
S.B. :
Warst du schon einmal in Rom?
M.E. .
Dies war mein dritter Rombesuch.
Frühere Anreisen mit Zug und Bus sind nicht vergleichbar. Mit
dem Rad lernten wir Land und Leute viel besser kennen und es war noch
eine angenehme sportliche Betätigung.
Eine Woche hatten wir nun Zeit
für die Hauptstadt der Christenheit.
Quartiere hatte uns Schwester
Ruth, geb. Fabri aus Langenei reserviert. Es war besser, als wir es
erwartet hatten: Zentral gelegen, nur 10 Gehminuten bis zum Vatikan.
Ein umfangreiches Programm
begann. Ziele in der ewigen Stadt waren die antiken und christlichen
Kult- und Kulturstätten, eine Audienz beim Papst, sieben
Hauptkirchen und viele weitere Kirchen, Museen, die Engelsburg, die
Villa Borghese und, und, und.
Am
Donnerstag, d. 11.09. ging es mit dem Rad über die holperige Via
Appia Antika nach Frascati (60 km hin u. zurück). Auf dieser
Fahrt besuchten wir die Callixtus – Katakombe (altchristliche
unterirdische Begräbnisstätte) und die "Domine
Quo Vadis?"- Kapelle.
Rom, für mich die schönste
Stadt Europas, hielt uns von früh morgens bis abends in Atem.
S.B. :
Was war denn euer Höhepunkt
der Reise?
M.E. :
Ein Höhepunkt unserer
Pilgerreise war der Besuch bei Erzbischof Dr. P.J. Cordes aus
Kirchhundem. Dieses Treffen fand am Samstag um 18.00 auf Vermittlung
von Frau Marita Rameil (Schwester von Benno Rameil) statt. Herr
Cordes lud uns in seine Privatwohnung im Vatikan ein. Diese befindet
sich über dem Arbeitszimmer von Kardinal Ratzinger.
Besuch
bei Erzbischof Dr. P.J. Cordes aus Kirchhundem
Bei Schnittchen und Bier wurden
viele Dönekes und Vertellekes ausgetauscht. Herr Cordes erzählte
uns von seinen Reisen im letzten Jahr im Auftrag des Vatikans zum
Irak, nach Mexiko und Afrika. Sehr interessant seine Erzählung
über Papst Paul II., mit dem er vom Anfang des Pontifikats an
eine herzliche Verbindung hat. Nach einem gemeinsamen Gebet und Lied
in seiner Privatkapelle schenkte er jedem von uns einen Rosenkranz.
Anschließend gingen wir nach oben auf die Terrasse. Hier hat
man einen herrlichen Blick auf die verschiedenen Gebäude des
Vatikans und die Wohnräume des Papstes.
S.B. :
Wann und wie ging es denn wieder
zurück?
M.E. :
Am Sonntag, d. 14. September,
nahmen wir um 10.00 Uhr im Vatikan am deutschen Gottesdienst teil und
statteten St. Peter einen letzten Besuch ab. Eine wunderbare Reise
ging zu Ende. Mit voll bepackten Rädern fuhren wir nun durch die
Stadt immer am Tiber entlang nach Ostia. Wir hatten noch Zeit und
verbrachten noch einige Mußestunden mit Schwimmen und
Sonnenbaden. Nach 50 km mit dem Fahrrad kamen wir am Flughafen
Fiumicino an.
Auf Vermittlung von Michael
Schütte hatten wir die Rückreise mit dem Flugzeug gewählt,
was wesentlich kürzer, angenehmer und auch preisgünstiger
war als mit dem Zug. (pro Pers. 89 €).
Durch einen Bombenalarm startete
das Flugzeug leider erst am Montagmorgen um 03.30 Uhr. Der Rest des
Fluges verlief zum Glück störungsfrei, so dass wir nach 2
Std. Düsseldorfer Boden betreten konnten.
S.B. : Manfred, wir danken dir
für diesen interessanten Bericht.
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