Es war im Spätherbst im Jahr 1940. Viele Tage hatte es schon geregnet, doch heute ist es trocken. Mit den Fahrkühen vor einem leichten Holzwagen fuhr ich einen alten, aber noch brauchbaren Eichenschrank zur Leopolds Hütte zum Heidland (Waldgemarkung in Saalhausen). Leopold ist mit seinem Motorrad schon voraus, um mir beim Abladen zu helfen. Auf dem Rückweg musste ich durch den Hohlweg, der unweit von den heutigen Peetz-Werken war. Dieser Weg war bei Nässe immer sehr schlecht und schlammig und nicht gut einzusehen. Von einiger Entfernung hörte ich Peitschenknall und Rufe wie "hop-hop-hop". Ich kam diesem Geräusch näher und sah, dass Frohnen( Schöttler ) Hermann sich mit seinem voll beladenem Brennholzwagen festgefahren hatte. Vorbei oder zurück konnte ich mit meinen Kühen und dem Wagen nun auch nicht. Der Hohlweg war an einigen Stellen so schmal, das höchstens noch ein Fußgänger an dem Wagen vorbei konnte. Beide versuchten wir nun, das Pferd zu unterstützen, indem wir in die Hinterräder packten. Doch das Pferd schaffte es nicht. Auch wir standen bis an die Knöchel im Schlamm. Mein Vorschlag, das Pferd auszuspannen und es mal mit meinen Kühen zu versuchen kam bei Hermann nicht gut an. Er sagte: (natürlich auf Saalhauser Platt) "Du mit deinen alten Schringeln ziehst den Wagen aus diesem Mist auch nicht raus". Ich sagte ihm noch: "Ich glaube, die Kühe schaffen das". Nach langem Überlegen wurde das Pferd ausgespannt und an einer Stelle, wo der Weg breiter war, angebunden. Die Kühe wurden ausgespannt und einzeln mit viel Geduld an dem festsitzenden Wagen vorbei nach vorne geführt. Behelfsmäßig haben wir die beiden Zugschwengel der Kühe mit Ketten festgemacht, Hermann war zwischen den Kühen und hat das "Stelle" hochgehalten. Nun kam der große Moment. Ich habe meine Lieblingskuh am Halter gefasst und gesagt: " Nun zeigt was ihr könnt"! Auf Zuruf zogen beide gleichmäßig an. Die Ketten wurden stramm und der Wagen kam langsam aber sicher ins Rollen und war frei. Dort, wo das Pferd angebunden wurde, war der Weg besser und kein Festfahren mehr möglich. Die Zugtiere wurden wieder getauscht und Hermann sagte dankend: "Ich habe nie geglaubt, dass Fahrkühe so stark sein können". Er streichelte beide. Zu Hause hatte man schon lange auf uns gewartet, denn es wurde schon dunkel und die Kühe mussten gemolken werden Als ich von dem Geschehen erzählte, war Leopolds Mama "Dina" stolz auf die Kühe, denn Frohnen Hermann ist ja ein Nachbar von Leopolds. Als Dank gab mir Hermann am nächsten Tag zwei Reichsmark; das war für mich damals viel Geld.
Bernhard Zimmermann, Ahornweg 6, 57392 Schmallenberg
Anmerkung der Redaktion: Herr Zimmermann ist Mitglied unseres Vereins Heimatstube Saalhausen e.V. und erhält regelmäßig unseren Boten per Post zugesendet.