Saalhauser Bote Nr. 34, 1/2014
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Josefa Berens und die Straßennamen

von F.W.Gniffke

"Ich kann nichts mehr davon hören", wird so manch einer unserer Leser denken, wenn er obige Überschrift liest. Wir vom Team des Saalhauser Boten, ehrlich gesagt, auch nicht. Was war geschehen?

An verschiedenen Orten Südwestfalens wurde die Entfernung der Straßennamen von Josefa Berens, Maria Kahle und anderen in das Naziregime verstrickter Sauerländer Schriftsteller/ Kulturschaffender gefordert. Die Argumente dazu sind der Öffentlichkeit hinreichend bekannt und brauchen hier nicht wiederholt zu werden. Wir waren anfänglich der Meinung, dass man ja Josefa Berens als Mitläuferin eingestuft hatte und mit ihr sicherlich auch exemplarisch vor politischer Naivität gewarnt werden könnte, so dass wir anfänglich gar nicht für eine Änderung waren.

Der ehemalige Kreisheimatpfleger, Günter Becker, hat uns in einem Gespräch aber sehr nachdenklich gemacht, als er darauf hin wies, dass mit jeder Straßennamensbenennung gleichzeitig auch eine Ehrung des Namensträgers einher geht.

Nach Anträgen der CDU und der Grünen wurde ein Ratsbeschluss gefasst, der die Umbenennung zur Folge hat. In der Presse war zu lesen: „Gleichzeitig begrüßte sie (Frau Orth- Sauer von den Grünen) die inzwischen erfolgte Schließung der Heimatstube in Saalhausen.” Zu dieser Formulierung sahen wir uns veranlasst, eine Stellungname abzugeben, hier noch einmal zur Kenntnis:



Verein Heimatstube Saalhausen e.V. bitte nicht mit Josefa-Berens-Stube verwechseln

Der Verein Heimatstube Saalhausen e.V. stellt zu dem Artikel von Werner Riedel "Vollmer: der Status der Erzähltante ist kaputt" folgendes fest:

Auf Anregung des verstorbenen ehemaligen Verkehrsvereinsvorsitzenden Benno Rameil wurde der seit langem gemeinnützige Verein am 18.02.2002 gegründet. Er trägt den Namen „Heimatstube Saalhausen e.V.”.



Wenn es in dem oben erwähnten Artikel heißt: „Erfreulich sei auch, dass die derzeitige Schließung der Heimatstube in Saalhausen gemeinsam mit den Verantwortlichen vor Ort einvernehmlich beschlossen worden sei, so ist das falsch. Es wurde die Josefa-Berens-Stube geschlossen.

In der Satzung des Vereins Heimatstube Saalhausen e.V. heißt es im §2:

Der Verein fördert Kunde, Geschichte und Brauchtum der Heimat. Er gibt eine Zeitung heraus, unterhält ein Archiv und strebt eine ständige Ausstellung heimatkundlicher Werke und Gegenstände an. Er gibt Hinweise zur Denkmalspflege und Ortsgestaltung für die Ortsteile Saalhausen, Gleierbrück, Störmecke und Umgebung; daneben veranstaltet er heimatkundliche Unternehmungen für jedermann.

Auf Bitten der Geschäftsstelle des Verkehrsvereins Saalhausen hatte sich der Verein Heimatstube Saalhausen e.V. in Absprache mit Verantwortlichen der Stadt Lennestadt damals der Josefa-Berens-Totenohl-Gedenkstube (so hieß sie jahrelang) angenommen und sie betreut. Mit den Personen des Redaktionsteams des Saalhauser Boten (Dorf- und Vereinszeitung), Verantwortlichen der Stadt und der Kreisheimatpflegerin, Frau Falk wurde die „Gedenkstube” dann umstrukturiert.

In neu gestalteten Räumen entfiel der Gedenkcharakter. Der Name hieß bis zuletzt Josefa-Berens-Stube und unter diesem Link in der Homepage des Vereins Heimatstube Saalhausen e.V. konnte man Infos über Öffnungszeiten und Inhalte der Stube erhalten. Herr Heinrich Würde war Ansprechpartner. Selbstverständlich haben wir vom Vorstand dann jetzt unter dem obigen Link den Hinweis gesetzt: „Die Ausstellung ist geschlossen und wird zurzeit thematisch neu aufgebaut.”

In der Tat wurde eine Neustrukturierung in Gang gesetzt (seit Ende 2012 laufen Gespräche) und sie soll nun bald in die Tat umgesetzt werden. Unter www.saalhauser-bote.de kann das Konzept im Boten Nr. 31 Ausgabe 2/2012 nachgelesen werden. Nach einem passenden Namen wird zurzeit gesucht.

Das Team des Saalhauser Boten ist mit der klaren Entscheidung des Rates der Stadt Lennestadt völlig einverstanden. Wie man dem Konzept entnehmen kann, wird unter dem Stichwort Autoren und Autorinnen aus Lennestadt als Menschen und Schreibende in ihrer Zeit neben anderen auch Josefa Berens als Schriftstellerin und Malerin in ihrer Verstricktheit in den Nationalsozialismus gezeigt werden müssen.

Liebe Leserinnen und Leser, Sie sehen, das Thema ist vielschichtig und Vergangenheitsbewältigung darf sicher nicht beim Ändern der Straßennamen enden.

Uns bleibt aber ein ganz herzliches Wort des Dankes unserem Teammitglied Heinrich Würde zu sagen. Danke für seine ehrenamtliche Arbeit in der Josefa-Berens-Stube und bei der Entwicklung des neuen Konzeptes. Er ist bereit, wie wir alle vom Team, die Neukonzeption praktisch umzusetzen.

Wir suchen nach einem passenden Namen und nach „Materialien”, die uns helfen, so dass Saalhausen ein Museum erhält, in dem die Geschichte des Tourismus in Form einer Zeitreise gezeigt werden kann und in dem Autoren und Autorinnen aus Lennestadt als Menschen und Schreibende in ihrer Zeit, neben anderen auch Josefa Berens als Schriftstellerin und Malerin in ihrer Verstricktheit in den Nationalsozialismus, gezeigt werden müssen.

Wir brauchen aber auch Helfer und Kümmerer. Sprechen Sie uns an!

Am Donnerstag, dem 20.03.2014 um 18:30 Uhr hatte der Bürgermeister der Stadt Lennestadt, Stefan Hundt, zu einer Bürgerversammlung zur Umbenennung der Straßen „Josefa-Berens-Straße”, „Frau Magdlenen-Straße” und der „Femhofstraße” eingeladen.

In der Ratssitzung vom 26. Februar 2014 hatte bekanntlich der Rat der Stadt Lennestadt mehrheitlich beschlossen, die Straßennamen zu ändern, weitere Informationen s. Artikel Dorfchronik in dieser Ausgabe, S.34f.


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