Die alten Fotos auf dieser Doppelseite stellte uns unser Leser Heinz Rameil zur Verfügung. Außerdem zur Einsicht die „Heimatblätter für den Kreis Olpe”, 16. Jahrgang Nr. 9/12, 1939. Darin finden wir u.a. eine Aufzeichnung der „Hütten, Hämmer und Bergwerke im Kreis Olpe 1612”(Quelle: Staatsarchiv Münster, Herzogt. Westfalen, L.A.A., V1 Nr. 17 a, S. 478 ff): 33) Peter Zepffenfelt und Hinderich Beugemann, Hamer unter Saalhausen. 30) Hinderich Syller, ein Hamer unter Saalhausen mit zwei Herden.
Die plattdeutsche Geschichte am Schluss des Heftes wollen wir Ihnen nicht vorenthalten:
En echten Hasenbrohn? Et is alt lange Johre hiar, awwer wohr is et, wat ick hi vertelle. Dai ale Bitteren Hannes van Rua was siin Liawen lang geren op de Jagd gegangen.
In sinem Aller wurte hai nu kröchig un hai kunn balle nicks mey sein. Met der Flinte kunn hei nu nit mey ümmegohn. Doch sou af un tau en Hasenbrohn muchte hän: hai stallte imme Biarrige Schlingen. Hai ha ouk sinen Nower, den alen Reuber, in dai Sake ingewigget. Dai nit ful, gung eynes Marrigens nu eys an den Schlingen verbi. En fetten Hasen, dian hai funk, nohm hai ut diar Schlinge un dai sull met in Reubers Kuakepott. In dai liegge Schlinge stok hai nu en Stuken, dai as sou en Hasen utsog.
Dai Reuber was mit siner Arrewet noch nit feyrig, da horte hai Hechen un Schritte. Dat kunn blous der ale Bitteren sin. Allsou fix hinger en Dänne verstuaken! Dai Hannes koom op fiif Schritt an dai Schlinge. Dann keyk hai sik no allen Siten ümme, as dai Luft ouk reine wör. Et muchte wall alles stemmen. Hai gung op den Stuken in der Schlinge los und sachte in sinem Spaß (sougar op houchdütsch!): „Sieh, Häschen, das hättest du auch nicht geträumt!” - Dai Brohn sall emme awwer nit geschmacket hän. Dai ale Reuber makete sik nu hinger der Dänne dünne. Asse sou fufzig Meyter van dem Hannes af was, dregete sik rümme und sachte, den Hasen houge in der Hand: „Ja, Hannes, das hätteste auch nicht gerochen, dass das Häschen mit mir gegangen ist!” A. Scheele
Eine weitere Broschüre, die wir von Heinz Rameil erhielten, lautet „Von der Mark und Freigrafschaft Hundem zur neuen Gemeinde Kirchhundem”. Herausgegeben zum Jubiläumsfest am 3. Juli 1971 der Soldaten-Kameradschaft 1896 e.V. Kirchhundem. Auszugsweise drucken wir hieraus die Abhandlung zur Besiedlung unserer Heimat. Interessant sind darin vor allem die Hinweise auf den Verlauf von Straßen und Wegen sowie die Ursprünge vieler Ortsnamen im Sauerland:
Unsere Heimat war bis ins vorletzte Jahrhundert hinein recht unwegsam. Die vorgeschichtlichen „Straßen", die meistens nur über Höhenrücken führten, waren ebenso wie die Verbindungswege zwischen den einzelnen Siedlungen in frühgeschichtlicher Zeit nur schmale Waldwege. Durch unseren Raum führten folgende Straßen: Die Heidenstraße von Köln nach Kassel-Leipzig über Deuz, Pattrath, Hebborn, Wipperführt, Meinerzhagen, Valbert, Nierhof, Hespecke, Attendorn, Schnellenberg, Dünschede links liegenlassend, Lohmke, Vörde, Elspe, Bracht, Wormbach, Oberkirchen, Winterberg.
Dann von Frankfurt nach Soest, Münster über Hadamar, Siegen, Littfeld, Welschen-Ennest, Kirchveischede, Bilstein, Elspe, Cobbenrode, Eslohe, Meschede. Von Hilchenbach, gedeckt durch Erdwälle, führte der an Brachthausen, Flape, Stüvelhagen vorbeigehende Kriegerweg nach Würdinghausen, Totenohl, Wormbach.
Endlich streifte ein prähistorischer Weg, die Fortsetzung der durch starke Erdwälle gedeckte Eisen- und Napoleonstraße (Westerwald-Stiegelburg, Lahnkopf, Ederkopf, Giller, Steinhölzerlah) auf der Wällmecke bis Heinsberg, den Heimatkreis und führt über das Rothaargebirge zum Astenberg und weiter nordwärts zur Weser. Eine durch Erdwerke stark geschützte frühgeschichtliche Heeresstraße führte von Oberkassel aus dem Bröhltal hinauf über Hünsborn, Kleusheim, Welschen-Ennest. Diese Straßen führten meistens über Höhenrücken und waren Waldwege. In der nächsten Nähe der Orte wurden sie zu tiefen Hohlwegen.
Damit der Verkehr auf diesen Straßen durch Fehde, Raubritter oder Wegelagerer nicht gestört wurde, schlossen die größeren Orte bald untereinander Landesfriedensbündnisse. So bestimmte der Landfrieden, dass alle Kirchen und Kirchhöfe, alle Hausleute und deren Leib und Gut sicher sein sollen, ebenso der Pflug mit seinem Gespann, ferner alle Kaufleute und Pilger und geistlichen Leute auf der Straße. Wer ihn bricht, steht sofort in des Reiches Acht und Feme und ist rechtlos.
Zur Sicherung wurden bewaffnete Scharen gebildet. So hatte Attendorn bereits im 13. Jahrhundert zu diesem Zwecke bereits zwei Schützenkompanien. Auf diesen alten Straßen vollzog sich Handel und Verkehr und an ihnen wurden auch die ersten Siedlungen gegründet.
Die älteste Siedlungsschichte weist nur dünn besäte Wohnsitze an günstigen Stellen, meist in Haupttälern auf. Die Gewässer, an denen sie angelegt waren, wurden zuerst benannt und zwar zu einer Zeit, als das Wort Bach, Becke, Micke noch nicht zum Benennen von Gewässern gebraucht wurde. Zu der Zeit dienten die Worte Alia, Ape, Mene, zur Benennung von Gewässern. Die alten Zusammensetzungen als zweiter Teil des Namens wurden immer mehr verkürzt und verstümmelt. Die so in den ersten Jahrhunderten unserer Zeitrechnung, vielleicht auch schon früher entstandenen Siedlungen: Lenne, Altenhundem, Flape, Elspe, Veischede, Repe, Elben, Wenden, Olpe, Brachtpede, Herpel, Listernohl, Fretter, dazu kommen noch die nicht an einem Gewässer liegenden Orte, Theten, Bonzel, Jäckelchen, Attendorn, Helden, Sporke.
Die mittlere Siedlungsschicht unserer Heimat fällt in die Zeit vor den letzten Kämpfen der Römer mit den Franken, bis zur Unterwerfung der Sachsen etwa bis zum 5. bis 8. Jahrhundert. Die überschüssige Bevölkerung konnte sich zu dieser Zeit in der Fremde keine Heimat mehr erkämpfen, sondern war auf dem Anbau im Stammlande angewiesen. Es sind dies die Orte: Auf Dorf, Trop, Bach, Micke, Becke, Heim, Ingen, Hausen, Inghausen, Feld, Bracht, Bert und Mert. Diese Orte liegen schon mehr an der Grenze und nicht an den günstigsten Stellen, aber auch nicht an den ungünstigsten wie die jüngste Schicht. Diese liegen in kleinen Tälern, oft auf der Höhe oder auch mitten im Haupttal, den Winden und Überschwemmungen ausgesetzt.
Für die jüngste Schicht ist typisch der diesen Orten wenigstens mundartliche vorgesetzte Artikel, wie „In der Niäge (Neger), „In der Wirme" (Op dem Heinsberge), „In der Rinsecke" (Rinsecke). Dazu die Orte, zu deren Bildung die Ausdrücke für den Wald seine Rodungen und Bäume benutzt sind. Also Wald, Berg, Loh, Busch, Hagen, Heide, Liehe, Buche, Erle, Tal, Bruch, Siepen, Born, Teich, Furt, Schott, Weide, Hütte, Winkel, Egge, Feld, Acker.
Um Christi Geburt war der Wilzenberg bei Grafschaft, an der Heidenstraße gelegen, der Kulturmittelpunkt der am weitesten westlich stehenden Vorhut der Chatten, die ihre Wohnsitze im heutigen Hessen schon inne hatten. Sie hatten ihren Namen von ihren typischen Ringwällen auf Bergeshöhen. Ihre ältesten Talsiedlungen sind hauptsächlich gekennzeichnet durch die Endsilbe la, wie Doria, Fleckmar, Meilar, Nutlar, Berlar, Schülar, Bonzlar. Ihr Ausgangsgebiet ist das der oberen Eder, Ruhr und Lenne.
Wie die Hundemerursprungsmark sich ursprünglich weiter nordwärts dehnte und zwar bis zur Wasserscheide der Arpe (Wenne) und Gleie gleich Stilpe (Lenne) ging auch die Saalhäusermark ursprünglich so weit, also bis zur Höhenlinie Bracht-Hülsberg. Diese Mark nördlich der Lenne mit dem hohen Lehnberg als Mittelpunkt bildete die sogenannte Hoch- und Gleiermark. Sie wurde am 27. März 1751 unter die Interessenten verteilt und zwar zu 60 DM den Anteil. Mit dieser Gemeinheitsteilung und endgültig 1831 mit der Herstellung der Katasterkarten rückte die nunmehr starre Grenze der Saalhauser und damit der Hun- demerursprungsmark etwa um 1 ½ km südlicher, auf die heutige gleichzeitige Kreisgrenze bzw. auf die Linie Jürgensberg, Jüberg, Lehnberg, Hülsberg.
Die südliche Grenze der Saalhauser Mark bildete die Wasserscheide der Lenne und Selbecke (Hundem bzw. die Höhenlinie Rennacken-Steinernes Kreuz-Ilberg, Dolberg,Roßnacken). Im Osten scheidet der Goldstein, im Westen der Stöpelkopf. Wie der hohe Lehnberg mit seiner Wallburg der frühgeschichtliche Mittelpunkt, Kunststätte und Zufluchtsort der Saalhauser und Stützpunkt und Grenzfeste der Hundemermarkgenossen war, so wird auch die Talsiedlung Saalhausen ursprünglich der Bedeutung dieses dicht an der uralten Heidenstraße liegenden Gebietes entsprechend, wenigstens von der sächsischen Einwanderung an, einen Herrensitz, ein Salhus gehabt haben, nach dem es seinen Namen führt. Der Stamm Saal bedeutet Gebäude (nur aus einem großen Saale bestehend), also herrschaftliche Wohnung, Herrenhof. Es gibt auch eine Deutung, dass Saal feuchte Niederung bedeutet. Für die erste Deutung spricht der zum Schultenhofe, der zur Hundemer-Freigrafschaft gehörende Burghügel mit Graben, welcher 1578 urkundlich erwähnt ist und sich noch 1820 erhalten hat.
Kirchlich gehörte Saalhausen ursprünglich zu Wormbach, von 1072 zur Pfarrei Grafschaft Lenne, später zu Lenne. 1836 wurde Saalhausen eigene Pfarrei. Die alte Kirche stammte aus dem 14. Jahrhundert, sie stand bei Hochwasser ständig unter Wasser. 1910 wurde die jetzige Kirche gebaut.
Plattdeutsch Miellemcke, 1284 Myccelenmike, 1297 Melekenbeke, 1756 Melekenbracht. Es gehörte der 3. Siedlungsschicht an. Mic - Mis — Mig bezeichnen einen Sumpfboden, sodass das Wort von Sumpfbach herkommen kann. Die erste urkundliche Erwähnung haben wir im Jahre 1287 vom Kloster Grafschaft. Die Kapelle soll aus dem 18. Jahrhundert stammen, doch war schon 1660 eine Kapelle und ein Kirchhof vorhanden. 1818 hatte Milchenbach 175 Einwohner.
Unsere Leserinnen Erna Schmies und Aloisia Schweinsberg kannten die Details zum Bild: Das aufgeführte Stück hieß „Die Hl. Elisabeth” und wurde 1930—1931 aufgeführt.
Auf dem Bild sind (hintere Reihe, von links nach rechts)
Vordere Reihe (von links nach rechts):
Die Redaktion dankt Frau Schmies und Frau Schweinsberg für ihren Beitrag.