Saalhauser Bote Nr. 31, 2/2012
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Hamers niersten, Hamers obersten, Metten Hausnamen und die historische Entwicklung auf einem Teil der Jenseite

von Georg Pulte


Angeregt durch einen Beitrag im Saalhauser Boten zu Saalhauser Häusernamen, möchte ich einmal konkret darstellen, wie sich im Laufe der letzten Jahrhunderte der Bereich um die heutige Straßenbezeichnung Metten Hof entwickelt hat.

Zunächst zum Familiennamen Hamer. Der Name lässt sich herleiten vom Betrieb eines Hammerwerkes zur Eisenverarbeitung auf der Störmecke. Vermutlich schon um 1350, als ein Hamer von Saalhausen in einer Urkunde genannt ist, produzierte man u.a. landwirtschaftliche Geräte für das Kloster Grafschaft sowie auch Waffenteile. Die Hamer waren aber auch Landwirte auf einem Pachthof des Klosters, gelegen nach heutiger Bezeichnung auf der Jenseite 3.



Die Grundrisse Metten Hof in die heutige Flurkarte übertragen. A Speicher (ursprünglich Backhaus) Erstmalige Erwähnung an diesem Standort im Steuerregister 1565, B Scheune abgebrannt im Juni 1868. C Bienenhütte Nebengebäude gemäß dem Provinzial-Feuerversicherungsschein 1865. D Schweinestall

1687 konnte die Familie den recht umfangreichen Hof kaufen und ein neues Bauernhaus errichten. Um 1775 teilte man den Besitz dann in zwei vollständige Bauerngüter, für die sich im Dorf die Namen Hamers niersten und Hamers obersten einbürgerten. Eine besondere Geschichte ist es, wie auf den Hamers niersten Hof der Name Hennes kam. Der Hoferbe Johann Eberhard Hamer wurde durch seine Familie enterbt, denn er hatte sich eines schweren Vergehens schuldig gemacht: Er hatte eine evangelische Frau geheiratet. Da kann man heute nur noch staunen.

Die junge Familie erhielt ratenweise 400 Thaler Entschädigung und soll später in Hamburg eine neue Bleibe gefunden haben. Hoferbin wurde daraufhin seine Schwester Eva-Maria, die 1816 Johann Hennes heiratete.

1868 änderte sich dann einiges im Leben der Familien Hamers obersten und Metten. Franz Metten, damals 10 Jahre alt, war an einem Vormittag im Juni 1868 in der Schule neben der Kirche, als der Lehrer aus dem Fenster sah und plötzlich rief: „ Metten Hof brennt!" (Der ursprüngliche Metten Hof lag damals, wie aus dem Lageplan ersichtlich, etwa 40 m vor meinem Neubau aus dem Jahre 2010.) Durch die Stroheindeckung auf den Dächern konnte das Feuer schnell von einem Gebäude zum anderen übergreifen. Gute Helfer aus dem Dorf konnten noch wertvolle Möbel aus dem brennenden Haus heraustragen, die noch heute in meinem Besitz sind und teilweise damals schon um 100 Jahre alt waren. Ansonsten blieb den Menschen zu dieser Zeit nichts anderes übrig, als noch das Vieh aus den Ställen zu retten und dann zuzusehen, wie die Flammen alle Gebäude vernichteten.

Als Brandursache nahm man zunächst an, Handwerksburschen hätten das Feuer gelegt. Nicht auszuschließen war aber auch, dass die eigenen Kinder beim Spielen den Brand entfacht hatten.

Die Familie Metten war dankbar, im Haus Hamers obersten Aufnahme zu finden. Besonders für Ottilie Metten, geb. Stratmann / Stöppel wird es eine sehr belastende Zeit gewesen sein, mit vier kleinen Kindern im Alter von 3 bis 10 Jahren. Erschwerend kam hinzu, dass ihr Mann Leopold Metten bereits schwer krank und bettlägerig war. Er hatte im Jahr zuvor die Bruchsteinmauer im Lennebogen gegenüber der Stenn gebaut. Zur Unterstützung war dabei auch ein Pferdegespann von Stratmanns eingesetzt und auf Metten Hof untergebracht. Durch monatelange Arbeit im kalten Wasser der Lenne zog sich Leopold Metten eine tödliche Krankheit zu und starb im Februar 1872 im Alter von 44 Jahren. Trotz alledem musste an den Neuaufbau gedacht werden.

Am alten Standort wollte die Familie Metten nicht wieder bauen, weil es hier immer wieder zu Überflutungen bei Hochwasser kam. Der Lennearm Richtung Wiebern bestand nicht mehr und so war der Wasserabfluss schwieriger geworden. Der Einbau von Müllers Stauwehr in die Lenne, einige Jahre später, verschlechterte die Hochwassersituation dann zusätzlich. (heute zwischen CafeĀ“ Heimes und Kurpark). Noch in den 1920er und 1930er Jahren haben sich viele Saalhauser mit aller Kraft für die Beseitigung der Schlacht eingesetzt, was schließlich mit dem Verkauf an die Elektrizitätswerke Siegerland und dem Bau eines Wehres mit selbsttätiger Stauhöhenregulierung endete. Aber das ist eine andere Geschichte.

Von Schulten, heute Illigens / Weber, konnte ein Baugrundstück am Hang gekauft werden, die heutigen Hausplätze Rameil und Voss, auf der Jenseite 21 und 23. Später hat Bernhard Schulte einmal meinem Großvater Franz Metten diesen Vertrag gezeigt. Dann reifte die Überlegung, das Haus Hamers obersten zu erwerben, das aus finanziellen Gründen verkauft werden musste - zu sehen in einer dem Kaufvertrag beiliegenden zweiseitigen Liste mit auf dem Haus lastenden Hypotheken von insgesamt 2800 Thalern. Hamers obersten hatten es nicht schaffen können, seit dem Bau des großen Hauses 52 Jahre zuvor die Schulden zu tilgen.



Der Kaufvertrag in Auszügen (Originaltext): „Kaufvertrag abgeschlossen zwischen Landwirth Franz Anton Hamers Verkäufer und Landwirth Leopold Metten Käufer, beide hies. wohnend. §1 Franz Anton Hamers verkauft dem Leopold Metten sein in der Steuergemeinde Saalhausen belegene, sog. Hamers obersten Wohnhaus nebst Scheune mit Haus und Hofraum, den dabei belegenen Garten und Obstgarten, die Bleichstätte am Wasser sowie sechzig Fuß breit und 113 1/2 Fuß lang und dem Grashof hinterem Hause, ferner seine Wiese im Einege, an die Wiese des H. Rameil an die Finken Wiese und an den Höhenweg stoßend für den vereinbarten Kaufpreis von 3000 Thlr geschrieben dreitausend Thaler. §6 Verkäufer verbleibt bis Ende November nächsten Jahres mit Familie beim Käufer in Wohnung und zwar fünf Monate Pachtfrei weil Käufer ebenso lange pachtfrei beim Verkäufer gewohnt hat.



Gelesen genehmigt unterschrieben Saalhausen den Siebenzehnten November Eintausendachthundertacht u. sechzig Leopold Metten Franz Anton Hamers. Die eigenhändigen Unterschriften bescheinigt Müller Vorsteher. Der mir laut vorstehendem Kaufvertrage zustehende Kaufpreis von dreitausend Thaler ist mir heute von dem Leopold Metten zu Saalhausen bar bezahlt, worüber ich hiermit quittiere. Kirchhundem den 9. März 1869 Franz Anton Hamers Zeuge Anton K. Grobbel von Lenne Anton Kristes gt. Schauerte, in Milchenbach.” Ein neues Haus Hamers obersten sollte entstehen und so wurde auf dem nicht an Metten verkauften Teil des Grashofes das heutige Haus Schmelter / Maschke, Auf der Jenseite 9, erbaut. Ursprünglich kleiner und mit anderer Giebelausrichtung als heute. Landwirtschaft war noch vorhanden, so dass auch die auf dem verkauften Haus haftenden Abgaben zum Unterhalt der Pfarrei wie Messhafer, Messroggen und Küsterroggen jährlich weiter von Hamers entrichtet werden sollten. (kommentierte Auszüge aus dem § 4 des Kaufvertrages).

Dann mussten Hamers obersten erneut verkaufen. Die Familie Schmelter erwarb das Haus und auch die land- und forstwirtschaftlichen Grundstücke.

Nach Erzählung von Herrn Willi Schmelter hat der letzte Eigentümer von Hamers obersten später im Haus Tröster, In den Peilen 17, gelebt. Willi Schmelter kann sich gut erinnern, als Kind dem alten Herrn Hamers regelmäßig im Herbst einen Korb Äpfel gebracht zu haben, von dem Boskop-Baum in nunmehr Schmelters Garten. Eine nette Geste.

Die heutige Straßenbezeichnung Metten Hof ist zwar nicht genau am Ort der ursprünglichen Lage des Hofes, der Gebrauch im Ort hatte sich später aber auf das Haus Hamers obersten verlagert. Somit ist der Straßenname schon zutreffend.

Und die Veränderung geht weiter, wie in den letzten Jahren zu sehen ist. Durch neue Situationen und Ereignisse ausgelöst, nur heute oft schneller als in den vergangenen Jahrhunderten.



Metten, vorher Hamers obersten, zum Jubiläumsschützenfest 1935. Im Giebel die Fahne des Kaiserreiches: Schwarz, weiß, rot. Die einzige, die außer der Hakenkreuzfahne noch erlaubt war. Der Wiebernbach ist nach langer Auseinandersetzung neu verlegt und in Bruchsteinmauern gefasst. Die Gemeinde Saalhausen ließ das Ausschachten und Setzen der Mauern in Notstandsarbeit ausführen, einer staatlichen Form der Beschäftigung Arbeitsloser. Zuvor floss der Bach entlang der Wiebernbachstraße, heute: In den Peilen / Auf der Jenseite, und mündete erst unterhalb In den Peilen in die Lenne.


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