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Saalhauser Bote Nr. 30, 1/2012
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Dr. Klaus Peter Wolf verstarb nach langer schwerer Krankheit

von F.W.Gniffke

Nicht nur das Botenteam trauert um den beliebten Saalhauser Landarzt Dr. Klaus Peter Wolf, der am 19.01.2012 nach langer schwerer Krankheit verstarb.

Viele Bürger aus Saalhausen und über Saalhausen hinaus erinnern sich noch gerne an ihn, an ihn, der half, wo es etwas zu helfen gab. Er war schon sehr früh ein Arzt des Vertrauens, der sichere Diagnosen stellte und der auch alte bewährte Hausmittel einzusetzen wusste statt mit Pillen „nur so um sich zu werfen”. So habe ich ihn als Mediziner erlebt. Und ich habe auch den „knorrigen” Freund erlebt, der gerne seine Stimme kritisch zu anstehenden gesellschaftlichen Themen erhob.

Beispielgebend sei an die Zeit erinnert, als er es mit Gleichgesinnten schaffte, dass eine Müllverbrennungsanlage für Lennestadt abgewendet werden konnte.



Die Ärzteschaft und somit auch seine Patienten hatten in ihm einen starken Streiter gegen übertriebene Gesundheitsreformen. Norbert Blüm und dessen Staatssekretär erklärte er zu seinen Gegnern - vor seinem Haus steht noch heute eine fast lebensgroße Plastik, die er selbst töpferte und mit der er seinen Frust an der verordneten „Bürokraten-Medizin” abreagierte. (BILD)

Neben seinem Lieblings-Hobby, dem Töpfern, war er außerdem ein interessanter Schriftsteller. Schon für die Ausgabe Nr. 2 von 1998 beschenkte er uns in unserem Saalhauser Boten mit einem Beitrag. Jahrelang war er dann Mitarbeiter unseres Teams mit Beiträgen wie: „Doktors Vertellekes”, die wir seinen beiden Büchern „…ich will aber keinen Cognac” und „Der Leich ist weg!” entnehmen durften. Beide Bändchen enthalten Anekdoten aus 30 Jahren Landarztpraxis und sind erschienen im Verlag Haag + Herchen, Frankfurt.



Mit spitzer Feder (siehe Ablichtung der Karikatur auf der Titelseite eines seiner Bändchen) schrieb er auch in unseren Tageszeitungen scharfe Leserbriefe. Nach dem Tod seines Freundes Hannes Tuch gab er „Mein Denken an Dich”, Hannes Tuchs Biografie der Josefa Berens-Totenohl heraus.

Jetzt denken wir an ihn und uns bleibt nur noch zu danken. Wir danken einem Menschenfreund mit Ecken und Kanten, zu dem man großes Vertrauen hatte, der half, wo er nur konnte. Viele Schicksalsschläge hatte er zu erdulden, bis seine Kraft ihn verließ. Unsere Gedanken sind auch bei seinen Angehörigen.

Zur Erinnerung an unseren verstorbenen Mitarbeiter Dr. Klaus Peter Wolf drucken wir hier noch einmal aus Ausgabe Nr.3 1998, S.3 seine Geschichte „Ein Tännlein aus dem Walde ab:

Ein Tännlein aus dem Walde - von Klaus Peter Wolf -

Endlich Heiligabendstimmung: Schneeflocken. Fernes Glockengeläut. Sanfter Lichterglanz. „Stille Nacht,...." - Die Kinder warten bebend auf die Bescherung. Da tritt unsere 8-jährige Kerstin vor ihre Brüder, um erst ihr Weihnachtsgedicht vorzutragen: „Ein Tännlein aus dem Walde..." Rrrring ".!! schrillt da das Telefon. Ich habe Bereitschaftsdienst und muss hinaus. Der Besuch bei einem Fieberpatienten wird nicht lang dauern, und die Kinder wollen warten. -

Nach meiner Rückkehr beginnt Kerstin voller Ungeduld, erneut zu deklamieren „Ein Tännlein ...", wie auf ein Stichwort schrillt das Telefon erneut. Dann folgt ein ganzer Block von dringenden Hausbesuchen. Die Bescherung muss ohne mich stattfinden!

Nach Mitternacht bin ich zurück: -Gut hundert Kilometer durchs schneeglatte Sauerland liegen hinter mir,- Kilometer zwischen Christbaum, AOK, Humanitas. Unsere Kinder schlafen schon. Gute-Nacht-Kuss. Meine Frau bettet sich neben das Telefon.

Endlich kann ich nach Vätersitte ungestört das Weihnachtsspielzeug ausprobieren. Die Eisenbahn mit dem neuen Weichensystem fasziniert mich. Weitere Besuche sind -hoffe ich - kaum zu erwarten....

Beim Umklemmen von Kontakten gegen zwei Uhr nachts der Hilferuf einer Siebzigjährigen: „Dokter, iäk hiäbe't säou met mien Hiärte ...!" Ich lege meine Stirn in Falten: Alter, Hochdruck, Diabetes, Einsamkeit, Wetter: Infarktverdacht! Doch als die Patientin mir ihre Haustür öffnet, sage ich spontan bei ihrem Anblick: "Das ist aber sicher kein Herzinfarkt!" "Naj," bekennt sie, "mien Hiärte, dat bollert bleouß seou'n kitzken. -Aber dr Hansi iß ganz dulle ! Dat kiämet siäker van dr niggen Heuzunge. Se rappelt und stinket ganz wähne." Während ich nach der Sicherung der Elektroheizung suche, erklärt mir die gute Frau: "Aiß letzten Mondag hiät se dr Hiltenkamp inbugget:, - aber seoun Elektriker kannße doch nit riut-schmieten ümme dise Tied - amme Hilligen Aobend..." —

Ich drehe die Sicherung heraus, decke den Kanarienvogel Hansi zu und spritze seinem Frauchen ein Beruhigungsmittel.

Zuhause, auf meinem Kopfkissen, liegt ein aufgeschlagener Edeka-Kalender mit Gedichten: „Ein Tännlein aus dem Walde, und sei es noch so klein..."


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