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Saalhauser Bote Nr. 32, 1/2013
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Soldatenschicksale

Soldaten des II. Weltkriegs aus Saalhausen
- Einzelschicksale -

August Rameil (Kohlhof)

wurde am 14. Februar 1923 als erstes von sechs Kindern der Eheleute Josef und Maria Rameil geboren.





Der Saalhauser Lehrer Paul Padberg, zu jener Zeit bei der Zahlmeisterei in Paderborn eingesetzt, unterhielt im Dezember 1941 Briefkontakt zu August Rameil, der in Paderborn stationiert war. So ist auf einer Karte vom 16. Dezember 1941 zu lesen:

„Lieber August, durch deine Mutter erfuhr ich über meine Frau, dass du auch in Paderborn bist. Ich habe nun gestern zweimal versucht, dich telefonisch zu erreichen. Da dies nicht möglich war, habe ich dir durch deine Schreibstube mitteilen lassen, du möchtest Montagabend ½ 8 Uhr am Bahnhof sein. Ich habe bis 8 Uhr am Bahnhof gestanden, aber du warst nicht gekommen. Teile mir nun bitte mit, wann und wo wir uns treffen können. Du kannst mich auch fernmündlich unter Nr. 3741, Apparat 13 bis nachmittags 4 Uhr erreichen. Also lass bald von dir hören.

Mit freundlichen Grüßen, dein Paul Padberg.”

Per Feldpost ging die Nachricht an Augusts Eltern, dass ihr Sohn bei heftigen Kämpfen am 15. Juli 1943 um die Höhen südlich von Adejewka, nordöstlich Belgerod gefallen ist. Das Schreiben ist vom 19. Juli 1943, Absender ist die Dienststelle Feldpost-Nr. 15247 und unterzeichnet von Oberleutnant und Kompaniechef Tauber. Das Schreiben ist handschriftlich abgesetzt und wurde am 30. August 1943 vom damaligen Saalhauser Bürgermeister Rameil in Maschinenschrift übertragen und beglaubigt.

Ein Kriegskamerad schildert Augusts Vater in einem handschriftlichen Brief vom 28. August 1943 die Ereignisse am und um den 15. Juli 1943. Der Brief endet: „In der Hoffnung, dass dieser grausame Krieg bald ein Ende findet, verbleibe ich, Ihr Hans Koslowski”.

Augusts Bruder Heribert Rameil (Kohlhof)

ist einen Tag zuvor, am 14. Juli 1943 gefallen.





Er wurde geboren am 7. August 1924 als Sohn der Eheleute Josef und Maria Rameil geboren.

In einem Schreiben vom 12. August 1943 teilt Korvettenkapitän Kuhnke Heriberts Eltern mit, dass das U-Boot, auf dem sich Heribert befand, seit dem 14. Juli 1943 vermisst wird und das über das Schicksal ihres Sohnes und seiner Bordkameraden nichts bekannt ist.

In einem Schreiben vom 12. November 1943 teilt Oberleutnant M.A. Neumeier mit, dass sich nach amtlicher Meldung sechs Besatzungsmitglieder des Bootes in Gefangenschaft befinden. Aus deren Briefen nach Hause sei aber nichts über den Verbleib oder Rettung weiterer Besatzungsmitglieder bekannt. Mit der Länge der Zeit werde nun ein günstiger Ausgang des Schicksals von Heribert immer geringer.

Am 2. Mai 1944 dann ein erneutes Schreiben von Korvettenkapitän Kuhnke. Ein Hoffen auf ein Lebenszeichen von Heribert Rameil habe sich nicht erfüllt. Außer den sechs gefangenen Soldaten hat die gesamte übrige Besatzung mit ihrem Kommandanten, Kapitänleutnant Würdemann, den Heldentod gefunden. Der Todestag ist der 14. Juli 1943. Das Ubootskriegsabzeichen wurde dem Maschinengefreiten Heribert Rameil posthum, am 14. Juli 1943, verliehen. Heriberts Bruder August Rameil ist einen Tag später, am 15. Juli 1943 in Russland gefallen.

Hans Schmidt, einer der sechs Besatzungsmitglieder die den Untergang des U-Boots überlebt hatten, schreibt am 1. März 1949 aus Stakendorf-Strand an Maria Rameil: „Sehr geehrte Frau Rameil, endlich kann ich Ihnen den lang erwarteten Bericht geben. Leider hat es etwas lange gedauert, da mein Vater schon seit 1945 von den Russen verschleppt wurde und meine Mutter seit dieser Zeit arbeiten muss und nicht so viel Zeit hat.

Über Ihren Sohn kann ich Ihnen leider nichts Genaues schreiben, da ich ihn nicht persönlich kannte, jedenfalls nicht so, dass ich mir nach dieser Zeit seinen Anblick vorstellen kann. Ich muss mich daher auf allgemeine Tatsachen und Schilderungen beschränken.

Das U-Boot 506 wurde auf der deutschen Werft in Hamburg-Finkenwerder gebaut und im September 1941 in Dienst gestellt. Nach einigen Monaten der Ausbildung in der Ostsee machten wir noch eine Überholung des Bootes in Hamburg durch und froren anschließend (Weihnachten 1941) in Hamburg fest, so dass wir erst im März/April 1942 zur ersten Feindfahrt auslaufen konnten.

Es folgten Feindfahrten von Deutschland nach Frankreich, nach Mexiko, nach Freetown/Westafrika, nach Kapstadt. Es wurden versenkt: ungefähr 18 Schiffe mit einer Tonnage von rund 100.000 T. Das Boot wurde im Frühjahr 1942 auf der zweiten Feindfahrt wegen besonderer Leistungen im Wehrmachtsbericht genannt. Der Kommandant erhielt 1943 das Ritterkreuz.

Am 7. Juli 1943 liefen wir zur fünften Feindfahrt aus von Lorient (Frankreich). Bis zum 12. Juli verlief alles planmäßig. Nachts fuhren wir unter Wasser. Als wir am 12. morgens auftauchen wollten, war dichter Nebel und wir blieben bis mittags unter Wasser. Als gegen 14 Uhr noch immer schlechte Sichtverhältnisse waren, mussten wir uns entscheiden, einige Stunden über Wasser zu fahren, da wir unsere Batterie zur Unterwasserfahrt aufladen mussten. Kurz vor 16 Uhr sichteten wir auf geringe Entfernung ~ 2000 Meter (das war die Sichtgrenze bei starkem Nebel) ein viermotoriges amerikanisches Flugzeug.

Wir konnten bei der geringen Entfernung nicht mehr tauchen. Wenige Sekunden später erhielten wir Bordwaffenbeschuss und mehrere Bombentreffer. Das Boot sank sofort und mit einer solchen Schnelligkeit, dass die Brückenwache nicht einmal dazu kam, über Bord zu springen. Wir wurden mit dem Sog des Bootes hinabgezogen, konnten uns aber durch Arm- und Beinbewegungen wieder an die Wasseroberfläche bringen. Wir waren noch sieben Mann, die gesamte Brückenwache, von denen später noch der Kommandant ertrunken ist, so dass sechs in Gefangenschaft gerieten.

Ich nehme an, dass die übrigen Besatzungsmitglieder durch den Detonationsdruck der Bomben sofort getötet wurden und keinem langsamen Tod durch Ertrinken ausgesetzt waren. Die Untergangsstelle befindet sich ungefähr 500 – 600 Seemeilen westlich von Lorient.

Ich hoffe, dass ich Ihnen mit diesem kurzen sachlichen Bericht einen ersehnten Wunsch habe erfüllen können und verbleibe mit den besten Grüßen, Ihr sehr ergebener Hans Schmidt.”

Die Unterlagen zu diesem Artikel erhielten wir von Christa und Reinhold Rameil aus Regensburg.


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