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Saalhauser Bote Nr. 34, 1/2014
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Der Erste Weltkrieg + Saalhausen

Fundstellen in den Protokollbüchern des ehemaligen Amtes Kirchhundem
von F.W.Gniffke


Schwerpunkt-Themen der beiden Saalhauser Boten in diesem Jahr sind der 1. und 2. Weltkrieg (100 Jahre Erster Weltkrieg, 75 Jahre 2. Weltkrieg, ein Gedenken an die grausamen Kriege).

Unter dem Titel: „Der Erste Weltkrieg + Saalhausen” bietet Karl-Heinz Oberstadt, wie im Saalhauser Boten angekündigt, Gesprächsabende an. Interessante Dokumente, Einspielungen u. Originalreden kommen und kamen zum Einsatz. Es sind mehrere Abende vorgesehen. Sie finden im Hotel Rameil/Schmitten statt und die weiteren Termine werden im Dorftext angegeben. Die interessierten Teilnehmer wurden gebeten, doch Saalhauser Bezüge zum obigen Thema zu erkunden.

Ich habe die Protokollbücher des ehemaligen Amtes Kirchhundem (Band 3, 1900-1924) durchgesehen und folgende Stellen gefunden:

284. 25.8.1914 (Die Nummern geben die Eintrags-Nummern im Protokoll mit Datum an). Die Gemeindevertretung wird informiert über Art und Höhe von Unterstützungsbeiträgen an Familienmitglieder der zum Kriegsdienst eingezogenen Mannschaften. Sie stimmt zu, dass die vom Kreisausschuss in Olpe festgesetzten Unterstützungsbeträge aus der Gemeindekasse vorschussweise an die Unterstützungsberechtigten ausbezahlt werden.

286. 24.11.1914 Die Königl. Regierung in Arnsberg verfügt mit Datum 31.10. diesen Jahres die weitere Beurlaubung des Lehrers Große-Schware. Schulvorstand und Vertretung bewilligen die durch Vertretung des erkrankten Lehrers entstandenen bzw. entstehenden Kosten nur bis zum 31.12.1914 und bittet die Königl. Regierung dringend, die Leh­rerstelle ab 1.1.1915 neu zu besetzen. Der Lehrer Große-Schware ist schon seit l. Juni 1912 erkrankt und es ist noch nicht abzusehen, wann er wieder Dienst machen kann. Seit der Erkrankung des Lehrers ist mit Vertretern oft gewechselt worden, für den Unterricht gewiss von großem Nachteil. Auch sind dadurch Kosten entstanden, die die ohnehin sehr leistungsschwache Gemeinde nicht mehr zu tragen vermag, zumal sich durch die Kriegseinwirkungen die Einnahmen der Gemeinde bedeutend vermindern und die Ausgaben sehr erhöhen.

287. 24.2.1915 Die Unterstützungsliste für die Familien der Kriegsteilnehmer wird durchberaten.

289. 15.4.1915 Die Kriegsfamilien-Unterstützungssache wird durchberaten

292. 20.7.1916 Nach Kenntnisnahme einer genehmigten Vorlage des Kreisausschusses in Olpe er­klärt die Gemeindevertretung, dem Kreis bei etwaigen Ausfällen die selbstschuldnerische Bürgschaft für von der Landesbank oder einer öffentlichen Sparkasse gewährte Hypotheken für Kriegsteilnehmer oder durch Kriegsereignisse geschädigte Personen 25% Rückbürgschaft zu leisten.

293. 12.9.1916 Die Vertretung beschließt in Anlehnung an einen Kreis-Ausschussbeschluss, die Kriegsfamilienunterstützung über den Höchstsatz von 150% hinaus den Bedürfnissen entsprechend zu erhöhen. Von den Zuschüssen übernimmt die Gemeinde ein 1/3.

294. 25.1.1917 Dem Gemeindevorsteher Gastreich wird für die Dauer des Krieges ab l. April 1915 eine Erhöhung der Dienstunkosten um 300 Mark bewilligt.

295. 30.5.1917 Die an Lehrpersonen des Schulverbandes Saalhausen zu zahlenden Teuerungszulagen sind ab 1.4.1916 bis 31.3.1917 aus Gemeindemitteln bezahlt worden. Die Weiterzahlung ist ab 1.4.1917 eingestellt. Hinsichtlich der infolge des Krieges ohnehin schweren Belastungen der Gemeinde, wird die Königl. Regierung gebeten, die Zahlung der den Lehrpersonen zustehenden Teue­rungszulagen ab 1.4.1917 auf die Staatskasse zu übernehmen.

296. 8.10.1917 Der Kreiskommunalverband ist ermächtigt, Bürgschaft zu übernehmen für von der Westf. Kriegshilfekasse an Kriegsteilnehmer aus dem Mittelstand oder deren Angehörige zur Erhaltung oder Wiederherstellung ihrer wirtschaftlichen Existenz gewährte Darlehen. Die Gemeinde wird für Darlehnsnehmer aus der hiesigen Gemeinde eine Rückbürgschaft von 25% übernehmen. Die Vertretung beschließt, die turnusgemäße Ergänzungswahl der Gemeindevertretung bis nach Beendigung des Krieges zurückzustellen, da ein großer Teil der Wäh­ler im Heeresdienst steht und gegen den Aufschub der Wahl keine Bedenken bestehen.

297. 27.1.1919 (Anmerkung der Redaktion: Am 11. November 1918 endet für das Deutsche Kaiserreich der Erste Weltkrieg. Im Waffenstillstand von Compiègne wird die Niederlage der Mittelmächte besiegelt. Ein Friedensvertrag wird folgen. Die Auswirkungen sind weiterhin in den Protokollen zu erkennen)

Lt. Verfügung des Landrats wird für den Kreis Olpe eine Kreisfürsorgerin eingestellt. Anfallende Kosten für die Bereitstellung eines Sprechstundenlokals einschließlich Heizung und Beleuchtung werden von der Gemeindekasse übernommen.

298. 8.2.1919 Dem am 26.11.1918 ohne Rente aus dem Heeresdienst entlassenen kriegsbeschädigten Fabrikarbeiter Johann Wiese kann die bis 31.12.1918 gewährte Familienunterstützung nicht weiter gezahlt werden. Wiese verdient aufgrund der Kriegsbeschädigung einen sehr geringen Lohn, der zum Unterhalt seiner Familie nicht ausreicht. Daher werden ihm aus Mitteln der Kriegswohlfahrtspflege bis zum Abschluss des Rentenverfahrens und 3 Monate darüber hinaus monatlich 100 Mark bewilligt.

299. 13.2.1919 Den Lehrpersonen des hiesigen Schulverbandes wird eine einmalige Teuerungszulage gewährt und zwar: dem Hauptlehrer Musen 100 Mark, der Lehrerin Schulte 75 Mark, der Lehrerin Döbbener 75 Mark.... Gebühren für Kartoffelbezugsscheine und Anzeigen in Höhe von 33,90 Mark auf die Gemeindekasse übernommen

303. 15.4.1919 Auf Antrag des Jos. Blöink, Erbe des gefallenen Gustav Blöink, wird ein Unter­stützungsschuldbetrag des Gustav Blöink in Höhe von 377,16 Mark niedergeschlagen. Der Antrag des Arbeiter-Rates, die Tagesordnung und das Ergebnis der Sitzungen des Gemeinderates bekannt zu machen, wird abgelehnt.

308. 30.11.1919 Auf Antrag der Kreisgruppe des Kriegsbeschädigtenverbandes wird dem Johann Wiese die Rückzahlung eines Unterstützungsbetrages von 150 Mark niedergeschlagen. Die Weiterzahlung einer Unterstützung wird abgelehnt.

Ein weiterer Antrag obiger Kreisgruppe auf Befreiung von der Gemeindeeinkommensteuer für Kriegsbeschädigte mit Jahreseinkommen unter 3900 Mark wird abgelehnt.

Die Kriegshinterbliebenen der Gemeinde Saalhausen sollen aus der Gemeindekasse pro Kopf 50 Mark als Weihnachtsgabe erhalten.

Dem Gemeindevorsteher sollen aus der Gemeindekasse erstattet werden: Zubehör (Formulare usw.) bei der Beschaffung von Frühkartoffeln und Saatroggen und bei der Auszahlung von Familienunterstützungen, das von dem Knaben Aug. M. entwen­dete Unterstützungsgeld von 80 Mark sowie ein an XXXXXX XXXX gezahltes Unterstüt­zungsgeld von 20 Mark im Gesamtbetrag von 244,90 Mark.

311. 29.3.1920 Der für die Gemeinde Saalhausen aufgestellte Nothaushaltsplan für das Rechnungs­jahr 1920/21 wird in Einnahme und Ausgabe auf 70.600 Mark festgesetzt. Für notwendige Gemeindebedürfnisse im Rechnungsjahr 1919/20 wird ein Viertel der im gleichen Jahr erhobenen Gemeindesteuern nacherhoben.

314. 26.9.1920 Die Gemeindevertretung beschließt die Erhebung von Zuschlägen zur Grunderwerbssteuer. Zur Beschaffung notwendigen Winterbedarfs erhalten die kriegshinterbliebenen Witwen Karl Steinhanses, Franz Schulte, Ant. Lammers, Jos. Wiese, und Heinr. Knape je 400 Mark aus der Gemeindekasse.

Wegen der Unwägbarkeit der Gemeindeeinkünfte sowie der vielen Verpflichtungen wird eine Beihilfe an Jugendvereine abgelehnt.

Anmerkungen der Redaktion: Eine Bilanz der Katastrophe „Erster Weltkrieg” waren etwa 8,5 Millionen Tote und mehr als 21 Millionen Verwundete. Als Ergebnis des Waffenstillstands und des 1919 folgenden Versailler Friedensvertrages, der Deutschland die alleinige Kriegsschuld zuschrieb, besetzen Alliierte die linksrheinischen Gebiete. Deutschland muss etwa 14 Prozent seiner Fläche abtreten, schwere Waffen und die Hochseeflotte ausliefern sowie hohe Reparationszahlungen leisten. Später entsteht die "Dolchstoßlegende" der "im Felde unbesiegten" Armee. Die Unterzeichner des Waffenstillstandsvertrages werden als "Novemberverbrecher" diffamiert. Leidtragende waren die Familien, auch in Saalhausen.




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