Zum Artikel Saalhauser Bote Nr. 19, 2/2006
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Ich bin Dein Engelchen!
Eine Leserzuschrift von Herrn Joachim Schulte,
Hechtweg 3, 42477 Radevormwald
per Email
Ihr Bote Nr. 18 bewegt, löst Freude aus und gibt Raum für mannigfaltige Gedanken. Dafür Ihnen und den entsprechenden Autoren ein herzliches Dankeschön.
So finde ich mich gut wieder in den Kindheitserinnerungen von Friedrich Bischoff - im gleichen Ort, der benannten Straße, der ehrwürdigen Saalhauser Pfarrkirche. Und beim vom Autor erwähnten "Führengel " fiel mir nicht nur meine Erstkommunion in Saalhausen, sondern auch ein Erlebnis im Jahre 2003 ein. Was da geschah, habe ich in einer am 29.09.2003 gehaltenen Predigt anlässlich des Erzengelfestes vor Studierenden des Erzbischöflichen Priesterseminars und Diakoneninstitutes in Köln verarbeitet.. Auszugsweise zitiere ich meine damaligen Gedanken:
" Erkennst Du mich nicht ? Ich bin Dein Engelchen ".
Sieben Wochen mag es her sein, als ich so völlig überraschend mitten im Wald angesprochen wurde. Der mich ansprach, war männlichen Geschlechtes, schien mein Alter zu haben und mir völlig unbekannt. Er kreuzte mit einer Wandergruppe den Weg der Saalhauser "Mittwochs-Wanderer", der ich als Gast mich angeschlossen hatte.
" Erkennst Du mich nicht ? Ich bin Dein Engelchen ".
Zum Glück bemerkte ich keine Flügel. Denn zu der Zeit war es sehr heiß. Lag es vielleicht am Wetter, dass mir nicht die Spur einer Erinnerung an eine Begegnung, ein Ereignis weiterhalf?
"Ich bin Dein Engelchen". " Himmel" , dachte ich - denn von dort werden sie bekanntlich erwartet - die himmlischen Wesen. Nicht umsonst heißt es in einem Kirchenlied: "Und sieh, gesandt von oben, ein Engel trat herein" und erhoffte von dort zumindest eine Erkenntnis, um zu erkennen. Denn dieses angebliche Engelchen stand leibhaftig mitten im Wald vor mir, wobei die Begrifflichkeit "Engelchen" verniedlicht schien. Es war ein ganz und gar kompaktes Exemplar.
Heute begehen wir kein Engelchenfest, sondern das Fest der Erzengel Michael, Gabriel und Rafael. Was sie aber alle vier- die drei Erzengel und mein Wald - Engelchen - gemeinsam haben, ist die Unberechenbarkeit ihres Erscheinens, die Unmöglichkeit einer sofortigen Identifizierung als höheres Wesen und ihrer jeweiligen Botschaft. Sie kommen und gehen, wann und wie sie wollen bzw. den Auftrag zu erfüllen haben. Um die nächste Ecke, aus dem Himmel, sogar aus sauerländischen Forsten.
Für uns Christen gehören sie als Boten Gottes zum lebendigen Glauben. Für einige Versicherungsgesellschaften zum umsatzfördernden Bodygard, der auf seinen Anvertrauten aufzupassen hat. Versagt er - fahre nie schneller als dein Engel zu fliegen vermag - werden die Folgen von der guten Versicherung getragen.
" Ich bin Dein Engelchen..".
Eine Versicherung war bei dieser Waldbegegnung nicht im Spiel. Eine himmlische Erscheinung wohl offensichtlich auch nicht. Blieb aus meiner Sicht nur übrig, dass mein Engelchen mir irgendwann irgendwie beigestanden haben musste. Das vergessen zu haben war mir wahrlich peinlich.
Der mir immer noch Unbekannte hatte natürlich ob meiner wohl sichtbaren Verlegenheit seine kleine diebische Freude - eigentlich gar nicht engelmäßig - an meiner Befindlichkeit. Er sprach deshalb in Rätseln, machte Andeutungen. Kurzum: Ich fasse zusammen:
Das Engelchen - mir war es schlichtweg entfallen - war mein Kommunion - Engelchen vor 54 Jahren. Dieser schöne Brauch, wohl aus Jahrzehntelanger Tradition gewachsen und aus der Erfahrung heraus fortgesetzt, dass wir Menschen ab und zu, mehr oder weniger spür- und sichtbar einer Hilfe - auch einer gottgewollten - bedürfen.
Mir hat diese Begegnung im Wald gut getan. Sie hat mich berührt, und ich habe mir vorgenommen, bei zukünftigen inneren und äußeren Begebenheiten auch nach einem Engel Ausschau zu halten. Denn - ich bin sicher - sie sind da. Und wenn sie es nur als Engelchen in heimatlichen Gefilden sind.
Ich wünsche allen Lesern von Herzen diese oder ähnliche engelhaften Erfahrungen.
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