Zum Artikel Saalhauser Bote Nr. 27, 2/2010
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Der Saalhauser Bote im Gespräch mit unserem Altbürgermeister Alfons Heimes
von F.W.Gniffke
Saalhauser Bote:
„Mit einem gewissen Abstand von seiner oft aufreibenden Arbeit möchten wir mit ihm eine Rückschau auf ein fast 40 jähriges Politikerleben halten, das beispielgebend ist: Seit 1975 arbeitete Alfons Heimes im Rat mit, 1987 wurde er Fraktionschef der CDU. Das Amt des Bürgermeisters trat er 1997 an.” So kündigten wir unser heutiges Gespräch mit unserem Altbürgermeister Alfons Heimes in der Ausgabe 2/2009 S.22 anlässlich unseres Dankes an ihn für seine Arbeit für Lennestadt und unseren Ort Saalhausen an. Lieber Alfons, zu so einem agilen, frischen und sportlichen Menschen Altbürgermeister zu sagen, fällt nicht leicht, aber du bist es nun schon offiziell seit dem 20.10.2009, denn da endete Deine Amtszeit als Bürgermeister der Stadt Lennestadt. Du erlaubst uns daher sicher, dass wir Dich in diesem Interview so nennen, wie dich alle Saalhauser und viele, viele Lennestädter Bürger nennen und nannten: Alfons.
Wir vom Team des Saalhauser Boten freuen uns, dass Du heute zu diesem Gespräch bereit bist. Zuerst bitten wir Dich, einige Angaben zu Deiner Person zu machen (Jahrgang, Elternhaus, Kindheit, Jugend, Schule, Ausbildung, Beruf, Familie, Hobbys, Prägung, Vorbilder)
Alfons Heimes:
Ich wurde am 06.09.1946 als 4. Kind der Eheleute Elisabeth und Gregor Heimes ( Gregors ) in Saalhausen geboren. Nach meinem Realschulabschluss habe ich eine Lehre zum Vermessungstechniker absolviert, um dann ein Studium zum Ing. für Vermessungstechnik in Frankfurt Main anzuschließen. Es folgten zwei Jahre im Vermessungsbüro Rose in Olpe, bevor ich zur Firma Feldhaus in Schmallenberg wechselte. Hier war ich 25 Jahre als Bauleiter für unterschiedlichste Bauvorhaben verantwortlich, so bspw. für den Tunnelbau in Schmallenberg, für Vermessungsarbeiten im Bergbau, für den Bau von Bundes- und Landstraßen oder andere tiefbautechnische Bauvorhaben. Meinem Heimatort Saalhausen bin ich nach der Zeit in Ffm. treu geblieben, denn seit dieser Zeit wohne ich hier mit meiner Familie. Wir haben drei erwachsene Söhne und sind mittlerweile Großeltern von acht Enkelkindern. In all den Jahren war ich immer dem Sport besonders verbunden und war neben meiner aktiven Zeit im TSV hier auch einige Jahre Vorsitzender. Mit Gleichgesinnten habe ich in Saalhausen das Drachenfliegen begonnen und diesen wunderbaren Sport bei uns bekannt gemacht. Heute bin ich noch begeisterter Fahrradfahrer und oft mit meinem Rad im Sauerland und darüber hinaus unterwegs.
Natürlich wurde ich durch das christliche Elternhaus in besonderer Weise geprägt , jedoch haben die 68er in Frankfurt/M. auch ihre Spuren hinterlassen und mich in meinem pol. Handeln und Denken in ganz besonderer Weise beeinflusst. Hier wurde mir klar, nur wer sich einmischt, kann selbst handeln und gestalten und nur der wird nicht behandelt. Ich wollte seit dieser Zeit mein Lebensumfeld selbst mitgestalten, meinen Einfluss geltend machen und meine persönlichen Vorstellungen umsetzen. Dies war die Grundlage für meine späteren kommunalpolitischen Aktivitäten.
Alfons Heimes
Vorbilder und damit prägend für mich waren neben den Eltern in besonderer Weise im pol. Bereich Konrad Adenauer und Willi Brandt . Beide haben auf ihre Art den Ausgleich und den direkten Kontakt zu den Bürgern/Innen gesucht und die Meinung der Menschen in ihre Arbeit einfließen lassen. Neben diesen Beiden waren aber auch Persönlichkeiten aus der örtlichen Politik für mich von besonderer Bedeutung.
Der direkte Kontakt zu den Mitbürgern, ihre Meinung aufnehmen, sich ihrer Sorgen und Nöte annehmen um für sie da zu sein, das sind wichtige und notwendige Aufgaben für jeden, der Kommunalpolitik gestalten will.
S.B.: Was waren Deine Antriebe, neben Deiner nicht leichten Arbeit in die Politik zu gehen?
A.H.: Bei meinem ersten Engagement in der örtlichen Politik ging es um finanzielle Unterstützung für den TSV bei der Planung und dem Bau zu einer einfachen Flutlichtanlage am Sportplatz . Zu dieser Zeit war ich Vorsitzender des TSV. Weiter ging es mir um die Gestaltung und die Weiterentwicklung von Saalhausen. Die Zusammenarbeit, wenn es um Saalhauser Belange ging, mit Theo Heimes, Alfred Tüschen und Paul Schmidt war immer ganz hervorragend . Wir haben uns immer gegenseitig unterstützt und manches Vorhaben auch gegen den Widerstand aus anderen Orten durchsetzen können. Die Zusammenarbeit mit dem Ort und untereinander war stets von besonderer Qualität und im Rat der Stadt hatten wir daher häufig ein offenes Ohr für unsere Wünsche und Anträge. Diesen Dreien gilt mein ganz besonderer Respekt, wenn ich an die Arbeit für Saalhausen denke.
S.B.: Zum Zeitpunkt Deiner Verabschiedung war vieles zu lesen, was Du alles in Deiner aktiven Zeit in der Lennestadt bewegt hast. Du weißt, wir sind eine Dorfzeitung für Saalhausen und nun möchten wir Dich bitten, einmal Rückschau zu halten, was in Deiner Zeit mit Deiner Hilfe oder durch Dich für Saalhausen geschaffen oder auf den Weg gebracht wurde. Deine Bescheidenheit kennen wir und wir wissen auch, dass Saalhausen bekannt dafür ist, dass hier vieles gemeinsam gemacht wird; dennoch bitten wir Dich um diese Rückschau mit der Bitte, auch Mitstreiter zu nennen.
A.H.: In den 35 Jahren meiner pol. Tätigkeit im Rat der Stadt Lennestadt und anderer Gremien ist viel passiert und mit Hilfe vieler Saalhauser Bürger und Mitstreiter auch umgesetzt worden. Ich erinnere mich noch gut an meinen ersten eigenen Antrag im Rat , es ging um die Brücke vom Kurpark zur Jenseite, die trotz Ablehnung durch die Verwaltung doch errichtet wurde, nachdem zuvor der Kurpark gebaut wurde. Hierfür gab es nicht nur Zustimmung aus dem Dorf, ich erinnere mich, dass ich wegen des Parks im „Wiesengrund des Lennetales” übel beschimpft wurde.
Ohne die oben erwähnten drei Mitstreiter wäre der Park niemals gebaut worden. In den kommenden Jahren wurde dann an der Realisierung des Kur- und Bürgerhauses gearbeitet. Alle Vereine und die Saalhauser Bevölkerung zogen an einem Strick und so konnte die Maßnahme in Angriff genommen werden. Der Rat der Stadt stimmte dem Vorhaben zu, weil niemand dort die 1 Mill. DM Eigenleistung aus dem Ort für möglich hielt. Georg Rameil, Werner Rüssmann und später Heinz Olbrich waren die Hauptinitiatoren bei der Umsetzung der Idee und der Gründung des Vereins „Freizeitzentrum”
(Trägerverein für das Kur- und Bürgerhaus).
Ich wurde 1. Vorsitzender und war dies von 1977 bis 1998. Das Gebäude wurde im Sept. 1981 eingeweiht, auch als Ersatz für die abgängige alte Schützenhalle. Ein Ärgernis besonderer Art war der fehlende Gehweg entlang der B 236 unterhalb der Legge. Nach vielen Gesprächen und Eingaben wurde dann dieses Straßenstück mit Gehweg im Lenneabschnitt ausgebaut.
Das immer besonders gute Verhältnis zum Landesstraßenbauamt in Siegen hat uns dann geholfen, das im Laufe der Jahre die gesamte Ortsdurchfahrt Saalhausen erneuert und der Radweg von Gleierbrück nach Langenei endlich umgesetzt wurde.
Auch die Sanierung unseres Freibades, vom herkömmlichen Bad zu einem Naturbad, ist ein Beispiel für Bürgerwille und besonderes Engagement aus dem Ort. Nur weil die Einwohner des Ortes an einem Strick gezogen haben, weil man bereit war, die Unterhaltung und den Betrieb selbst zu organisieren, konnte die Stadt dieses wunderbare Bad errichten. Alle Maßnahmen aufzuzählen (Grundstückserschließungen, Kanalbauvorhaben z.B.), die in den 35 Jahren in Angriff genommen wurden , würde den Rahmen sprengen.
Dass auch unsere Grundschule saniert und erweitert wurde und dadurch eine Absicherung des Bestandes erfolgte, ist für den Ort von besonderer Bedeutung. Die Ausstattung der Feuerwehr und die Erweiterung des Feuerwehrhauses sind und waren wichtig für die Sicherheit unserer Bevölkerung. Bei diesen Vorhaben war der Sachverstand von Paul Börger und auch die Unterstützung durch Bernd Brüggemann immer ganz besonders wichtig. Dass wir den Sportplatz mit Kunstrasen auslegen konnten, lag insbesondere am Engagement des Vorstandes des TSV, der sich hier kräftig engagierte. Dies alles ist nur ein kleiner Ausschnitt von dem, was in all den Jahren in Saalhausen verwirklicht werden konnte. Es gilt, denen zu danken, die die Vorhaben unterstützten, die mit anpackten, damit dies alles realisiert werden konnte.
S.B.: Welche Erwartungen hast Du an die Saalhauser Bürger heute?
A.H.: Mein Wunsch und meine Erwartung wäre , dass man auch zukünftig zunächst selbst anpackt , bevor man nach Hilfe und Unterstützung von außen ruft . In Saalhausen konnte deshalb so viel umgesetzt werden , weil immer Bürger/Innen bereit waren, sich zu engagieren und anzupacken. Selbsthilfe und persönliches Engagement für den Ort und damit für die Gemeinschaft werden in Zukunft noch wichtiger sein als in der Vergangenheit. Der Staat, das Land und die Stadt werden auch in Zukunft nicht alle Vorstellungen und Wünsche erfüllen können, dort aber, wo man sich selbst einbringt und engagiert, dort ist man eher bereit, zu helfen und Vorhaben umsetzen.
S.B.: Wie sieht denn Dein Alltag heute so aus? Ich hatte oben von agil, frisch und sportlich gesprochen, wo engagierst Du Dich heute? Du bist Familienvater und Opa, gibt es da auch Betätigungsfelder für Dich? Was machen Deine Hobbys?
A.H.: Endlich können wir unsere Abende und Wochenenden selbst gestalten und nicht immer nach dem Terminkalender ausrichten. Wir unternehmen viel, gehen unseren gemeinsamen Hobbys nach und sind jetzt im Sommer viel mit dem Fahrrad oder zu Fuß unterwegs. Natürlich haben wir viel mehr Zeit für unsere Enkelkinder und können auch hier und da mit anpacken.
Ich engagiere mich weiterhin im Vorstand des Caritasverbandes auf Kreisebene, bin im Vorstand des St. Elisabeth Hospizes und im Kirchenvorstand tätig. Langeweile kommt da nicht auf, alles wird allerdings mit mehr Ruhe und Gelassenheit angegangen.
S.B.: Wenn Du für Saalhausen drei Wünsche frei hättest, was wünschtest Du Dir dann?
A.H.: 1.Dass sich immer Bürger/Innen finden, die sich für den Ort einbringen, mit anpacken, bevor nach der Stadt/Staat gerufen wird.
2. Dass die Vereine zusammenarbeiten und sich immer Mitglieder finden, die bereit sind, Verantwortung zu übernehmen. Eine Ortsgemeinschaft, wo man füreinander einsteht und wo Nachbarn wirkliche Nachbarschaft leben.
S.B.: Alfons, wir danken Dir für dieses Gespräch und vor allem für Deine Arbeit für unseren Ort Saalhausen, der auch, wie die Stadt Lennestadt, durch Dich ein großes Stück mitgeprägt worden ist.
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