Zum Artikel Saalhauser Bote Nr. 37, 2/2015
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Die Deitfert
Eine Furt im Kriegerweg oder Deitweg ?
von Georg Pulte
In diesem Beitrag möchte ich mich noch einmal mit dem Flurnamen Deitfert befassen. Im Saalhauser Boten, Ausgabe 2/ 2014, hatte ich auf Seite 15 eine Erläuterung geschrieben und war davon ausgegangen, dass die Bezeichnung Deilfert richtig ist. Diese entnahm ich einem aktuellen Katasterauszug.
Doch dann machte mich Heribert Gastreich auf eine Unstimmigkeit aufmerksam. Er sagte mir, dass man in seiner Familie die Talwiese in Gleierbrück gegenüber dem Haus Maschke, Saalhauser Str.15, immer Deitfert genannt hätte. Also Deit- mit T und nicht Deil- mit L .
Auch mein Großvater und Vater bezeichneten die Talwiesen zwischen dem heutigen Angelpark in Gleierbrück und dem Lennehof Trilling immer als „in der Deitfert”.
Da war ich wohl durch den Flurnamen im Katasterbuch falsch informiert worden. Und tatsächlich stellte ich fest, dass in älteren Katasterunterlagen Deitfert, also mit T, geschrieben steht. Es hatte also einen Übertragungsfehler beim Katasteramt gegeben.
Nun gibt es zum Glück Wikipedia. Mehr zufällig bin ich dort auf eine bedeutende Information gestoßen, die ich hier wiedergeben möchte:
Deitweg, auch Deiweg, Dietweg oder Dieweg, ist eine Bezeichnung für Altstraßen, und zwar sowohl als „ein” Deitweg wie auch als Eigenname „der” Deitweg in/beiā¦ Noch heute sind entsprechende Eigennamen in Westfalen, Ostwestfalen und in Süddeutschland als Straßennamen oder Flurnamen überliefert.
Wie auch das Wort „deutsch” verweist die Wortgruppe dei(t) / die(t) auf die Bedeutung "zum Volk gehörig". Folglich bedeutet die sehr alte Wegbezeichnung "Leuteweg" oder "Volksweg" im Sinne von Volksfernweg.
Nicht nur einfache Leute, Händler oder adlige Personen nutzten Deitwege bzw. Folkwege, auch Könige der damaligen Zeit zogen auf ihnen von Pfalz zu Pfalz (d.h. Königshöfe), um dort ihren Regierungsgeschäften nachzukommen, denn Regierungssitze in ihrer heutigen Form gab es noch nicht. In der Literatur werden diese Wege in die vorfränkische Zeit datiert, also vor das 9. Jahrhundert.
Andernorts wurden Deit- bzw. Dietwege als Folkwege bezeichnet. Die Übereinstimmung beider Begriffe wird am Beispiel eines Fernwegs deutlich, der in Nord-Südrichtung bei Celle die Aller überquert. Er ist sowohl unter dem Namen Dietweg als auch unter dem Namen Folkweg bekannt.
Nach dem Ausflug in Wikipedia jetzt wieder zu Saalhausen: Unweit der alten Fernstraße, die Siegen mit dem östlichen Hellweggebiet verband und bei dem heutigen Gleierbrück die Lenne kreuzte, lag (oder entstand) Saalhausen. Friedrich Reinarz schrieb dazu einmal im Saalhauser Boten: "Saalhausen lag an der Autobahn".
Am südlichen „Autobahnzubringer”, dem Hundemer Weg, der entlang des Bräukelkens führte (siehe Handriss zum Urkataster), lag die Burg zwischen der heutigen Straße In den Peilen und dem Wiebern. Und über dem Fernweg im Gleiertal thronte die Wallburg auf dem Hohen Lehnberg. Auch das lässt die große Bedeutung der Fernstraße erkennen, die wohl erst in den letzten Jahrhunderten „Kriegerweg” genannt wurde.
Heuernte in der Deitfert, eine Aufnahme von 1920
Die Lenne wird im Mittelalter bei Gleierbrück nicht in einem engen Flussbett mit von Menschenhand gesetzten Bruchsteinmauern geflossen sein. Wahrscheinlich in mehreren Flussarmen, wie der Altarm Reutegraben zeigt, verteilte sich der Fluss im Tal.
An flachen Stellen war eine Durchquerung für die Fuhrleute möglich,
in der Deitfert (Deitfurt).
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