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Saalhauser Bote Nr. 24, 1/2009
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Die Berghühner

von Josefa Berens – Totenohl

Der alte Meinhard gehörte zu jenen Glücklichen, durch welche der Alltag des Lebens sich seine Erlösungen schaffte, und die er deshalb mit allem ausgerüstet, dessen sie zu ihrer Aufgabe bedürfen, denen er aber auch schützend alles vorenthält, was ihr Wirken je beeinträchtigen könnte. Kinder sind diese Auserwählten des Alltags, ob sie nun blonde oder schon graue Haare tragen.

Sein Häuschen stand an einem wilden Bergbach, von dem er glaubte und sagte, ein ertrunkener Ritter bete und fluche darin; wenn er fluche, überschwemme der Bach das Land. Auch sein armes Haus stehe längst nicht mehr, wenn er nicht sein ganzes Leben mit diesem Ritter kämpfe, und gewisslich werde er ihn noch aus dem Bach herausbringen, das das Wasser seine Ruhe bekomme und in den Ufern bleibe. Das ganze Bergland liebte Meinhard, und nirgends gab es üppigere Lachrosen als auf dem rauen Felsboden, auf dem seine Hütte stand.

Eines Tages im April – nicht gerade am ersten – trägt Meinhard einen großen Bienenkorb aus dem Ziegenstall in die Sonne hinaus. Es ist Mittag, Ernst betrachtet er das seltsame Behältnis, in welchem statt der Bienen eine kohlschwarze Henne sitzt. Er greift hinein, zögernd, befördert dann die schwarze, schimpfende, plusternde Henne aus der Tiefe des Korbes heraus in die Sonne. Sie wehrt sich noch, will wieder hinein ins Verlies, da hilft er nach und setzt noch elf krabbelnde, piepsende schwarze Dinger ihr nach. „Kluk:kluk!” sagt die Alte, pickt, schwatzt und tut wichtig.

Meinhard ist nicht zufrieden, er zählt, nickt; das Dutzend ist nicht voll. Ein Ei ist faul gebrütet. Wo die Alte da ihre Gedanken gehabt hat? Die Straße vom Walde herum aber kommt ein rettendes Wunder gefahren. Der Brinkbauer mit einer Fuhre Holz. Er sitzt oben auf dem Klafftern, während der Knecht die Pferde hat. Er hält inne. Der Knecht tritt zu Meinhard heran. „ Hier kann man ja gratulieren, was?” „O ja das Dutzend ist nicht voll, schade!” Er krault noch seine letzten Haarspitzen.

„Meinhard, da könnte der Bauer auch wohl glücklich aushelfen, wenn ihr ihm gut zuredet?” – „Wieso ?” fragt der, schon ganz voller Glück. „Er hat oben im Holz kleine Hühnchen gefunden, Berghühnchen, ihr könnt sie euch ansehen.” Der Bauer öffnete den Ballen von Moos und Tannenzweigen vor den Augen des Alten. Die aber werden größer und größer. „Berghühnchen?” stammelte er. „Oh, ich habe gerade – eins fehlt am Dutzend, elf nur sind´s! Eines -- die Hände falten sich ordentlich. „Ich will sie euch lassen, dann müsst Ihr mir aber Eier zur Brut davon geben”, sagt der Bauer, und eine wahre Großmut legt er in diese Worte hinein. „Das sind dann dreizehn, eine Unglückszahl, was meint Ihr Bauer? Aber sie sind so schön!” freut sich Meinhard. „Unsinn, dreizehn oder vierzehn, das ist gleich!” hilft ihm der Bauer über die Not hinweg.

Glücklich steckt Meinhard der Klucke in der Nacht die Stiefkinder unter die Flügel, die Alte merkt den Betrug nicht und kratzt den beiden am Morgen tüchtig Käfer und Würmer unter den Schnabel. Diese fressen nicht schlecht, aber zum Kratzen sind sie zu dumm, oder zu – vornehm. Meinhard weiß es nicht.

Aber sie wachsen und wachsen. Sie sind der Kükenmutter unbestrittene Lieblinge. Und Meinhards!!!- Alle Nachbarn bekommen Eier versprochen fürs nächste Jahr.

Eines Tages ist ein Küken verschwunden, Meinhard befällt ein jäher Schrecken. Gott dankt er, das es keines von den Berghühnchen ist. Er klagt den Nachbarn: „In meinem Stall ist ein Iltis eingebrochen, denk dir! Ein Küken hat er geholt. Die Federchen lagen noch da``-

Bald fehlt ein zweites, obschon Meinhard Türen und Fenster verkleistert hat. Es ist nicht zu fassen. Noch sind die Berghühnchen glücklich dem Tod entronnen. Aber wie lange noch? Meinhard schläft nicht und isst nicht. Die böse Dreizehn wittert er doch hinter diesem rätselhaften Geschehen. Gerade denkt er zum Pfarrer des Ortes zu gehen, der mit den bösen Mächten besser vertraut ist als er, da kommt der Förster des Weges. Er spricht den bekümmerten Alten an. „Nun was fangt ihr Gutes an, Meinhard?”- „ Ach wenig, Herr” und im Handumdrehen erfährt der Förster die Geschichte vom Iltis. Er spitzt die Ohren, schüttelt den Kopf. „Seht, Herr, das sind sie!” schließt Mainhard sein Lob über die besonderen Hühnchen aus dem Walde. Gerade läuft so ein kleiner Teufel hinter der Klucke her, drauf der andre. Die Schnäbel sind spitz. Die Krallen sind scharf. „Meinhard, zieht ihr Habichte groß?”

Der steht wie versteinert da. Um aber dem Förster recht zu geben, stößt der eine Teufel vor Meinhards Augen eben auf ein unschuldiges Tierchen und tut ihm den Tod an.

Dann kamen die beiden Sünder in die Hände, in welche sie gehörten. Der Förster nahm sie mit.

Drei Tage lang klagte Meinhard über die Schlechtigkeit der Menschen, dann besinnt er sich auf den Ritter, ihn zu bezwingen, und nach drei weiteren Tagen trägt ihm sicher einer wieder einen neuen Spaß zu.


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