Zum Artikel Saalhauser Bote Nr. 24, 1/2009
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Frauen an die Front!
Margarete Heimes, geb. 6. Oktober 1924
Mein Vater, Josef Püttmann, geb. 26.02.1883 in Saalhausen, hat in Langenei als Walzmeister in der Fabrik gearbeitet. Er war verheiratet mit Anna, geb. Lammers. Wir waren zu sieben Kindern: sechs Mädchen, ein Sohn.
Mein Vater ist allzu früh an einer schweren Krankheit (Leukämie) gestorben; er wurde nur 54 Jahre alt. Am 4. September 1937 starb er, ich war 12 Jahre alt.
Mit 14 Jahren kam ich aus der Schule. 1939 brach der Krieg aus. Alle Schulabgänger mussten ein Pflichtjahr machen: die Jungen zur Aushilfe bei den Bauern, die Mädchen in kinderreichen Familien oder bei alten Leuten. Fünf Reichsmark Lohn gab es im Monat.
Ich wollte so gerne Frisöse werden. Es war Krieg und ich musste erst mal bei der Mutter bleiben. Wir hatten eine Kuh und vier Schweine, zwei Felder und zwei Gärten. Im Winter konnte ich nach Altenhundem auf die Nähschule gehen, habe dort gut Nähen gelernt.
Margarete Heimes im Jahre 1943
Margarete Hennes (Leopolds) und ich waren die einzigen aus Saalhausen, die Ende 1942 nach der Musterung in Olpe in den Arbeitsdienst mussten. Am 1. November 1942 ging die große Reise los, zunächst bis zur Sammelstelle nach Iserlohn. Über 100 Mädchen standen schon da, der Zug brachte uns nach Berlin, dort mussten viele aussteigen, Margarete Hennes auch, sie ist in Finsterwalde gelandet. Wir anderen mussten noch weiter nach Frankfurt/Oder, nach Wutschdorf (Zülchau-Schwiebast).
Endlich angekommen, wurden wir in sechs Baracken verteilt, die in einem großen Kiefernwald lagen. Einen Tag später wurden wir den Bauern zugeteilt und ich musste noch fünf Kilometer mit dem Fahrrad nach Kleinheinersdorf fahren, ein kleines Dorf. Von acht bis zwölf Uhr mussten wir arbeiten, dann wieder zurück ins Lager. Nachmittags um zwei Uhr gab es Stehkaffee, eine Scheibe Brot. Dann hatten wir Schule, jeden Tag wurde ein neues Lied gesungen, es war auch manchmal lustig. Um sechs Uhr nachmittags gab es Abendessen, die Fahne wurde wieder eingeholt. Dann hatten wir frei. Todmüde ging es dann in die schönen Strohbetten, in denen die Mäuse krabbelten. Morgens wurde die Fahne aufgezogen und wir standen im großen Kreis, mussten ein Lied singen.
Die fünf Monate waren schnell vorbei. Dann ging es nach Berlin, wo uns Adolf Hitler empfangen sollte. Daraus wurde nichts; es war April 1943 und ein anderer hoher Herr hat uns an Hitlers Stelle begrüßt.
Wir kamen in einer großen Schule unter. Zu 14 Mädchen auf einem Zimmer war es oft lustig. Im Ganzen waren 250 Mädchen in der Schule. Wir mussten nach Köpenick in eine Fabrik (Askania-Werke). Ich musste an einer großen Maschine Ringe für Granaten drehen.
In Charlottenburg haben wir gewohnt und zur Arbeit in Köpenick fuhren wir eine knappe Stunde mit der S-Bahn über 16 Bahnhöfe. Die Arbeit war nicht so schön, es war sehr heiß in der Fabrik. In dieser Zeit habe ich sehr viel zu sehen bekommen: jede Operette, Potsdam, Kinos, den Zoo. Nur die Flieger mit den Bomben hätten nicht kommen dürfen. So sind unser Meister und seine Frau ums Leben gekommen, weil sie nicht schnell genug in den Keller gelangten. Wir durften mit zur Beerdigung. Beide Verstorbenen wurden verbrannt.
Ein Lehrer sprach den Lebenslauf, der einzige Sohn kam als Matrose. Wir sahen dann die Särge in die Tiefe sinken.
Am 1. November 1943 war der Dienst beendet und es ging wieder zurück nach Hause.
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