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Saalhauser Bote Nr. 36, 1/2015
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"Da gibt's keine Palmen" Flurnamen XXL: Was bedeutet eigentlich das Wörtchen „Sauerland”?

von Georg Pulte

Aus dem Landwirtschaftlichen Wochenblatt Westfalen:

Sauerland! Mein Herz schlägt für das Sauerland! Begrabt mich mal am Lennestrand, wo die Misthaufen qualmen, da gibt’s keine Palmen.” Wer in den 1980er-Jahren aufge­wachsen ist, der wird diese Zeilen der ansonsten vergessenen Band „Zoff” noch in den Ohren haben. Kein Schützenfest und kein Scheu­nenball kam seinerzeit ohne die „Sauerland-Hymne” aus. Doch was bedeutet der Name Sauerland eigentlich? Und welches Gebiet ist gemeint, wenn vom Sauerland die Rede ist?

Abstimmung mit der Zunge Die erste Frage ist einfacher zu beantworten als die zweite. Der Name „Sauerland” bezeichnet weder sauren Boden noch ein Land, in dem missgelaunte Menschen leben. Nein, der Name bedeutet ursprünglich „das südliche Land”. In niederdeutschen Quellen des Mittelalters begegnet der Name noch als „Suderland”. Die Spurensuche nach dem Land­schaftsnamen Sauerland führt zu­rück ins 13. Jahrhundert.

Der früheste bekannte Beleg findet sich in einer Soester Urkunde des Jahres 1266: Darin wird der Zeuge „Wesselo de Suderlande” aufgeführt. Nach 1300 sind Träger des Her­kunftsnamens „Suderland” bzw. „Zuderland” im ganzen Handels­gebiet der niederdeutschen Hanse unterwegs, also in Köln, Lübeck, Rostock, Stralsund, Greifswald, Breslau, Danzig, Riga und Stock­holm. Um 1340 ist in mehreren Ur­kunden ein niederdeutscher Kauf­mann „Richardus Liseganck dictus de Suderlande” nachweisbar, „Richard Leisegang genannt von Sauerland”.



Ein typischer Bauernhof im Hochsauerland: der Betrieb Beste in Nierentrop bei Fredeburg Foto: Geographische Kommission Münster

Direkte Zeugnisse für den Landschaftsnamen Sauerland liegen seit 1413 vor. In einer Urkunde dieses Jahres sprechen die Grafen von Kleve und Mark von dem Recht, „dat wy hebn an den Suderlande”(„das wir an dem Sauerlande haben”), und nennen unter anderem ihre Burgen Plettenberg, Lüdenscheid und Altena. In der kaiserlichen Kanzlei in Wien schrieb man 1448 vom „freyen Stuhl zu Hundeme im Suederlandt”, vom Freistuhl bzw. Freigericht in Kirchhundem im Sauerland.

Als um 1600 das Hochdeutsche auch in Westfalen Einzug hielt, wurde die alte Landschaftsbezeichnung „Suderlande” zweifach übersetzt: zum einen in „Süderland” und zum anderen in eine Variante, die sich zu „Sauerland” verschliff. Sie hat sich durchgesetzt, während „Süderland” in Vergessenheit geriet.

Zweigeteiltes Land Das Sauerland war jahrhundertelang keine politische Einheit. Vielmehr umfasste es einen „märkischen” und einen „kölnischen” Teil: zwei Territorien, von denen das eine weltlich und das andere kirchlich regiert wurde, beide also einen höchst unterschiedlichen Charakter aufwiesen:

■ Das märkische Sauerland: Die Grafen von der Mark hatten sich zunächst nach ihrer Stammburg Grafen von Altena genannt, ab 1200 gewann die Burg Mark bei Hamm an Bedeutung. Sie wurde schließlich namengebend für die Familie und deren entstehende Landesherrschaft. Seit 1392 unterstand die Grafschaft Mark den Grafen und späteren Herzögen von Kleve am Niederrhein. 1609/14 kam die Grafschaft durch Erbgang an die Kurfürsten von Brandenburg und späteren Könige von Preußen.

■ Das kurkölnische Sauerland: 1180 hat Kaiser Friedrich Barbarossa die Herrschaft seines Gegenspielers, des sächsischen Herzogs Heinrichs des Löwen, aufgeteilt. Den westfälischen, genauer gesagt: den südwestfälischen Teil übertrug Barbarossa dem Erzbischof von Köln. Dies war der Beginn einer Landesherrschaft südlich der Lippe, die 1368 durch den Erwerb der Grafschaft Arnsberg abgerundet werden konnte.

Für dieses südwestfälische Herr­schaftsgebiet der Erzbischöfe finden sich in spätmittelalterlichen Urkunden unterschiedliche Bezeichnungen. So sprachen 1444 Ritterschaft und Städte in der Mehrzahl von „unsere lande zo Westfalen”. Erst im 17. Jahrhundert setzte sich die Bezeichnung „Herzogtum Westfalen” für den kölnischen Teil des Sauerlandes durch. Das Herzogtum blieb auch durch die konfliktreichen Zeiten des 16. und 17. Jahrhunderts hinweg katholisch. Die Bewohner der Grafschaft Mark wandten sich dagegen mitsamt ihrem Landesherrn dem lutherischen Bekenntnis zu. Dadurch verlief durch das Sauerland nicht nur eine politische, sondern auch eine konfessionelle Grenze. Auch wirtschaftlich entwickelten sich die beiden Territorien auseinander. Als Standort von Metall- und Textilgewerbe war die Grafschaft Mark eine der produktivsten Regionen im frühneuzeitlichen Westfalen. Zwar wurde auch im kölnischen Sauerland Bergbau betrieben und Metall verarbeitet. Doch es blieb eine vorrangig von Land- und Waldwirtschaft geprägte Region. 1815/16 wurden das märkische und das kölnische Sauerland unter dem Dach der preußischen Provinz Westfalen vereint. Im Volksmund hielten sich die Bezeichnungen "die Mark" hüben und "das Herzogtum" drüben aber noch lange.

Erst im späten 19. Jahrhundert kam die alte Bezeichnung „Sauerland” wieder in Mode. Das lag vor allem an dem aus Assinghausen gebürti­gen Gymnasiallehrer Friedrich Wilhelm Grimme (1827-1887). Seine Schrift „Das Sauerland und seine Bewohner” von 1868 wurde zur Bibel der sauerländischen Heimatbewegung. In der zweiten Auflage hielt Grimme ausdrücklich fest, dass es ihm um das „kölnische Sauerland” gehe. Das andere, das märkische, kenne er selbst nur „großenteils als Tourist”. Sauerland wird zur Marke Die Heimatbewegung im ehemals kölnischen Südwestfalen nahm den Begriff „Sauerland” für sich in Anspruch, unterschied aber nicht zwischen Mark und Kurköln. Der „Sauerländer Heimatbund” von 1921 beispielsweise ließ bei seiner Gründung das märkische Sauerland außen vor. Mit dem aufkommenden Fremdenverkehr entwickelte sich der Begriff „Sauerland” zur touristischen Marke. Hier ist der entgegengesetzte Trend zu beobachten: Für den Fremdenverkehr wurde das Sauerland immer größer.

Heute findet sich auf den Internet­seiten des Sauerland-Tourismus e. V. eine Karte, auf der sich das Sauerland von Radevormwalde im Westen bis Korbach im Osten erstreckt und von Lippstadt im Norden bis Kreuztal im Süden. Der Sauerländische Gebirgsverein hat seinen Tätigkeitsbereich noch weiter ausgedehnt und umfasst auch das Münsterland und den Hellwegraum, das Siegerland und Wittgensteiner Land, das Ruhrgebiet und das Bergische Land.

Nachdruck mit freundlicher Genehmigung des Autors Roland Linde und des Landwirtschaftlichen Wochenblattes Westfalen - Lippe.

Vor genau 200 Jahren, im Jahr 1815, wurde die preußische Provinz Westfalen gegründet. Im Museum für Kunst und Kulturgeschichte in Dortmund wird dazu vom 18. August 2015 bis 28. Februar 2016 eine Ausstellung zu sehen sein über das moderne und weniger bekannte Westfalen. Ein weiteres Thema der Ausstellung ist das 100-jährige Bestehen des Westfälischen Heimatbundes, der im Kriegsjahr 1915 gegründet wurde.

Quelle: Landwirtschaftliches Wochenblatt 1/2015.


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