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Saalhauser Bote Nr. 19, 2/2006
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Erlebnisse und Begebenheiten aus 30 Jahren Landarztpraxis

Hier ein weiterer Ausschnitt aus dem neuen Band mit Anekdoten von Dr. Peter Wolf. Den kompletten Band können Sie über den Buchhandel erwerben.

Ein dankbarer Patient

Zu den Patienten eines Landarztes gehören, wie ich schon sagte, auch Tiere. (Denn was soll ein Menschen-Doktor tun, wenn spätabends ein leichenblasser Autofahrer an der Tür schellt: Auf dem Arm ein noch geburtnasses Rehkitz, dessen Mutter den Auto-Crash nicht überlebt hat? - Eine halbe Stunde lang haben wir versucht, das Kitz zu beleben. — Leider vergeblich).

Oder wenn die Hauswirtin frühmorgens ihren Dackel bringt, der aus sämtlichen Körperöffnungen blutet? -

Nun, der Dackel hat das Rattengift überlebt. Aber meine Infusionen, die Vitamin-K- Spritzen, die Instil­lationen des teuren Fibrinpräparates in den Darm konnten ihm als zusätzliche Quälereien den Zusam­menhang mit seiner Genesung nicht hinlänglich verklaren. — (Danach ging er mir nach Möglichkeit unauffällig aus dem Weg .) - Das ist soweit nicht ungewöhnlich und auch bei Menschen zu beobachten.

Das Erleben eines echt dankbaren Patienten ist danach um so beglückender: Terry, eine vor Temperament und Jagdpassion vibrierende Rauhaar-Dackelhündin hatte sich bei einem Bremsmanöver im Auto einen dreizackigen Angelhaken tief in die Nase gezogen. Herrchen, schockiert und lamentierend (Apotheker), und Hundchen, ebenso stark wie gelassen blutend, sowie das abgeklärtere Frauchen erklommen unsere Terrasse, wo wir bei Kaffee und Kuchen den Sonntagnachmittag begingen.

„Komm, Terry, komm mal her !“ lockte ich den Hund, um ihn zu untersuchen. Meine Frau beruhigte indessen den zittrigen Besitzer mit einem doppelten Whiskey, und schenkte einen Kaffee für Frauchen aus. Der Widerhaken war tief in die derbe Nasenhaut des Hundes gedrungen. Die klassische Methode verwarf ich, bei der der Haken abgekniffen und mit einer Zange in Stichrichtung durchgebohrt wird. „Komm, Terry,“ schmeichelte ich, und betäubte die Haut der Nase mit einem anästhesierenden Gel. Der Hund lag seelenruhig auf meinem Schoß und schleckte mir liebevoll über die bärtige Wange. Die danach erforderliche Spritze ertrug er klaglos, während sein Herrchen noch einen weiteren Irischen Beruhigungstrunk erbat.

Die Entfernung des Angelhakens verlief problem­los. Nach einer Stich-Inzision in das betäubte Gewebe über dem Widerhaken konnte ich ihn leicht mit der Klemme herausholen. Nur blutete die Wunde noch kräftig, so dass meine Penelope sogleich einen feuchten Aufnehmer holte — wegen der Fliesen.... Danach plauderten wir entspannt und heiter mit unseren befreundeten Gästen. - Nur war plötzlich meine Patientin verschwunden. Ihre Blutspur wies zum Auto, dessen Fahrertür noch offen stand. -

Aber da kam Terry auch schon zurück im Dackelgalopp. Vorbei an der Such-Expedition, zurück zu meinem Sessel auf der Terrasse. — Dort warf sie einen Büffelhaut — Knochen vor meine Füße, und sah erwartungsvoll zu mir hoch: „Wau -wau-wau !“ — „Du knabberst so was doch auch gerne ???“

Ich knubbelte den Dackel gerührt, denn ich habe in meinem Leben nur zweimal erlebt, dass ein Hund mir spontan etwas „schenkt“.


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