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Saalhauser Bote Nr. 31, 2/2012
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Kühe hüten im Herbst 1938 hinter der Helle

Von Bernhard Zimmermann

Wenn der letzte Grasschnitt (Grummet) getan war, wurden die Kühe auf diese nicht eingezäunten Wiesen getrieben und gehütet. Morgens waren die Willers Kühe auf Weiden im Ohle gewesen und wurden dann mittags nach Hause geholt und gemolken. Nachdem wir aus der Schule zu Hause waren, ging es dann mit den Kühen über die Straße über den Dümpel zur Kreuzecke (heute bei dem Straßenverkehr nicht mehr vorstellbar). Von der Kreuzecke (Willers Weide) ging es dann über einen schmalen Waldweg hinter die Helle (Helle ist eine Gemarkung von Saalhausen). Ein kleiner Bach fließt hier durch die Wiesen, an dem wir an einer großen Fichte unser Hütefeuer hatten. Willers hatten beim Haus eine Bienenhütte. In dieser haben wir beim Spielen hinter einem Bretterverschlag eine größere Menge Karabinermunition entdeckt. Willers Opa Hennes, der Großvater vom jetzigen Willers Ernst, war wohl damals Jagdaufseher. Nach dem l. Weltkrieg 1918 sind Österreich-Ungarische Soldaten durch Saalhausen gezogen und haben für Lebensmittel dem Willers Hennes einiges an Munition gegeben, denn für die Jagd konnte er diese gut gebrauchen. Mein Vater Fritz Zimmermann hat mir dies später mal so erzählt.

Heute geht es mal wieder mit den Kühen zum Hüten hinter die Helle. Willers Mutter hatte uns Butterbrote gemacht, die in einem Körbchen verpackt waren. Bevor wir die Kühe aus dem Stall holten, sind wir noch schnell in die Bienenhütte gerannt und haben eine Handvoll Gewehrmunition unter die Butterbrote gelegt. Ein Gewehr hatten wir ja nicht, aber wir wollten mal eine Sprengung machen. Mit den Kühen hinter der Helle angekommen, wurde sofort das Hütefeuer angezündet, Holz dafür gab es in den Wäldern ja genug. Das Feuer war gut und hatte viel Glut. Nun wollten wir die erste Sprengung versuchen, in der Nähe vom Feuer war ein Hohlweg, der uns Schutz bot. Wir wollten ein Stück Munition in die Glut werfen und dann im Schutz warten auf das, was nun passieren würde. Gesagt getan. Erwin war schon in Deckung und ich habe im Schutz der dicken Fichte, die nahe am Feuer stand, ein Stück Munition in die Glut geworfen und bin dann schnell zu Erwin in den Hohlweg gesprungen.

Nach etwa vier Minuten gab es einen Knall und wir gingen zum Feuer zurück. Ein Sprengloch hatte es nicht gegeben, doch unser Feuer war stark mitgenommen. Einen Waldbrand konnte es bei dieser Aktion nicht geben, weil das Feuer mitten in der Wiese am Bach war.

Die Patronenhülse lag aufgeplatzt im Feuer, sonst war nichts passiert. Am nächsten Tag wollten wir das noch mal machen und haben die restlichen Patronen versteckt. Der nächste Tag war schon herbstlich kühl, aber das Feuer, immer an der gleichen Stelle, wärmte uns. Erwin hatte im Bach eine mittlere Forelle gefangen. Diese haben wir am Stöckchen über dem Feuer gebraten. Für solche Fälle hatten wir einen Salzstreuer immer dabei, dazu die mitgebrachten Butterbrote.

Nun wollten wir es noch mal knallen lassen. Wir hatten beschlossen, drei Stück Munition zusammen ins Feuer zu werfen. Nicht weit, etwa 200-300 m von uns entfernt, hütete der Wiesen Hennes vom Dümpel seine Kuh. Auch er hatte immer sein eigenes Hütefeuer und war noch nie zu uns gekommen. Doch ohne es zu ahnen, sollte es heute anders kommen.

Die Munition war im Feuer und wir im Hohlweg, doch heute dauerte es lange und wir warteten auf den ersten Knall. Als ich über den Hohlwegrand schaute, sah ich, wie Wiesen Hennes etwa 40 m entfernt auf unser Feuer zukam, in diesem Moment knallte es dreimal und wir sahen und hörten wie Hennes rief: „Kommt ihr heute Abend mit den Kühen an meinem Haus vorbei, dann werde ich euch schon kriegen." ( Natürlich auf Saalhauser-Platt). Hennes hatte geglaubt, das hätte ihm gegolten. Nun hatten wir mächtig Angst, denn wir mussten am Abend mit den Kühen an seinem Haus vorbei ziehen. Wir warteten mit dem Heimtrieb, bis es schon dunkel wurde. Unser Plan war, ab Haus Hennes (heute Margret Meschede) die Kühe und uns in Laufschritt zu bringen, um schnell an dem Haus vom Wiesen Hennes vorbei zu kommen.

Der Heimtrieb war nun angetreten und wie geplant, wurden die Kühe an der vorher erwähnten Stelle im Laufschritt über die Straße getrieben. Die vollen Euter der Kühe schlugen durch das Laufen so stark dass viel Milch auf die Straße spritzte. Aber dieses Manöver war umsonst, denn Wiesen Hennes war nicht zu sehen, der war inzwischen schon bei Willers gewesen und hatte von unseren Sprengungen berichtet.

Wir haben dann alles zugegeben und es gab bei unseren Eltern ein gewaltiges Donnerwetter.

Willers Mama ließ verlauten, dass die Kühe an diesem Abend weniger Milch hatten, aber nur Erwin und ich wussten, woran das lag.

Die Munition in der Bienenhütte wurde von Willers Papa sofort entfernt. Die Gefahr, mit Munition zu spielen, haben Erwin und ich damals nicht erkannt und wir wollten es auf keinen Fall noch einmal machen.

Kusinen und Vettern auf dem Rinsley im Jahr 1933:
Kusinen und Vettern auf dem Rinsley im Jahr 1933:
  1. Lisa Zimmermann, heute 88 Jahre,
  2. Bernhard Zimmermann, heute 86 Jahre,
  3. Rita Rameil †,
  4. Franz Josef Rameil †,
  5. Josef Rüssmann †.

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