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Saalhauser Bote Nr. 35, 2/2014
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talVital und dörfliche Geschichte am Fluss

von Georg Pulte

Wasser und die Lenne erlebbar machen, das ist eines der Ziele des Projektes talVital in Saalhausen. Weil ein großer Teil der Geschichte in unserem Ort mit der Lenne verbunden ist und der Saalhauser Bote gerne Anregungen zur Erinnerung geben möchte, habe ich im Oktober den folgenden Brief an die Landschaftsarchitektin, Dipl. Ing. Doris Herrmann geschrieben:

Sehr geehrte Frau Herrmann,

da nun bald die Offenlegung der Bäche im Bereich Ohl (Hochwasserplatz) ansteht, möchte ich Ihnen noch einige Informationen geben. Im vergangenen Februar nahm ich als Mitglied im Team des Saalhauser Boten an einem Gespräch mit Ihnen teil, vor der Bürgerversammlung im Kur- und Bürgerhaus. Dabei nannte ich den Namen Ohlströtken für den Bach von der Lenne bis zum Naturerlebnisbad, war mir aber nicht vollkommen sicher, ob sich der Name eventl. auch auf den Weg beziehen könnte. Zu bedenken ist, dass Bach und Weg früher nicht so getrennt waren wie heute. Dieser Weg, beginnend mit einer Furt durch die Lenne, war in früheren Zeiten der Hauptweg aus dem Dorf zum Ohl und wird im Urkataster als Feldweg bezeichnet. Wie mir mein Vater berichtete, ist die heutige Form des Weges erst in den Jahren nach 1965 entstanden. In Eigenleistung baggerte der Verkehrsverein damals den Graben aus. Mit dem Aushubmaterial wurde der Fußweg angefüllt.

Nach Gesprächen mit älteren Einwohnern in Saalhausen und in Erinnerung an die Erzählungen meines Großvaters bin ich mir nun sicher, dass sich der Name Ohlströtken auf den Bach bezieht. Besonders Anwohner am Wiebernbach auf der Jenseite (Einmündung in die Lenne bei der Praxis Dr. Dietz) bezeichnen diesen von altersher als Strote. Sie beziehen den Namen nur auf das Wasser. So ist unter der Bezeichnung Strötken wohl ein kleiner Bach zu verstehen.

Bleukewiesken / Bleichewieschen (hochdeutsch)

Diese kleine Wiese an der Lenne wurde zum Waschen und Bleichen der Bettwäsche und Kleidung genutzt. Auf der linken Seite der Lenne unterhalb der Brücke bei der Kirche gelegen, befindet sich dort heute die Terrasse des CafĂ© Heimes. Auf den alten Fotos, die Herr Gastreich Ihnen zugeschickt hat, ist dort eine Frau beim Wäschewaschen zu sehen. Die Aufnahme mit der Bildunterschrift „Partie aus Saalhausen” ist vor 1909 entstanden, denn die alte Kirche ist noch vorhanden.

Alte Mühle / Göbeln Mühle

Am Weg zum Bräukelken, an der Stelle, an der das Bootshaus errichtet werden soll, befand sich im 19. Jahrhundert eine Mühle. Mein Großvater nannte diesen Bereich noch „an der alten Mühle”. Lehrer Padberg schrieb dazu 1937:

Müllers Teich

Der Teich im heutigen Kurpark am KurcafĂ© wurde seit jeher als „Müllers Teich” bezeichnet. Das Stauwehr am Kurpark, in Saalhausen die Schlacht genannt, errichteten Mitglieder der Familie Müller im Jahr 1879 zum Antrieb einer Schneidmühle (Sägewerk). Ursprünglich war mit den Lenneanliegern vereinbart, nur einen Baumstamm in die Lenne zu legen. Spätere Ausbauten und Erhöhungen führten bis in die 1930er Jahre zu schwerwiegenden Konflikten im Dorf, weil das Stauwehr Überflutungen auslöste. Bereits zur Zeit des ersten Weltkriegs produzierten Müllers auch Strom aus der Wasserkraft. Damals dürfte auch schon der Teich bestanden haben. Erzählt wird immer noch von rauschenden Festen, gefeiert auf der Insel des Teiches. Am Ufer lag Müllers Villa, heute das Kurcafe. Die Familie Müller ist aus den Pächtern der kurfürstlichen Mühle zu Saalhausen hervorgegangen. Diese befand sich dort, wo heute das Hotel Rameil-Flurschütz ist, später am östlichen Ortsausgang von Saalhausen.

Bräukelken, Am Hundemwege, Vor dem Hundemer Wege

Eine Kopie aus dem Handriss des Urkatasters 1831 ist in der Anlage. Die eingetragenen Flurnamen habe ich unterstrichen, Bräukelken rot, Auf dem Brauk, Am Hundemwege und Vor dem Hundemer Wege grün. Hinweisen möchte ich noch auf die Endsilbe „-ken”. Diese entspricht dem Saalhauser Platt (niederdeutsch) und sollte nicht verfälschend durch die hochdeutsche Silbe „-chen” ersetzt werden. Ich muss zugeben, dass ich als mit dem Hochdeutschen Aufgewachsener auch dazu neige, Bräukelchen zu sagen, dass ist aber eine Vermengung von Hoch- und Niederdeutsch.

Deilfert

Die Wiesen zwischen Lennehof Trilling und Gleierbrück tragen den Namen Deilfert. Im Landwirtschaftlichen Wochenblatt Westfalen-Lippe erscheint zurzeit eine Serie zur Erklärung von Flurnamen. Hier wurde in der Ausgabe 41/ 2014 auch das sehr alte, niederdeutsche Wort "Dahl" beschrieben, dass meistens einen Einschnitt in der Landschaft mit einem Bach oder Fluss bezeichnete. Ursprünglich war der Begriff nördlich der Mittelgebirge bis zur Nord- und Ostseeküste weit verbreitet, verschwand im norddeutschen Raum aber irgendwann im Mittelalter. Die Einwohner Westfalens hielten daran fest, und so sind Flurnamen mit dem Bestandteil Dahl bis zum Siegerland hin bekannt. Flurnamen wurden über Jahrhunderte hinweg meist mündlich weitergegeben, was zu vielen Abwandlungen und dann unterschiedlichen Schreibweisen führte.

Der Namensbestandteil Deil könnte von Dahl abgeleitet sein und -fert eine Furt in der Lenne bezeichnen. Eine Furt wird in der Nähe des heutigen Gleierbrück am Kriegerweg, der mittelalterlichen Handelsstraße, bestanden haben. Die Furt wurde wahrscheinlich bereits vor Bestehen einer Brücke genutzt und später konnten die Händler und Fuhrleute dadurch die Zahlung von Brückenzoll vermeiden.

Beigelegt habe ich noch zwei Kopien aus der Chronik von Pfarrer Jacobsmeier, Saalhausen 1921. Grün markiert sind Textstellen zum Thema Hochwasser. Vielleicht kann die eine oder andere meiner Informationen noch für Hinweisschilder verwendet werden. Ich würde mich freuen, wenn dadurch Saalhauser Geschichte erfahrbar gemacht werden kann.

Mit freundlichem Gruß, Georg Pulte

Frau Herrmann antwortete dann:

Sehr geehrter Herr Pulte, vielen Dank für Ihre Sammlung an guten Informationen. Ich werde mich dafür einsetzen, dass diese in das Projekt einfließen und freue mich daran sehr.

Liebe Grüße, Doris Herrmann

Eine Anmerkung möchte ich noch zum Deilfert machen. Dieser ist aus der amtlichen Flurkarte und einem aktuellen Katasterauszug entnommen. Nach der mündlichen Überlieferung im Ort ist aber ein Buchstabe im Wort anders, es wird eher die Deitfert gesagt.



talVital.

Es tut sich was im Kurpark. Im März 2014 soll das Umbauprogramm abgeschlossen sein und wir sind gespannt auf das Ergebnis.

Das Foto hat unser Mitarbeiter Heinrich Würde für den Saalhauser Boten aufgenommen. Es zeigt den neuen Platz vor dem Pavillon.


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