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Saalhauser Bote Nr. 37, 2/2015
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Rubrik KURIOSES

von Carola Schmidt
Basierend auf Erinnerungen von Elmar Ullrich.

Schützenfest 1973 Beim Hochziehen des Kugelfangs mit dem Vogel kam es am Schützenfest-Montag 1973 zu einer Panne: das Stahlseil riss, der komplette Kugelfang rutschte zu Boden. Dabei brachen beim Aufprall u.a. beide Flügel des Vogels. Nach einem Moment der Ratlosigkeit wurde beschlossen, aus der (alten) Schützenhalle den Repräsentationsvogel zu holen, der seit Jahrzehnten über der Bühne hängt. Gesagt getan, das Schützenfest ging weiter.

Schützenfest 1974 Der ramponierte Vogel des Vorjahrs war inzwischen wieder stark verleimt und wurde dann im Folgejahr 1974 verwendet. Das Vogelschießen am Montag zog sich bei deutlich über 30 Grad Celsius über Stunden hin. Der neue Vogel war dermaßen trocken, dass mit dem normalen Kaliber nur kleine Holzstücke absplitterten. der Vogel vom Vorjahr war einfach zu zäh! Am frühen Nachmittag war der Biervorrat an der Vogelstange aufgebraucht, die Munition ging zu Ende, wogegen die Schützen und Besucher unter der stechenden Sonne immer betrunkener wurden.

Der Vorstand des Schützenvereins ließ im ganzen Dorf von den Jägern und Schützen Munition sammeln, einschließlich größerer Kaliber, laut Elmar Ullrich kamen bei dieser Aktion vier oder fünf Jagdgewehre mit der entsprechenden Munition zusammen.

Irgendwann war der verbleibende Rest des Vogels für die Schützen überhaupt nicht mehr erkennbar, da der Hintergrund des Kugelfangs schon dermaßen durchlöchert war. Elmar Ullrich wusste Rat. Der Kugelfang wurde heruntergelassen und mit schwarzem Spray der Hintergrund markiert. Nun konnte man den Torso des Vogels wieder erkennen.

Inzwischen war es deutlich nach 13:00 - normalerweise wäre der Schützenzug schon auf dem Weg ins Dorf. Da wurde Paul Schmidt aktiv: wie lange soll das denn noch dauern? Eine Absprache erfolgte mit Siegfried Rameil, Franz Schmitz, Erich Schneider und Edmund Rohleder. Wir bleiben als ernsthafte Bewerber auf den Königstitel im Rennen. Keiner von uns verlässt die Vogelstange. Jeder von uns gibt 500 DM in einen gemeinsamen Topf und damit holen wir den Vogel von der Stange.

Ein Problem, mit dem niemand gerechnet hatte: die Jagdgewehre waren auch mit einem Zielfernrohr versehen - ein gravierender Unterschied zu den "normalen" Gewehren beim Vogelschießen. Da kamen die letzten Schützen mit "Blessuren" oberhalb der Augen vom Schießen zurück. Aber wen störte das schon in dieser Ausnahmesituation?



Der komplette Hofstaat von Eva und Paul Schmidt

Als Paul Schmidt dann endlich der rettende Schuss gelang, war wenig Zeit für Vorbereitungen. In aller Eile wurde eine Liste mit den Teilnehmern des Hofstaats erstellt und die entsprechenden Paare schwärmten aus, um sich einzukleiden. Elmar Ullrich hatte den Wagen des Chefs im Dorf geparkt und wollte ein paar Sachen erledigen. Der Schlüssel steckte im Auto, als Elmar in die Halle ging. Als er zurückkam, war der Wagen weg, oh Schreck. Da hatte jemand den Wagen an sich genommen, um die neue Schützenkönigin zu Hause abzuholen und noch schnell ein Kleid kaufen zu gehen.

Die neue Schützenkönigin war gar nicht an der Vogelstange, sondern zuhause mit Bügeln beschäftigt, als die Vertreter des Schützenvereins zum Kranzaufhängen eintrafen. Da blieb nicht viel Zeit, denn der übliche Schützenzug um 15:00 musste logischerweise auf einen späteren Zeitpunkt verschoben werden. Aufgeschoben ist nicht aufgehoben, und somit kam es doch noch zu einem verspäteten Zug durchs Dorf.

Normalerweise wurde an den Schützenfest-Montagen am Abend mit dem Hofstaat deren Anteil abgerechnet. Doch in diesem Ausnahmejahr war alles anders. Nun hatte Paul Schmidt die 2.500 DM von den übrigen Aspiranten auf den Königstitel. Ergab sich die Frage: was machen wir damit? einigen Diskussionen kam ein Vorschlag: die Tische in der (alten) Schützenhalle waren morsch und benötigten dringend eine Erneuerung. So beschlossen Paul Schmidt und Elmar Ullrich die Verwendung des Gelds für den Bau (Marke: Eigenkonstruktion) von neuen Tischen für die Schützenhalle. Aus 4-Kant-Rohren wurden 45 Tische gefertigt, wobei Schweißer der Firmen Tracto-Technik, Peetz und Tüschen die Arbeit leisteten.

Aber was nutzen Stahlkonstruktionen ohne Tischplatte?

Hier kommt die übliche Vorgehensweise eines Hoftischs beim Schützenfest ins Spiel. Die Kosten beliefen sich pro Person auf ca. 90 DM und diese wurden dann von den Mitgliedern des Hofstaats in den Folgewochen eingefordert. Und tatsächlich reichte der Endbetrag für die Anschaffung von Tischplatten, die der Saalhauser Schreiner Anton Schulte (Scheperkens) lieferte.

Fazit: nach diesem einmaligen Schützenfest verfügte Saalhausen in der (alten) Schützenhalle über neue Tische - mit einer unteren Ablage.

Am Rande sei bemerkt, dass im Folgejahr der ursprüngliche Ablauf des Schützenfests (Samstag bis Montag) geändert wurde auf Freitag bis Sonntag, wobei das Vogelschießen am Samstag stattfindet. Der erste König nach dem neuen Ablauf wurde Peter Kuhlmann (Hilmecker Peter).

Ein Pferd muss her Bis in die 70er Jahre wurde das Pferd für den Wagen des Kinderprinzen von Erwin Gastreich in Gleierbrück vor Verfügung gestellt. Aber dann hatten die Mitglieder des Karnevalsvereins ein Problem, denn das Pony war verkauft worden. Was tun? Da beschloss der Karnevalsverein, ein eigenes "karnevals-taugliches" Pony zu besorgen. In Cobbenrode und anderen Pferdeställen wurde man nicht fündig, aber auf dem Reiterhof in Milchenbach.

Die Anforderungen an das Pferd waren eindeutig: es musste die Zuschauer und die Musik im Karnevalszug verkraften. Mit diesen Vorbedingungen wurde es im Beisein der Vertreter des Karnevalsvereins herumgeführt. Test bestanden? Ja.

Zu Fuß brachten Elmar Ullrich und Alfons Schmies das Pony namens „Moritz” von Milchenbach nach Saalhausen. Als "Berater" war Reinhold Dettenberg dabei, eigentlich war er Schmied, doch seine Fachkenntnisse waren gefragt, um das richtige Pferd auszusuchen.

Auf dem Weg zu Fuß nach Saalhausen musste erst mal eine Trink-Pause bei Hamers in Störmecke eingelegt werden. Weiter ging es nach Saalhausen, zunächst zu Postes (Gastreich), wo der Wirt nicht schlecht staunte, als das Pony nach vorne schoss und das Spülwasser aus der Theke trank. Klar, das Pony hatte auch Durst, nicht nur die begleitenden Karnevalisten.

Die Stufen rauf zur Theke schaffte das Pony mit Leichtigkeit, aber die Stufen runter - das war nichts für Moritz. Da mussten Gurte und Körperkraft der Karnevalisten her, um es wieder auf die Straße zu bringen.

Schmitten (Rameils) Benno war sichtlich überrascht von der Aussage von Paul Schmidt: wir haben ein neues Mitglied im Karnevalsverein. Wollen wir es reinlassen?

Als dann ein Pferd das Lokal betrat, war Benno doch ziemlich perplex.

Schmidts Paul wollte das Pony dann auch mal selbst ausprobieren. Gesagt, getan. Aber als er auf dem Pony saß, ertönte plötzlich sein Hilfeschrei: Elmar, das Pony wird immer kleiner. Und schwupps saßen Paul und Pony Moritz auf dem Boden. Als Beruhigung für das Pony gab es Butterkekse, bis es zum nächsten Stopp der Reise ging.

Die nächste Station der Einführung führte Moritz dann nach Drees (heute: Tasso) und hier bekam Moritz dann tatsächlich mal ein bisschen Vorgeschmack auf Karneval - in Form von einer kleinen Dosis Bier. Damit war Moritz "karnevalstauglich".

Das neue Heim bekam Moritz dann gegenüber Drees bei "Muses" (Blöink). Bis Karneval war alles im Lot. Aber einen Punkt hatten die Karnevalisten bei der Auswahl von Moritz völlig vergessen: die Geräusche, die durch die Pistolen der vielen kleinen Cowboys und Indianer im Karnevalszug entstehen. Davor nämlich scheute Moritz, so dass an einen Einsatz im Kinderkarneval nicht mehr zu denken war. Ein Ersatz musste her. So wurde - wie früher - ein Traktor als Zugmaschine für den Kinderprinzenwagen eingesetzt.


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