(Kurzfassung)
Von Alexander Rameil
Im Steuerregister des Jahres 1536 für Saalhausen findet sich erstmals der Name Heinrich Rameill.
Dieser Heinrich Rameill oder auch Henrich Rammel war ein Sohn des freien Bauern und Gutsbesitzers Dietrich Welter aus Oberhundem und Alheid Eickelmann.
Der Freibauer Dietrich Welter (+ um 1530) vererbte vor 1550 auf seine sechs Kinder, vier Söhne und zwei Töchter, nicht nur den Welters Hof in Oberhundem, ein Freigut, sondern noch vier andere Güter.
Thonis Welter, dem ältesten, das Welters Gut zu Oberhundem, dem zweiten Sohn Hans Welter einen Hof zu Albaum, dem dritten Sohn Heinrich Welter den Eickelmann Hof in Saalhausen, dem vierten Sohn Christian Welter ein Gut zu Hundesossen, Agatha Welter wurde ausgesteuert und heiratete den hörigen (musste Abgaben an einen Grundherren verrichten) Bauern Johann Heinrich
Schulte aus Stelborn, Else Welter heiratete den Jacob Gockel zu Oberfleckenberg, Sohn von Wilhelm Gockel. Nachkommen nennen sich Willmes.
Außerdem gehörte Dietrich Welter
noch das wüste Gut Hombert (zw.Stelborn und heut.Alpenhaus), sowie ¼ Anteil von *Rammes Hof auf der Schwartmecke.
Agata Schulte, geborene Welter, war mit ihrem ererbten Brautschatz nicht zufrieden und forderte von ihrem Bruder Thonis Welter immer mehr Land.
Rund dreißig Jahre ging der Streit vor dem Gericht in Bilstein und letztlich in Werl.
In den Gerichtsakten tritt auch der andere Bruder Heinrich Rameill als Zeuge auf.
Schultes hatten es jedenfalls geschafft, Thonis Welter pleite zu machen.
Dieser ist letztlich Amok gelaufen und hat Agathas Kinder verdroschen und Schultes Vieh abgestochen. Am Ende wurde der Thonis Welter verhaftet (gefänglich genommen).
Nachlesen kann man dies in einem Aufsatz des Historikers Hömberg "Bauerntrotz".
Heinrich Welter und Heinrich Rameill waren eine Person. Er wurde noch 1532 in Saalhausen als Heinrich Welter bezeichnet, vier Jahre später, im Jahre 1536, erstmals Heinrich Rameill. Mit diesem Namen ist auch ein sehr trauriges Kapitel der Sauerländischen Geschichte verbunden. Denn nach einem Erbstreit mit seiner Schwiegertochter wurde er der „Zeuberei“ beschuldigt und am 3.Dezember 1591 auf dem Burggraben in Bilstein verbrannt.
Im Sauerland herrschte das Anerbenrecht. Ein Hof wurde immer nur an einen weiter vererbt, vorzugsweise den ältesten Sohn. Töchter wurden anderen Bauern zur Heirat versprochen und jüngere Söhne blieben meist ledig, arbeiteten z.B. als Knecht auf den Höfen.
So blieben unsere Orte im Mittelalter und im 16. u. 17. Jh. noch in ihren Grenzen.
Trotzdem bildete sich im 17. Jh. eine Schicht, die man als Beiwohner oder Beilieger bezeichnet, oft jüngere Söhne. Einige konnten einen geringen Anteil des Hofes erben, lebten z.B. in der Scheune „Schuiern“ oder im Backhause „Backes“. Viele Höfe sind zerteilt worden.
Es entstanden auch Namen wie Oberste, Unterste, Neuhäuser und andere. Diese Namen sind oft jüngeren
Ursprungs, leiten sich aber von älteren Gütern ab. Diese Entwicklung hatte auch zur Folge, dass einige in die Städte oder auch nach Ungarn auswanderten. Einige Alt-Höfe in Saalhausen wurden auch von Rameilsöhnen übernommen z. B. durch Heirat.
Aus der Ehe Johann Rameil und Anna Ursula Hamers, Heirat 1746, gingen zwölf Kinder hervor. Fünf der Söhne haben dann weitere Nachkommen. So teilt man die Rameil aus Saalhausen in fünf Hauptstämme ein. Die wiederum auch weitere Linien hervorbrachten.
Stamm I, genannt Rötz: Erster Sohn heiratet 1772 Anna Eva Müller genannt Rötz, Erbin von
Rötz´ Hof.
Stamm II, Anton Rameil, genannt Rammels. Dieser war Hoferbe.
Stamm III, Johann Rameil:
Dessen Sohn betrieb eine Köhlerei in Hanses Hof (Knipp) , genannt Kohlhofs. Daher auch die Bezeichnung "Im Kohlhof".
Stamm IV, Anton Rameil, genannt Buchener, lebte im Böddes auf dem Puchwerk. An der Puche genannt, 1832 fälschlicherweise als "an den Buchen" ins Urkataster geschrieben.
Und Stamm V, Johann Hermann Rameil, genannt Zenses, der Elisabeth Hennemann, genannt Zenses, heiratete, Erbin von Zenses Hof, Ecke Deitmer, heute ein Parkplatz.
Es haben sich weitere Namenzussätze gebildet, um alle Rameil auseiander zu halten.
Stamm I, Rötz, hat in Saalhausen den größten Anteil an Nachkommen. Es gehören zum "Stamm Rötz" noch die Namenszusätze Emils, Schmitten, Lutzen, Flurschütz, Hesse, Casparfränskens, Altenheers, Engelbertes (Name von Heimes, genannt Engelbertes) durch Heirat, Schuhmachers und Gockels. Außerdem gehören zu Stamm Rötz Rameil in Oberhundem Herrntrop und Finnentrop, Franzpeters und Niggenhiskens (Name von Hessmann übernommen).
Zu Stamm II, Rammels Erbof, gehören nur noch Fritzes.
Zu Stamm III, Kohlhofs, gehören noch Stinans (Name von Christina geborene Schöttler) und Muierfränskens, gegenüber von Rameils
Erbhof, später Mangels.
Zu Stamm IV, Buchener, gehören dann wohl nur die Rameil, genannt
Riekes.
Zu Stamm V, Zenses, gehören dann noch Rameil, genannt Wegener, Wreen und Hamer.
Es leben heute in Saalhausen rund 60 Familien mit dem Namen Rameil, gezählt habe ich 57.
Dass es allerdings auch französische Rameil gibt ist uns schon lange bekannt. Dort kommt der Name im Süden Frankreichs vor, z.B. Rammeil in Lyon und Rameil im Bezirk
Perpignan.
Es lässt sich aber nicht beweisen ob ein Zusammenhang besteht. Dort wird der Name Rameil erstmals 1564 urkundlich erwähnt, ein Johann Rameil in einem Pyrenäendorf Namens Sorgeat.
Dieses liegt an einem alten Pilgerweg, dem Jakobus-Weg, auf dem schon vor fast 1000 Jahren Pilger, auch aus dem Norden durchzogen.
Rameils Erbhof in Saalhausen gehört heute Brüggemann und wird bis heute im Volksmund noch Rammel genannt. Auch Flurnamen wie z.B. Rammels Brauck, über dem Wieber und das Rammel Siepen oben im Böddes deuten auf den Besitz Rameils in Saalhausen.
Leider kommt man noch zu keiner hundertprozentigen Erklärung für den Namen Rameil. Eine französische Erklärung fehlt auch. Die ursprüngliche Schreibweise ist 1536 Rameill.
Ob nun Rammel gemeint war?*Hatte Rammes Hof auf der Schwartmecke wohl etwas damit zu tun??
Wesentliche Quellen müssen noch erforscht werden. Für das Jubiläuumsjahr 2006 sehe ich auch 470 Jahre des Namens Rameil als Nebenjubiläum.
Fest steht, Heinrich Rameill war nachweislich der erste Rameil in Saalhausen und Rameil sind sogesehen auch Abkömmlinge der in Oberhundem ausgestorbenen freien Großbauernfamilie Welter.
Besonderes Lob auch an Robert Rameil, ohne den ich niemals mit der Forschung angefangen hätte.