Den folgenden Brief und seine Chronik mit dem Titel: „Fahrt in die Vergangenheit - Erinnerungen an die letzten Kriegstage in Altenhundem und an die Zeit davor und danach” erhielten wir von Herrn Paul Hoberg aus Olpe.
Im Gespräch mit Herrn Hoberg berichtete er mir, dass er der Junge war, von dem Frau Christel Demmeler auf S. 23 im Saalhauser Boten Nr. 31, 2/2012 in ihren Erinnerungen erzählte. (Christel Demmeler: „Der erste große Bombenangriff auf Altenhundem am 22.02.1945”).
Viele kennen Herrn Hoberg, den Architekten aus Olpe wohl noch. An seinen Erinnerungen wollen wir unsere Leser teilhaben lassen. Das Buch von Herrn Hoberg ist eine großartige Fundgrube. Gerne werden wir in kommenden Ausgaben daraus berichten. Hier einmal ein Vorgeschmack mit Auszügen aus seiner Einleitung:
Frühjahr 2004
Hinter der Kockmecke führt die Straße wieder hinab. Wir fahren hinunter Richtung Altenhundem. Kockmecke, das ist der Sattel zwischen Bilstein und Altenhundem - dort, wo die Straße zum Aussichtsturm „Hohe Bracht" abzweigt. In der Feme - näher kommend - leuchten die Gebäude von „Maria Königin", die moderne Kirche, der moderne Kirchturm! Bauten der 5o-er Jahre.
Bald liegt Altenhundem drunten vor uns, eingebettet zwischen hohen Bergen. Ich weiß die Namen : Töte, Klatenberg, Biertappen! Das weit sich öffnende Lennetal, und direkt unter uns das sich weit öffnende Hundemtal. Mit riesigem Gewerbegebiet dort, wo einst Bahnbetriebswerk, die Lokdrehscheiben und die großen Lokschuppen gestanden haben.
Weiter abwärts: Hinter dem Wegekreuz seitlich rechter Hand eine Linkskurve, ein erstes Haus an der Straße! „ In der Wimbecke" heißt das hier! Hinter mir links oben, hinter Bäumen kaum auszumachen, ein weiteres Haus. Einstmals war das die „Rudolfshöh", ein Wohnhaus mit Gartenwirtschaft, nach dem Krieg von meinem Bruder Rudolf errichtet worden. Passieren bald eine gewaltige Betonmauer, eine Hangsicherung, fast einen Kilometer lang, sicherlich bis teilweise 1o m hoch. Sie ist noch neu, vor kurzem fertiggestellt worden. Wenn sie doch wenigstens irgendwann grün bewachsen wäre!
Dann das Ortsschild: STADT LENNESTADT-ALTENHUNDEM.
Einstmals fuhr man hier rechts über die Hundembrücke, dann über den beschrankten Bahnübergang, um in den Ort zu gelangen. „Hinter der Brücke" nannten die vom Ort drüben diesen Ortsteil hier.
Den Bahnübergang gibt es nicht mehr, die Brücke dient als Autoparkplatz, und ist gleichzeitig Zugang zu der Fußgängerunterführung unter den Bahngleisen durch.
Einst stand man hier minuten-, zehnminutenlang vor geschlossener Schranke.(Anmerkung der Redaktion: Selbst hier wurden bauliche Veränderungen im Jahr 2012 vorgenommen).
An der Ampelkreuzung weiter Richtung Meggen, „auf der Anlage", wie es hier früher genannt wurde, überqueren wir, rechts über eine gewaltige Brücke fahrend, den Hundemfluss und die Eisenbahn. An der nächsten Ampel geradeaus in den Ort! Links geht die B 236 in Richtung Schmallenberg/ Winterberg ab, die neue Ortsumgehung.
Eine moderne Kleinstadt ist das hier: Geschäfte aller Art, Banken, Gaststätten und vieles andere mehr, alles in neuen Gebäuden - neu, d. h. etwa 25 - 3o Jahre alt.
Verkehrsberuhigte Fußgängerzonen, so in der früheren Lennestraße, der heutigen Helmut-Kumpf-Straße. Etwas aufdringlich modern das gelb gefleckte neue Postgebäude an der Ortseinfahrt, weit dahinter ein noch verbliebenes Fachwerkgebäude, der „Schneiders Hof".
Frühjahr 2004! - Wie viele Jahre bin ich hier hinein gefahren in diesen Ort - nach Altenhundem hinein - ohne einen Gedanken an das Jetzt oder auch nur irgendeinen Gedanken an das Gewesene verschwendet zu haben. Wie viele Jahre bin ich hinein gefahren in diesen Ort, sei's zum Besuch meiner Geschwister, sei's beruflich bedingt.
Unter dieser Ortseinfahrt hier, irgendwo hier drunter, zwischen Post und den Gebäuden gegenüber hatte einmal mein Elternhaus gestanden, eines der vielen alten Gebäude, Fachwerkhäuser, damals, 1945 schon Jahrhunderte Jahre alt. Hier drunter, da war die alte Mitte von Altenhundem, die Mitte, die „Im Schlamm" genannt wurde. Hier hatte ich meine Kindheit verbracht.
Altenhundem - oder Lennestadt - wie diese Gemeinde seit 1971 nun heißt, mag heute sicherlich für die dort wohnenden, lebenden Bürger besser gestellt sein als das damalige, ruhige und behagliche Eisenbahnerdorf.
Denn die in den 7oer Jahren erfolgte umfangreiche Stadtsanierung hat dort fast alles - zumindest im Ortskern - verändert, auch das, was von den Kriegseinwirkungen, Bombeneinschlägen und Granatbeschuss 1944/45 noch übrig geblieben war.