Saalhauser Bote Nr. 44, 1/2019
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Wie ist das Saalhauser Tal entstanden?

von Bernd Brüggemann

Unsere Dorfchronik beschreibt die historische Entwicklung des Dorfes Saalhausen und beginnt mit der Besiedelung des Saalhauser Tals. Ich habe anhand verschiedener Quellen, die ich aus Gründen der besseren Lesbarkeit nicht zitiere, aber in der Version für unsere Internetseite angegeben habe, versucht, die Entstehung des Saalhauser Tals zu beschreiben.

Das Sauerland gehört zum rechtsrheinischen/östlichen Teil des Rheinischen Schiefergebirges. Dort wo es sich heute erhebt, erstreckte sich im Erdaltertum ein weites Meer. Die eurasische Kontinentalplatte ist erst im Laufe einer langen Erdgeschichte in ihre heutige Lage auf der Nordhalbkugel gedriftet. Im Devon (vor 416 – 359 Mio. Jahren) lag sie noch in der Nähe des Äquators in einem Meerestrog zwischen dem Urkontinent Laurentia (weite Teile Nordamerikas und Grönland) einschließlich Batica (Ur-Europa) im Norden und dem von Süden andriftenden Kontinent Avalonia. Der Südpol befand sich damals im Nordwesten Afrikas.

Im Devon (vor 408 – 360 Mio. Jahren) bildeten Nordamerika und Teile Nordeuropas einen zusammenhängenden Kontinentalblock (Old-Red-Kontinent, Kaledonisches Gebirge), an dessen Südrand das heutige Sauerland in einem Meerestrog lag. Durch Flüsse wurden über einen Zeitraum von rund 60 Mio. Jahren vom nördlichen Festland Ton und Sand zu diesem Trog transportiert und lagerten sich dort ab. Bis zum Oberkarbon (vor etwa 296 Mio. Jahren) senkte sich der Meeresboden mehrfach unter dem Belastungsdruck dieser Sedimente mit Mächtigkeiten von über 5.000 m ab. Durch den Druck und hohe Temperaturen entstanden Tongesteine, Sandsteine, Grauwacken und Quarzite, aus denen sich hauptsächlich das Sauerland aufbaut. Tonsteine wurden durch Druck später in Schiefer (z.B. oberflächennah bei Fredeburg) umgewandelt. Aus großen Korallenriffen bildete sich der sog. Massenkalk, der im Sauerland z.B. in Grevenbrück auftritt. Zudem entstanden vor etwa 400 Mio. Jahren durch untermeerische Vulkanausbrüche Quarzkeratophyr und Keratorphyrtuffe. Der Rinsleyfelsen, der Burgfelsen von Bilstein und die Bruchhauser Steine sind z.B. solches unterdevonisches Ergussgestein. Die Gesteine des Saalhauser Tals stammen überwiegend aus dem Mitteldevon.

Im Karbon (vor 358 - 296 Mio. Jahren) vereinigten sich die Kontinente Gondwana und Laurasia zum Superkontinent Pangää. Durch diese Kollision wurde in mehreren Phasen (Variszische Gebirgsbildung) ein 500 km breites Hochgebirge (Variskisches Gebirge, auch „Alpen des Karbons“ genannt) aufgefaltet, das von Spanien bis nach Ostböhmen reichte und zu dem auch das Rheinische Schiefergebirge gehörte. Der Auffaltungsdruck kam von Südosten, so dass auch die Sättel und Mulden des Gebirges von Südwesten nach Nordosten verlaufen. Mitteleuropa lag damals in einem Tropengürtel. Aus den riesigen Wäldern und Mooren entstanden mächtige Kohlenflöze (Ruhrgebiet, Saarland, Donez-Becken), die dem Zeitalter Karbon (lat. Carbo für Kohle) den Namen geben. Der Südpol lag damals im Bereich der Antarktis und weite Teile von Afrika, Australien und Indien waren vereist. Dies führte zu einem weltweiten starken Absinken des Meeresspiegels.

Noch in der Oberkarbon-Zeit und vor allem in der darauf folgenden Perm-Zeit (vor 296 - 251 Mio. Jahre) war das Rheinische Schiefergebirge durch extrem trocken-heiße Klimabedingungen einer intensiven Verwitterung ausgesetzt und wurde als Rumpfgebirge wieder bis auf wenige Meter über dem Meeresspiegel eingeebnet. Pangää begann in der Trias-Zeit (vor 248 bis 213 Mio. Jahren) zu zerbrechen. Mittel- und Südwesteuropa waren von Meeren bedeckt. Aus Algen und Korallen entstanden mächtige Riffe. Die Sedimente der Kalkalpen und Dolomiten sind Lagunenablagerungen dieser Meere. Im Jura (vor 213 bis 144 Mio. Jahre) entstand der Nordatlantik und trennte Europa von Nordamerika. Mitteleuropa wurde weitgehend überflutet. Nur die Ardennen und das Rheinische Schiefergebirge blieben Festlandsinseln.

In der Kreidezeit (vor 144 – 64 Mio. Jahren) stieß der indische Subkontinent auf die Eurasische Platte und Afrika kollidierte mit Europa. Dadurch entstanden der Himalaya, die Pyrenäen und die Alpen. Mitteleuropa war bis zum Kaspischen Meer im Osten von einem Flachmeer bedeckt, aus dem nur die Mittelgebirge herausragen.

In der Tertiär-Zeit (vor 65 - 2,6 Mio. Jahren) verwitterten die oberflächennahen Gesteinsschichten . Es setzte wieder in mehreren Schüben eine treppenförmige Hebung des eingeebneten Gebirgsblocks ein. Die damals geschaffene Landschaftsform hat sich bis heute im Wesentlichen erhalten. Bis heute hebt sich das Rheinische Schiefergebirge um 0,3 – 0,5 mm pro Jahr, aber wird aufgrund der gleichzeitigen Verwitterung nicht höher. Die Abstufung erfolgte von Süden (Rothaargebirge) nach Norden. Durch das Aufsteigen der Sättel erhielten die Flüsse und Bachläufe ein immer größeres Gefälle und schnitten sich immer tiefer in den Gesteinsuntergrund ein. Maßgebliche Bedeutung für die Formung von Tälern und Bergrücken war die Härte und Witterungsbeständigkeit der Gesteine. Auch die Lenne formte das Saalhauser Tal und verläuft von Störmecke nach Südwesten, trifft an der Legge auf härteres Gestein und verschwenkt dort nach Süden. Naturräumlich werden die an der Südseite des Tales gelegenen Berge dem Rothaargebirge und die an der Nordseite befindlichen Saalhauser Berge dem Südsauerländer Bergland (Rothaarvorhöhen) zugeordnet.

Im Quartär (vor 2,6 Mio. Jahren bis vor 10.000 Jahren) wechselten Kalt- und Warmzeiten (Eiszeitalter). Von Norden rückte Inlandeis bis an den Nordrand des Sauerlandes vor. Das Sauerland war bei der letzten Weichsel-Kaltzeit (vor 115.000 – 10.000 Jahren) nicht eisbedeckt, aber es herrschte Dauerfrost und nur in den wärmeren Sommermonaten taute die oberste Bodenschicht (meist Braunerden) auf.


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