Saalhauser Bote Nr. 46, 1/2020
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Unser Gleiertal

Hochdeutsch, übertragen von Georg Pulte


Unser Gleiertal, unser liebstes Kind,
Unsere Märchenprinzessin mit Königsgesinde
Mit Buchen-Riesen und heimeligem Klang
Vergissmeinnicht -- Wiesen und Rosengerank
Und Spinnennetzen wie ein Wagenrad
Und Farnsträußen, kraus oder glatt
Mit Hasen-, Reh- und Eichhörnchengeflitz
Mit Sonne und Wind und Donner und Blitz.

Wildwässerchen brausen über Stein und Geröll
Die Fichten sausen: „Wir wiegen, wer will?“
Da kommt die Meise, die Drossel, der Fink,
Und fahren Karussell, rundherum im Kreis.
Da kommt der Habicht: „Was geht das fein!
Wenn es Abend wär, könnt ich auch mit sein.
Doch hab ich noch ein wenig um die Hand“,
Steigt auf und fliegt ins Brachter Land.

Unser Gleiertal, unser Märchenkind
Unsere Königstochter mit reichem Gesind´
Mit Elfen-Wiesen und heimeligem Klang
Und Heckenrosen und Ginster am Hang.

Und dann diese Stille und Einsamkeit
Nichts als ein verlorenes Vogellied
Weit ab von Welt und Schuld und Qual
Unser Herrgott wohnt im Gleiertal.


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