Saalhauser Bote Nr. 48, 1/2021
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Die Kunst verleiht dem Verstand Flügel

von Werner Riedel

Von Rückschlägen lässt sich Anda Dinu nicht irritieren. Die im rumänischen Pitesti 1968 geborene akademische Malerin, Zeichnerin und Bildhauerin punktet nicht nur mit ihren umfangreichen künstlerischen Qualitäten, sondern auch mit einem umfassenden Blick auf den Meschen mit all seinen Emotionen, Ängste, Sehnsüchten, Hoffnungen, Leidenschaften, Träumen und Enttäuschungen in all seinen Facetten inmitten seiner Lebensräume. Mit der Wiederauferstehung ihrer Kleinen Kunstakademie in Lennestadt wurden für Anda Dinu sowie zahlreiche Kinder und Jugendliche kreative Träume wahr…

Dank der Unterstützung durch die Stadt Lennestadt hat das Atelier Anfang September 2020 seine Pforten wieder geöffnet. Sein Domizil hat es in der ehemaligen Grundschule in Langenei gefunden. Eingeladen zum künstlerischen Gestalten sind vor allem Kinder und Jugendliche ab dem 6.Lebensjahr. Und zwar unabhängig von Nationalität, Religion, Geschlecht oder Elternhaus.

Die kleine Kunstakademie befindet sich im Langeneier Schulgebäude in einem bemerkenswerten sozialen Umfeld. In dem Gebäude sind nämlich auch der Kindergarten „Zauberwald“, der Musikverein Langenei, die örtliche Feuerwehr Löschgruppe und eine TÜV-Nebenstelle untergebracht, ohne strikte räumliche Abgrenzung in der Schule sowie deren Außenanlagen, sodass ein Kontakt besonders der Kinder und Jugendlichen gewährleistet ist.

Anda Dinu :,,Nach zahlreichen Gesprächen mit Künstler-Kolleginnen/Kollegen bin ich der festen Überzeugung, dass die Kleine Kunstakademie einen wertvollen Beitrag für das kulturelle und soziale Leben in Lennestadt und Umgebung leisten kann und wird.“ Dieser Meinung ist auch Lennestadts inzwischen ehemaliger Bürgermeister Stefan Hundt, dem es gelang, die Stiftung der Sparkasse ALK mit ins Boot zu nehmen. Vorstandssprecher Heinz-Jörg Reichmann betonte beim gemeinschaftlichen Besuch in der Kleinen Kunstakademie die kulturellen Ambitionen der Sparkassen-Stiftung :,, Es fehlen sicherlich noch einige Elemente einer Erstausstattung. Angesichts der erstaunlich großen Kreativität der Kinder und des Engagements von Anda Dinu sind wir gerne bereit zu helfen.“

Hundt:,, Die Stadt freut sich sehr über die Kleine Kunstakademie. Ich bin begeistert von der Vielfalt ihrer Angebote und gespannt auf ihre Arbeit in den kommenden Jahren.“

Im Jahre 2004 siedelte die Rumänin ins Sauerland um, heiratete in Saalhausen Markus Erwes, fand in Saalhausen ihre neue Heimat. Tochter Kira komplettierte bald die kleine Familie. Zielstrebig verfolgte Anda Dinu ihre künstlerische Laufbahn. Ihr Credo: Die Einheit von Mensch mit und in der Natur. Relationen, die nie allein betrachtet werden dürfen. Um diese harmonischen Denkansätze zu vermitteln, will sie schon in ganz jungen Jahren mit Kindern und Jugendlichen künstlerisch arbeiten, wie sie es schon in ihrer süd-ost-europäischen Heimat realisierte.

Anda Dinu : ,,Mein Ziel ist es, auch im ländlichen Raum Strukturen für Bildende Kunst möglich zu machen, das Interesse der Menschen für die Natur und ihre Umwelt zu wecken. Die Kunst verleiht dem Verstand Flügel, um dadurch im eigenen kleinen Kosmos und innerhalb der Gesellschaft bewusster zu leben.“ Dabei spielen Hautfarbe, Religion, Sexualität oder kulturelle Hintergründe keine Rolle.

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Die akademische Künstlerin und Kunstpädagogin Anda Dinu leitet die Kleine Kunstakademie (Foto: Riedel)
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Da, steckt eine überaus kreative Künstlerin hinter: Anda Dinu (Foto: Riedel)

Mit diesem humanistischen wie humanitären Ansatz beweist Anda Dinu ihre große Menschlichkeit und ihre Sensibilität, die sich auch in ihren zahlreichen Bildern und Skulpturen ablesen lassen. Um diese ganzheitliche Philosophie zu vermitteln, könne man gar nicht früh genug beginnen. Erste Angebote richten sich an Mädchen und Jungen im Kindergartenalter. Es folgt der Kinderkurs von 6 bis 13 Jahre. Neben den regelmäßigen Kursstunden werden in der Kleinen Kunstakademie auch ganz gezielte Workshops angeboten, in den Herbstferien z.B. mit dem Kölner Künstler Armin Scheid. Dinu: ,, Mit der Farbe sprechen lernen und mit der Farbe die Gefühle in die Ideen fließen lassen ist nur ein Aspekt meiner Intensionen.“ Die Besucherin und Besucher der Akademie profitieren vom außergewöhnlich großen Spektrum der Künstlerin. Gearbeitet wird in dem Atelier in der ehemaligen Grundschule, durchaus aber auch unter freiem Himmel, und auch bei den Techniken und Materialien gibt es kaum Grenzen: Zeichnen mit Holzkohle oder Rötel, malen mit Aquarellfarben, Öl usw., gestalten in Ton, Holz, Textilien, Metall, Gips, Papier, Kunststoffe, Keramik, flechten mit Weide oder Weinranken. Der kreativen Phantasie sind keine Grenzen gesetzt. Das Programm wird ergänzt durch Besuche von Ausstellungen und Künstlerateliers. Anda Dinu: ,,Eigene Ideen und Themen sind ausdrücklich erwünscht. Wir sprechen zusammen, wir entscheiden und arbeiten zusammen. Das Kursprogramm wird ergänzt durch das Atelier 14+. Einmal im Jahr werden die Werke der jüngsten und jungen Künstlerinnen und Künstler in einer großen Ausstellung der Öffentlichkeit präsentiert.

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Lennestadts Bürgermeister Stefan Hundt (Mitte) und Sparkassen-Vorstand Heinz-Jörg Reichmann zeigten sich begeistert von der Schaffenskraft der kleinen Künstlerinnen und Künstler. (Foto: Kira Erwes)

Ausschließen will das Mitglied des Künstlerbundes Südsauerland natürlich niemanden. Deshalb ist auch das Alter der Kunstbeflissenen grundsätzlich kein Ausschlusskriterium. So sind auch alle Junggebliebenen zu kreativem Schaffen in der Akademie eingeladen.

Apropos Soziales Gewissen: Als im Jahre 2015 die riesigen Flüchtlingsströme in Deutschland ankamen und auch die hiesigen Kommunen händeringend nach Unterbringungsmöglichkeiten für die Menschen suchten, stellte Anda Dinu die Räume der Kleinen Kunstakademie in Lennestadt-Langenei zur Verfügung. Jetzt also geht es endlich mit neuem Schwung weiter.

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Backhaus´ „Eigenkreationen“ 2017
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Fotos Lollis: ein kleiner Geniestreich von Anda Dinu, der 2011/12 für überregionale Beachtung auch auf dem heimischen Kunstmarkt sorgte: das mit den heimischen Grundschüler /-innen gestaltete Lolli-Ensemble vor der Mariengrundschule.

Foto-Vergleich: nach dem Motto, besser gut geklaut als schlecht selbst gemacht, adaptierte die Attendorner Künstlerin Marlies Backhaus den kreativen Einfallsreichtum ihrer Saalhauser Kollegin Anda Dinu und ließ sich dafür 2017 und zwischen 2020 von Presse, Funk und Fernsehen publicity -trächtig feiern. Auch wenn sie mit Kinderrechten einen neuen inhaltlichen Schwerpunkt ihrer Kunstaktion setzte, so dürfte es eigentlich keine Meinungsverschiedenheiten über die kreativen Ursprünge der Lolli-Idee geben. „Es ist alles nur geklaut“. Von der Botschaft der „Prinzen“ distanziert sich die Attendorner Künstlerin nachdrücklich: „Ich empfinde das nach wie vor nicht als Ideenklau". Der Betrachter dieser Bilder (unten Anda Dinus Lollis 2011, oben Backhaus´ „Eigenkreationen “2017 ) darf sich darüber eine eigene Meinung bilden.

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Trotz Corona sorgte Anda Dinu in ihrer kleinen Kunstakademie im Herbst 2020 mit einer Projektwoche für Furore. Die jungen KünstlerInnen schufen dabei bemerkenswerte Werke zum Thema „Stadtpatron Thomas Morus“.
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Auch in der Geburtstagsaustellung zum 30-jährigen Bestehen des Künstlerbundes Südsauerland war Anda Dinu mit mehreren ihrer Arbeiten vertreten. Foto: Riedel

Für die Saalhauserin Anda Dinu ist Kunst und künstlerisches Schaffen alles andere als ein Selbstzweck. „Kunst ist für mich eine Form von Wissenschaft, die die verschiedensten Bereiche des menschlichen Lebens in all seinen Facetten in der umgebenden Natur und den Mitmenschen widerspiegelt.“, so Anda Dinu. Künstlerisches Arbeiten berge zudem die Chance, sich selber verstehen zu lernen, wobei Emotionen oftmals eine wesentliche Rolle spielen.

Diese ungebremste Schaffenskraft will die Künstlerin mit ihrer kleinen Kunstakademie bereits in frühen Kindertagen wecken. Auf keinen Fall betrachtet sie die Kunst als elitäres Wirken im Elfenbeinturm. Exkursionen in die freie Natur mit Kindern und Jugendlichen sind deshalb fester Bestandteil ihrer Angebote. Dinu: „Kunst ist eine ganzheitliche Erfahrung mit dir selbst und deiner Umwelt. Eine Umsetzung von Gesehenem, Gehörtem, Gerochenem, Gefühltem usw.“ Ihre kleinen SchülerInnen erfahren bei der Umsetzung der verschiedenen Themen keine kreativen Einschränkungen. Je älter sie würden, umso häufiger entwickelten sich ihre künstlerischen Ambitionen in Richtung Abstraktion.

Anda Dinu, ein geborener Krebs, wird den Charakterzügen dieses Sternzeichens vollauf gerecht: empfindsam, geheimnisvoll, große Seelenkraft, gefühlsbetont, willensstark/alles gepaart mit einer Riesenportion gestalterischen Könnens. Seit Corona kann Anda Dinu nur mit „gebremstem Schaum“ arbeiten, was ihrer Kreativität aber keinen Abbruch tut. Sie freut sich, wenn sie wieder voll durchstarten kann: „Damit sich meine mittlerweile hängenden Schlappohren wiederaufrichten können.“

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Anda Dinu mit der befreundeten Künstlerin Nicole Rabenstein vor dem Werk „Im Wartezimmer". Im September 2020 fand im Kreishaus Olpe die regelmäßige Werkschau des Künstlerbundes statt.

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