Im Gasthof Föhres in Gleierbrück residierte „Ihre Exzellenz“ Hedwig Koch
Hedwig Koch
Eine starke Frau hinter einem großen Mann
von Werner Riedel, Fotos: Kira Erwes
„Hinter jedem großen Mann steht immer eine starke
Frau“, dessen war und ist sich auch Professor Johannis
Grüntzig sicher. Der Augenarzt hat sich eingehend mit
Leben und Wirken des Medizin-Nobelpreisträgers Ro-
bert Koch und dessen zweiter Ehefrau Hedwig beschäf-
tigt. Ergebnis seiner jahrzehntelangen Sisyphus-Arbeit:
Eine fast 1000 Seiten starke Biografie, die ihresgleichen
sucht.
Seit mehr als zwei Jahren ist die Abkürzung „RKI“ in
aller Munde. In Zeichen der Corona-Pandemie ver-
meldet das Robert-Koch-Institut in Berlin Eckdaten zur
weltweiten Seuche. Weniger bekannt sind gewöhnlich
die Namen und Schicksale der beiden Ehefrauen des
im Harz geborenen Arztes und mit dem Medizin-No-
belpreis 1905 ausgezeichneten Forschers. Noch weni-
ger bekannt dürfte aber die Tatsache sein, dass Kochs
zweite Ehefrau Hedwig im Jahre 1945 verstarb und auf
dem Friedhof in Saalhausen bestattet wurde.
Unermüdlich unterstützt wurde er bei seinen Arbeiten
von seiner zweiten Frau Hedwig. Von seiner ersten Ehe-
frau hatte sich Koch scheiden lassen und zwar schon 15
Jahre, bevor das in Deutschland überhaupt gesetzlich
möglich war.
Die Familie seiner ersten Ehefrau zettelte einen regel-
rechten Diffamierungskrieg gegen Koch und dessen
neue Liebe an, die zum Zeitpunkt des Kennenlernens
erst 17 Jahre alt war – Koch war 47. Was den Forscher
und Mediziner wenig zu beeindrucken schien, fand Koch
in ihr doch vollständige Rückendeckung und Unterstüt-
zung, vor allem für seine wissenschaftliche Arbeit.
Geheiratet hatte aber das Paar dann aber erst drei
Jahre später, als Hedwig 20 Jahre alt war. Offensicht-
lich wusste Koch die rückhaltlose Unterstützung seiner
jungen Frau sehr zu schätzen, die ihn unter anderem
auch auf seinen zahlreichen Forschungsreisen bis nach
Indien und Ägypten begleitete, wo Koch dem bis dahin
unbekannten Pest-Erreger auf der Spur war.
Nobelpreis 1905
Der ehrgeizige junge Arzt widmete sich intensiv der
Forschung nach dem Erreger, der im 19. Jahrhundert
immer wieder auftretenden Milzbrand-Seuchen und lie-
ferte sich dabei einen gnadenlosen Forscherkrieg mit
dem Franzosen Louis Pasteur. Für die Entdeckung des
Tuberkulose-Bazillus erhielt Koch 1905 den Nobelpreis.
Als Weltenbummler erwies sich auch sein Biograph
Professor Grüntzig, der im Rahmen seiner beruflichen
und wissenschaftlichen Laufbahn u.a. auch in Kame-
run, Burkina Faso, Guatemala, Honduras, Indien, In-
donesien, Liberia, Mexiko und Thailand, El Salvador,
Indonesien, Kanada und auch in den USA tätig war. Im
heimischen Labor war Hedwig eine willkommene Unter-
stützung. Wie sehr der Biograf die Bedeutung Hedwigs
19
Zurück Vor