Geschichte und Gegenwart
Schlaglichter aus 35 Jahren als Förster bei der
Forstbetriebsgemeinschaft Saalhausen
von Willi Vetter
Nach jetzt bereits mehr als 10 Jahren im Ruhestand
versuche ich mit dem nachfolgenden Rückblick meine
Dienstzeit als Förster der Forstbetriebsgemeinschaft
Saalhausen-Milchenbach noch einmal in auffälligen
Höhepunkten Revue passieren zu lassen. Die Auswahl
der Schlaglichter ist sehr subjektiv, enthält dennoch
viele Informationen über mein Revier und aktiviert bei
den Lesern bestimmt auch Erinnerungen an eigene Er-
lebnisse in und mit dem Wald.
Was ist der Förster und Jagdaufseher ohne Gewehr:
Eine Woche nach der Einstellung des neuen Försters
bittet der Saalhauser Gemeindevorsteher beim zustän-
digen Landratsamt in Olpe „um möglichst beschleunig-
te Erledigung“ seines Antrags auf Ausstellung eines
Waffenscheins für Anton Schröder.4
Geschichte der Waldwirtschaftsgemeinschaft
Die bei Pöppinghaus erwähnte Waldwirtschaftsge-
meinschaft (WWG)1 hat bei Erscheinen von dessen
Untersuchung bereits eine lange Geschichte aufzu-
weisen. Bereits am 11. 4. 1931 gründeten 40 Waldbe-
sitzer aus der Gemeinde Saalhausen eine Interessen-
gemeinschaft mit der Zielsetzung einer „Neuregelung
des Wald- bzw. Flurschutzes“.2
Mit dem Fabrikarbeiter Anton Schröder aus Saalhausen
schließt die neue Waldwirtschaftsgemeinschaft einen
Vertrag, der Schröder als „Flurschütz und Förster“ die
Aufsicht über die Grundstücke der Mitglieder der WWG
überträgt. In dieser Eigenschaft ist er auch zuständig
für die Auszeichnung und Durchforstung im Revier, die
Instandhaltung der Fahrwege und – Förster sind immer
auch Umweltschützer gewesen – für „Schutz, Aufsicht
und Pflege der Wälder u. gesetzlich geschützter Thie-
rarten und Pflanzenarten“.3
Schreiben des Landrats mit der Bitte um Ausstellung eines Waffen-
scheins für Anton Schröder (Archiv Georg Pulte)
Als Gehalt wurde festgesetzt eine monatliche Entloh-
nung von „0,80 M pro Hct [Hektar] der katasteramtlich
festgestellten Grundbesitzer“ und eine jährliche Ein-
malzahlung von 500 Mark als Jagdaufseher.
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1 Pöppinghaus, G(ottfried): Die Waldgenossenschaften des Kreises
Olpe. Eine forstpolitische Studie. Mit einem Beitrag über die Entste-
hung der Jahnschaften des Kreises Olpe von Univ.-Prof. Dr. Albert K.
Hömberg. Werl 1960. S. 15.
2 Original-Urkunden im Privat-Archiv von Georg Pulte (Saalhausen).
3 Ebd.: Aus dem Vertrag zwischen WSG und Anton Schröder.
Nachfolgeorganisation der WWG wurde die 1950 ge-
gründete erweiterte Waldwirtschaftsgemeinschaft
Saalhausen-Lenne. Aus ihr und Teilen der WWG Mil-
chenbach-Stelborn ging schließlich 1972 die heute
noch bestehende Forstbetriebsgemeinschaft Saalhau-
sen-Milchenbach hervor. Sie ist Mitglied der regiona-
len Forstwirtschaftlichen Vereinigung Olpe (Sauerland)
w.V., die wiederum mit der Forstwirtschaftlichen Ver-
einigung Mark Ruhr m.V. und dem Westfälisch-Lippi-
schen Landwirtschaftsverband e. V. als gemeinsame
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4 Ebd.
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Vertriebsgesellschaft die WaldHolz Sauerland GmbH
gegründet hat. Die Beförsterung erfolgt heute durch
das Regionalforstamt Kurkölnisches Sauerland in Olpe.
2019 Borkenkäferbefall, 1979 Schneebruchschäden;
Schälschäden (hauptsächlich in Milchenbach durch
Rotwild).
Die Vorsitzenden der FBG Saalhausen-Milchenbach
waren dankenswerterweise ehrenamtlich tätig. Durch
die zunehmende Bürokratie wurde im Laufe der Jah-
re ihre Arbeit immer umfangreicher. Vorsitzende wa-
ren: Dr. Wilhelm Deitmer, Franz Richard, Georg Deit-
mer, Heribert Gastreich, Holger Deitmer und bis heute
Christoph Rameil
Die Förster und Angestellten
Nachfolger Anton Schröders als von der WWG5 (spä-
ter Forstbetriebsgemeinschaft) Saalhausen angestellte
Förster und Jagdaufseher waren:
Josef Vogt, NN5 Westphal und Willi Vetter (vom
1. 10. 1975–1. 4. 2011); seit 2011: Felix Bettin, Mathias
Gürke, Christoph Kreutzburg und Jana Koldert; aktuell
ist die Stelle unbesetzt und neu ausgeschrieben. In den
Händen der Förster lag auch die Koordinierung der bis
zu 12 von der WGS bzw. FGB beschäftigten Waldarbei-
ter einschließlich deren Bruttoverlohnung.
Beschäftigte in den Jahren ab 1975 waren: Alfons
Schneider, Franz Hamers, Alfons Rüenaufer, Ferdi
Hebbecker, Andreas Trilling, Claus Frohne, Werner
Jungblut, Johannes Tröster, Theo Schürmann, Georg
Dümpelmann und Norbert Dümpelmann.
Daten zum Revier
Größe: ca. 2 000 ha
ca. 115 Waldbesitzer
Höhenlage: 310 bis 756 m über NN
Jahresdurchschnitts-Temperatur: 7° C
Niederschlagsmenge: ca. 1300 mm (gemessen in den
Jahren 1991–2002)
Bodenbeschaffenheit: Grauwacke und Tonschieferge-
stein
Für den aus 99,5% Privatwald und 0,5 % Kommunal-
wald bestehenden Bezirk war bis 1935 als staatliche
Aufsicht das Bezirksfortamt in Meschede zuständig, ab
15. 10. 1935 das Forst­amt in Altenhundem.
Kalamitäten: 1990 Sturm Wibke, 2007 Sturm Kyrill; ab
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5 Der Vorname ist nicht mehr eruierbar.
Typische Waldarbeit
Der Holzeinschlag erfolgte bis Ende der 70er-Jahre
fast ausschließlich durch Waldarbeiter der Forstbe-
triebsgemeinschaft (FBG), die sogar das Nadelholz
manuell geschält, also entrindet haben. Um allerdings
zwingend notwendige Pflegemaßnahmen, in erster Li-
nie Durchforstungen, ergonomisch und wirtschaftlich
günstig durchzuführen, war der Einsatz von Maschinen
unumgänglich.
Die FGB bzw. deren Mitglieder haben den Vorteil der
forstlichen Betreuung durch einen Beförsterungsver-
trag mit der Landesforstverwaltung genutzt. Deren
Einsatz garantierte auch die frist- und bedarfsgerechte
Erfüllung von Holzverkaufsverträgen und machte die
FGB zu einem zuverlässigen Partner. Viele Waldbesit-
zer haben daher auch in den Zeiten, als der Holzpreis
schlecht war, die Waldarbeiter weiter beschäftigt, v.a.
um Durchforstungen einschlagen zu lassen.
Die Betreuung des Kleinprivatwaldes war in Bezug auf
den Forstkulturbetrieb, der Jungbestandspflege, den
Forstschutz, den Hauungsbetrieb, den Holzverkauf,
den Waldwegebau gewährleistet. Der große Vorteil:
Durch den Einsatz der Waldarbeiter konnte sofort nach
Kalamitäten, wie Schneebruch, Windwurf, Hochwas-
serschäden an Waldwegen nach Starkregen, Käferbe-
fall und Trockenheit, reagiert werden.
Die Wirtschaftlichkeit des Waldes bemisst sich im We-
sentlichen am Holz­einschlag und -verkauf. Ersterer be-
deutete für die Waldarbeiter harte Arbeit, vor allem die
Entrindung der Stämme mit den Schäleisen war eine
richtiggehende Quälerei. Die nahm erst mit dem ver-
mehrten Maschinen­einsatz ab der 80er-Jahre ab; zu-
nehmend erfolgte der Holzeinschlag danach von be-
auftragten Unternehmen, vor allem nach Kalamitäten
(Wind- und Schneebruch).
In den Jahren 1975–2010 betrug die Menge des durch-
schnittlichen Holzeinschlags 14 000 Festmeter. Beson-
dere Jahre mit unterdurchschnittlichen Ertragsmengen
waren die Jahre 1991–1993: Da wurden wegen einer
Holzeinschlagssperre nur rund 7 000 Festmeter geern-
tet. Dagegen gibt es 2007 einen Ausreißer nach oben:
Mehr als die doppelte Durchschnittsmenge fällt durch
die Schäden an, die Kyrill verursachte, über 28 300
Festmeter.
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