Saalhauser Bote Nr. 15, 2/2004
... und ob es eine Namensdeutung geben könnte !?
- von Alexander Rameil -
In meinem Bericht in der Frühjahrsausgabe habe ich versucht, den bisherigen Wissensstand
über den sauerländischen Namen Rameil zu schildern. Hierzu sind einige kleine Korrekturen
zu machen.
Der Erbstreit des Bauern Heinrich Schulte in Stelborn gegen seinen Schwager Tonis Welter zu Oberhundem begann 1550 vor dem zuständigen Schöffengericht in Bilstein, ging in zweiter Instanz an das Kurfürstliche Offizialgericht in Werl und reichte in dritter Instanz bis an das Reichskammergericht nach Speyer.
Tonis Welter wurde in Haft genommen, bis er einwilligte, die Gerichtskosten für den von seinem Schwager Heinrich Schulte zu Stelborn und seiner Schwester Agatha Schulte geborene Welter angezettelten Erbstreit zu tragen. Der Konflikt bestand darin, dass die Schultes in Stelborn eigenhörig waren. Sie gehörten in den Besitz der von Ohle, die im Hundem-Raum einige Höfe besaßen.
Welter war frei von einem Grundherrn, vererbte vier Höfe an seine vier Söhne und hatte beide Töchter nur mit einem Brautschatz ausgesteuert.
Es konnte also eigentlich kein freier Welter Besitz an Schulte vererbt werden und somit automatisch in den Besitz der von Ohle fallen.
Die Gerichte aber waren mit den Sauerländischen Erbgewohnheiten nicht vertraut. Von den Gerichten missverstanden und in Armut gebracht ist Tonis Welter durchgedreht. Er schrieb Schulte 1562 einen Fehdebrief. Dann erstach er Schulte fünf melke Kühe, raubte ein Pferd und verprügelte Schultes Kinder mitten in Oberhundem.
In Herbst 1562 war dann Schulte selber dran.
So wurde Welter des Landfriedensbruchs angezeigt, des Landes verwiesen und kam im Wittgenstein’schen an den Bettelstab.
Aus den Gerichtsakten 1550-1582 stellte der westfälische Historiker Albert K. Hömberg 1953 erstmals den Artikel namens "Bauerntrotz" zusammen. Es sollte ein Beispiel dafür sein, welche Macht auch unfreie Bauern gegenüber Freibauern haben konnten.
In den Gerichtsakten tritt „Heinrich Rameil zu Salhauß“, der Bruder von Tonis Welter und Agatha Schulte, auch als Zeuge auf.
Im Bericht "Bauerntrotz" und in der Oberhundemer Chronik von 1972 findet Heinrich Rameil zu Saalhausen nur eine Nebenerwähnung. Auch Pfarrer Jacobsmeier, der Verfasser der ersten Festschrift von Saalhausen, von 1921, wusste nichts davon. Durch die Recherchen von Robert Rameil wurde der Erbstreit des Oberhundemer Bauern auch interessant.
Anfang dieses Jahres schickte mir Robert Rameil eine 48-seitige Kopie der Gerichtsakten von 1550 aus dem Staatsarchiv Münster. Der Ursprung des Namens Rameil ist aber nicht hundertprozentig klar.
Die Namensvorkommnisse in Frankreich können von einem Pilgerreisenden herrühren.
Dort wissen französische Forscher, die sich damit befasst haben, nicht, woher 1564 der Johann Rameil kam.
Um eine Namensdeutung zu bringen, bräuchte man einen Sprachwissenschaftler.
Es gibt eine Deutung, die den Namen Rameil dem alten Germanischen zuordnet.
Demnach soll der Name im Germanischen „Rabenwald“ bedeuten. Was aber soll ich mit Rabenwald ?
Das Wort Rabe ist noch im altdeutschen Männernamen Rambold enthalten !
In der Zeit um 1500 war die Bildung von Familiennamen noch nicht abgeschlossen.
Die Namen klebten an den Solstätten, mochte der bewirtschaftende Bauer auch mehrmals wechseln. Die meisten Höfe trugen einfach Ortsbezeichnungen wie unter den Eichen / Eickelmann, andere Personennamen von Hofbesitzern. Welter in Oberhundem z.B. leitet sich vom Vornamen Walter ab. Heinrich Welter kann nur in seiner Umgebung an den Namen Rameill gekommen sein, entweder durch Heirat oder durch Erbschaft.
Sein Vater Dietrich Welter hatte ein Viertel eines Hofes auf der Schwartmecke.
Das Steuerregister von 1536 führt Schwartmecke zusammen mit Stelborn und Erlhof unter Selbecke. Aufgeführt werden: "Johann und Jacob Gebruider Rammeß Soen" mit dem größten Beitrag von 3 Goldgulden.
Das größte Gut-Rammeß hat also 1536 schon mindestens eine Generation bestanden. Sonst waren da noch "Hennnecken Strack" mit 1 Ort = ¼ Gulden, "Cordt Fynck pauper" = arm , "Jurgen Rutze" mit ½ Goldgulden und ein Dorfhirte der einen Ort gibt.
1565 geben "Hans Vincke" und "Hans Rhamme", beide von Schwartmecke, je einen halben Goldgulden. Vergleich: 1578 gab Heinrich Rahmeel in Saalhausen 2 Schilling. (Saalhauser Chronik Seite 43). 1638 gab Stammeneil in Saalhausen 2 viertel Bedde Hafer. Wohl eine Verschreibung für
R a m m e n e i l.
Rhame oder Rammeß in Schwartmecke wurde dann nach 1652 auch als Grafs aufgeführt und noch später in vorder- mittel und hinter -Graf aufgeteilt. Die Namen Rammeß in Schwartmecke, Ramms in Marmecke, Remmels in Hellefeld und auch Rammels leiten sich meistens von den Vornamen Rembert oder Rambold ab.
Hier schließt sich der Kreis, denn der Männername Rambold kommt aus dem Germanichen und bedeutet nicht "Rabenwald" sondern "Rabenkerl".
Familiennamen, die sich von Personennamen ableiten, sind bei sehr alten Namen häufiger.
Heimes z.B. leitet sich vom Vornamen Heinemann ab und kommt im Sauerland in verschiedenen Orten vor. Das könnte in früher Zeit auch für den "Rambold - Namen" gegolten haben.
Am 27.11.1511 verkauften Mette Rammes van der Smallenborg und Deyecke Kockes van Selkentrop, Geschwister, ein Gut zu Oberfleckenberg, das ihnen von ihrem Bruder Hanß Kocke selig angefallen,dem Wilhelm Gockeln zu Oberfleckenberg. (Entnommen aus den von Josef Lauber erfassten Stammreihen sauerländischer Familien.)
Mette Rammes van der Smallenborg ist eine Bezeichnung aus Vornamen, Vater-Vorfahre oder ehemaliger Hausbesitzer und Ort = Martin Rambold(s) von Schmallenberg. Von Martin/Mertin leitet sich in Saalhausen dann auch der Metten ab.
Auch wenn Rammeß in Schwartmecke nichts mit Heinrich Welter (Rameill) zu tun hatte, so gilt es für eine Ableitung aus dem Vornamen Rambold doch , das er den Namen auch von einem anderen Hof seiner Umgebung gehabt haben konnte. Eine Ehefrau Heinrich Welters ist auch nicht namentlich bekannt, da das Kirchenbuch von Lenne "erst" 1667 beginnt.
Für eine Ableitung des Namens Rameil aus dem Französischen fehlt der geschichtliche Hintergrund. Hugenotten waren französische Protestanten, deren Verfolgung in der Bartholomäusnacht in Paris im Jahre 1572 begann. Der dreißigjährige Krieg (1618-1648), der siebenjährige Krieg (1756 – 1763) und Napoleon (1806 -1812) waren ja alle samt späteren Datums.
Die Theorie, die man am ehesten ernst nehmen kann, für die es aber noch keine gefundenen Beweise gibt, lautet: Als Rufname Rammels hat sich der Haus-Hof-Flur- und Bachname für Rameil, von Legendenbildung unberührt, im Sprachgebrauch erhalten. Dieser Name leitet sich von dem altdeutschen Männernamen Rambold ab.
Ein Sohn aus der alten Saalhauser Solstätte "Rammels" ist im 16. Jh. über den Rhein, den Schwabenweg und den Jacobsweg nach Santiago de Compostella in Spanien zum Grab des Heiligen Jacobus gepilgert und anschließend in Süd-Frankreich geblieben.
Seine Nachkommen heißen Rameil und sind natürlich Franzosen. Er starb dort und sah Saalhausen nicht mehr wieder.