Saalhauser Bote Nr. 17, 2/2005
- Von Friedbert Hessmann -
Ein alter Brauch auf dem Lande, der im Laufe der Zeit eingeschlafen ist und heute leider nicht mehr ausgeübt wird, war das so genannte "DECKELN".
Die heutige Jugend hat vielleicht mal vage etwas davon gehört, aber sie wird sich nichts darunter vorstellen können. Schade.
Was hatte es nun auf sich mit dem so genannten Deckeln?
Hatte ein junges Mädchen einen jungen Mann, also einen Freund, kennen gelernt, sich eventuell auch in ihn verliebt, wurde dieses Mädchen von den Dorfjungen genau beobachtet. Sinn und Zweck des Beobachtens war es herauszufinden, wann dieser neue Freund zum ersten Mal mit ins elterliche Haus des Mädchens genommen wurde.
Man lag auf der Lauer, besonders wenn der Hausbesuch bevorstand. War es soweit, dann tat man sich zusammen und machte mit Topfdeckeln ordentlich Krach vor dem Hause des Mädchens. Solange, bis der Freund auf der Haustür erschien und den Deckelern einen ausgab.
Dann wurde dem Freund des Mädchens ein Jagdschein übergeben, der als Nachweis für erfolgreiches Deckeln galt. Aber ohne einen ansehnlichen Geldbetrag erhalten zu haben, entfernte man sich nicht. Mit diesem Geld ging es in die nächste Kneipe.
Aber die Verbindung zum neuen Freund hielt nicht immer. Und irgendwann war ein neuer Freund im Hause. Und wenn bei einem jungen Mädchen öfters gedeckelt wurde, kam es auch schon mal ins Gerede. Das konnte auch peinlich sein. Darum haben sich die jungen Mädchen vorher lange überlegt, ob und wann sie einen Freund mit ins elterliche Haus nahmen. So war das früher.
Das waren Zeiten, die für die heutige Jugend einfach unvorstellbar sind. Heute lernt man ein Mädchen kennen, nimmt es meistens sofort mit nach Hause. Usw., usw. .....
Erklärungen zum Text:
Die Freundin war Bärbel Hessmann, Winterberger Straße 32 (Friseur). Sie hat den Jagdscheininhaber 1965 geheiratet.
Den Schneidmühlsgraben kennen sicherlich noch viele Saalhauser. Er verlief hinter Hessmanns Haus, wurde Anfang der 70er - Jahre verrohrt und ist heute Teil des Kurparks.
Die Deckeler waren damals: Ludwig Werthmann, Toni Trilling, Otto Dettenberg und Dieter Nückel.