Welcher deutschsprachige Europäer in Deutschland, Österreich und der Schweiz kennt nicht die Bücher von Karl May, einem Schriftsteller, der in seinem Leben keinen Fuß auf den amerikanischen Kontinent gesetzt hat und dennoch unvergessliche Charaktere wie Winnetou - den edlen Apachenhäuptling - und seinen Blutsbruder Old Shatterhand auf Schauplätzen in Amerika geschaffen hat? Generationen von Lesern waren begeistert von den Büchern von Karl May und den Verfilmungen von einigen seiner Werke in den 1960er Jahren, speziell der Trilogie über Winnetou. Millionen Menschen sahen die Aufführungen mit Stücken von Karl May in Freilufttheatern wie Elspe und Bad Segeberg. Und für die Besetzung dieses edlen Häuptlings gab und gibt es für Winnetou Fans nur eine geeignete Person: Pierre Brice, der im Juni 2015 in Paris verstorben ist. Pierre Louis Baron de Bris, der unter dem Künstlernamen Pierre Brice bekannt ist, wurde 1929 in Brest in Frankreich geboren. Nach militärischen Einsätzen in Indochina und Algerien suchte er nach seiner Rückkehr nach Frankreich nach seiner wahren Berufung und fand sie in der Schauspielerei.
Der Durchbruch kam im Jahr 1962, als Pierre Brice die Berliner Filmfestspiele besuchte und vom Produzenten Horst Wendland entdeckt wurde. Dieser bot ihm die Rolle des Apachenhäuptlings Winnetou in seiner geplanten Karl-May-Verfilmung „Der Schatz im Silbersee” an.
Pierre Brice kannte weder den Autor Karl May noch die Figur, die er darstellen sollte Damit stand Pierre Brice nicht allein. Dennoch entschied sich Pierre Brice, das Angebot anzunehmen. Von 1962 bis 1968 spielte er die Rolle des Winnetou in insgesamt elf Karl-May-Kinofilmen, mit international bekannten amerikanischen Schauspielkollegen wie Lex Barker und Stewart Granger. Dies machte ihn in Deutschland zum Star. Die Rolle des Winnetou war ihm auf den Leib geschnitten, und gerne nutze er die Gelegenheit, die ihm die damals noch im Aufbau befindende Freilichtbühne im Sauerland bot, um dort erneut die Winnetou-Rolle zu spielen. Schlagartig war mit der Indianerrolle der Erfolg da und Pierre Brice in aller Munde. Er verkörperte Winnetou von 1976 bis 1980 sowie 1982 bis 1986 bei den Karl-May-Festspielen in Elspe. Die Verpflichtung von Brice war für die neue Naturbühne ein Glücksfall, und über die Jahre wurden über 3,5 Millionen Zuschauer insbesondere durch seinen Namen ins Sauerland gelockt (Mit Erlaubnis der Karl-May-Festspiele Elspe aus Wikipedia / Elspe). Die jüngeren Leser des Saalhauser Boten mögen sich fragen, was das alles mit Saalhausen-Gleierbrück-Störmecke zu tun hat. In seiner ersten Saison als Winnetou im Sauerland suchten die Verantwortlichen von den Karl-May-Festspielen nach einer dauerhaften Unterkunft für ihren neuen Star, die nah genug an der Elsper Bühne war, ihm aber dennoch ausreichend Privatsphäre versprach. Und fanden eine Wohnung im damaligen Hotel Kleinmann (genannt "Föhres") in Gleierbrück. Mit seinem Hund, einem Mops namens Titus, sahen ihn die Gleierbrücker und Saalhauser häufig spazieren gehen. Der Hund war ein treuer Begleiter, sogar zu Fernsehaufnahmen auf dem Pulten Hof in Saalhausen im Herbst 1976.
Jugendliche Fans hatten doch bald die Unterkunft von Pierre Brice ausgemacht und harrten vor der Tür, um ein Autogramm zu ergattern, berichtet Werner Schütte.
Wie bekannt er auch außerhalb von Deutschland oder dem deutsch sprachigen Ausland war, zeigt eine Information aus dem Internet von Weihnachten 2005: Ein Foto zeigt einen besonderen Augenblick. Darauf zu sehen ist Papst Benedikt XVI, der Pierre Brice im Getümmel auf dem Petersplatz in Rom beide Hände über die Absperrung reicht. Da stand Pierre Brice mit vielen Anderen. Und streckte dem Papst seine Hände entgegen.
Das Papamobil kam näher und näher, der Heilige Vater stieg aus und ging auf Pierre Brice zu. In diesem Moment sagte Pierre Brice zu ihm: „Heiliger Vater, Sie haben sicher in Ihrer Jugend Karl May gelesen?” Papst Benedikt XVI strahlte und lacht: „Natürlich! Und Sie, Sie sind Winnetou!” So berichtete Radio Vatikan Ende Dezember 2005. (Quelle: Internet http://pierrebrice.de/blog/ in dem sich für Interessierte Nachrufe auf ihn als Schauspieler, Sänger und Mensch befinden.
Dass Pierre Brice sich in seinem Privatleben für eine Reihe caritativer Projekte engagierte, ist weniger bekannt. Doch im November 2015 berichtete die internationale Presse, dass die verwitwete Hella Brice einen Posten an Erinnerungsstücken inklusive einer Kopie der legendären "Silberbüchse" versteigern ließ und eine halbe Million Euro größtenteils der Initiative "Dalai Lama future4children" (einer Stiftung für misshandelte Kinder) zukommen ließ.
Auch wenn Pierre Brice verstorben ist, in den Herzen seiner Fans lebt er weiter - in Elspe im Sauerland wird er unvergessen bleiben.
Alle Fotos zum Artikel aus dem Privatbesitz von Elke Fichte (geb. Kleinmann)