Saalhauser Bote Nr. 41, 2/2017
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Unternehmen in Saalhausen

von Heinrich Würde

Erster Teil: Lebensmittelgeschäfte.

Geschwister Josef u. Maria Hennes Winterberger Str. 22

Das Haus wurde 1913 gebaut; im gleichen Jahr wurde auch das Lebensmittelgeschäft gegründet. Nach dem Ersten Weltkrieg 1919 erweiterte man das Geschäft unter der Bezeichnung: Kolonialwaren und Tuche, später auch Manufaktur. Da hier im ländlichen Raum der größte Teil der Bevölkerung Selbstversorger war, sind Lebensmittel aus Übersee wie Kaffee, Kakao, Reis, Pfeffer, Muskat und Zimt nur in Kolonialwarengeschäften zu haben. Manufaktur ist der Begriff für Artikel zum täglichen Leben. Zeitzeuge Heinz Rameil berichtete, hier haben unsere Eltern immer für uns Mützen gekauft. Nach dem Tode von Maria Hennes 1962, wurde das Geschäft geschlossen. Josef Hennes starb im Dezember 1969.

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Ein Foto vom Haus Hennes

Lebensmittelgeschäft „Konsum“ Josef Drees In den Peilen 4

Konsum: Die Handelskette Konsum errichtete 1948 im Wohnhaus der Familie Drees eine Lebensmittelfiliale. 1956 erhielt das Haus einen Anbau für das Lebensmittelgeschäft. Erster Filialleiter war Josef Drees, es folgten Elli Blöink geb. Knebel, dann Beate Schulte, danach Brunhilde Höniger geb. Rameil (Kohlhofers) und zuletzt Inge Gipperich geb. Patt. 1967 wurde die Lebensmittelfiliale geschlossen.

Lebensmittelgeschäft „IFA“ -Fachring- Peter Kuhlmann (Kolonialwaren)

Erstmals erwähnt 1920. Peter Kuhlmann sen., geb. 1899, heute Josef Kuhlmann (Schuiern), hat ein Zimmer gemietet im Hause Drosselstr. 6. Es war der Nachbar seines Elternhauses, gebaut 1910 von Friedrich Heimes aus Grafschaft. Jener Friedrich Heimes war Schreiner, seine Frau Johanna war aus Saalhausen (Engelbertes). Dieses Haus hat heute noch den Namen Schreinerheimes. Albert Heimes geb. 1923 kann sich noch gut an das Lebensmittelgeschäft Kuhlmann erinnern. Ende der 20 er Jahre kaufte Peter Kuhlmann dann ein Haus an der Hauptstr. jetzt Winterbergerstr. 42. Dieses Geschäft trug die Bezeichnung Lebensmittel Kurzwaren und Textilien.

Eine Zeitzeugin berichtete: „In der Lehrzeit einer Verkäuferin war eine Technik zu erlernen: Eine Dreiecktüte aus braunen Papier durch Falten so zu verschließen, dass beim Hochheben an der Spitze dieser Tüte weder Zucker oder Mehl herausrieseln konnte“.

Vertelleken: Hannes trifft seinen Freund Albert, dieser fragt „Hannes wo ist eigentlich dein Nachbar Otto ?“ Er antwortet: „Otto muss vier Wochen Tüten kleben“.

Zeitzeugin Brunhilde Höniger berichtete: „Wenn wir wieder einmal einen Packen Tüten erhielten, wo einige unvollständig geklebt waren, kam der Spruch: Hatte wieder einer im Knast einen schlechten Tag ?“.

Von Gabi Kuhlmann erhielten wir dieses Gedicht, es wurde am ersten Berufschultag überreicht.

WAS IST VERKAUFEN

Verkaufen: ein Lächeln, das leuchtet und siegt,
Der Druck einer Hand und die Art wie man blickt,
Der Ton einer Stimme, überzeugend und wahr,
Das Knüpfen von Freundschaft – all’ Tag und Jahr,
Eine Kunst ist Verkaufen, man kann sie wohl erben,
doch meist nur in emsiger Übung erwerben,
Verkaufen ist Takt – Ist Wissen ums "Wie",
Ist Quell für Beratung – ist wahres Genie,
Verkaufen heißt Klarheit, Bereitschaft und Streben,
Verkaufen mein Freund, ist Kampf, dann ist’s Leben.

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Eheleute Kuhlmann mit Personal
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Geschäftshaus Winterberger Str. 42

Lebensmittelgeschäft Rameil Buchener Amselstr. 4

Theresia Rameil Buchener eröffnete 1932 ein Lebensmittelgeschäft unter dem Namen „Frau Carl Rameil Colonialwaren“. 1950 erhielt sie Unterstützung durch ihre Schwiegertochter Hedwig. Nach dem Tod von Theresia 1960 war Hedwig Rameil, Ehefrau von Emil Rameil, Geschäftsführerin. Unter der Bezeichnung VIVO wurde 1964 das Lebensmittelgeschäft umgebaut. Lieferant war der Großhändler Fa. Spannagel aus Siegen. Aber schon 1972 wurde das Geschäft geschlossen..

Zeitzeuge Ernst Zimmermann berichtet: „Rübenkraut wurde in Blecheimern geliefert. Ein großer Holzlöffel wurde in den Eimer getaucht, herausgenommen, gedreht, so dass das zähflüssige Rübenkraut eine Kugel bildete. Diese wurde über ein Glas oder Schale gehalten, damit das Kraut reinfließen konnte. Waren das Glas oder die Schale gefüllt, wurde durch Drehen des Löffels der Fließstrom unterbrochen."

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Stempel: Frau C. Rameil Colonialwaren
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Foto: Frau Hedwig Rameil mit Frau Grewe und einem Gast.

Lebensmittel Antonius Schröder Winterberger Str.

Niederlassung Lebensmittelgeschäft von Friedhoff in Berghausen, Hauptstraße, von 1955 – 1958. Danach, - REWE Lebensmittelfiliale – Geschäftsführer war Antonius Schröder, Einzelhandelskaufmann bis 1970.

Lebensmittelgeschäft Gisela Lammers Finkenstr. 5 „VIVO“ Viele Vorteile.

Das Geschäft wurde 1958 von Gisela Lammers eröffnet. Mit ihrer Schwiegermutter Theresia Lammers arbeitete sie zusammen. Großhändler war die Firma Bommer & Schuchart.

1962 begann Helga Schneider dort die Lehre als Verkäuferin (Einzelhandelskauffrau). Sie berichtete: „Eine interessante Arbeit, war gemeinsam mit Theresia Lammers Heringe zubereiten. Jährlich im Herbst, wenn an den Küsten die Heringsfangzeit war, wurden die Heringe eingesalzen in Holzfässer gefüllt und mit der Eisenbahn zu den einzelnen Geschäften geliefert. Dort geschuppt, ausgenommen und eine Nacht lang gewässert. Danach eingelegt in Essig, Zwiebeln, Senfkörner, Wacholderbeeren, Lorbeerblätter und Sahne. Das waren dann Heringe in Sahne, für viele eine Delikatesse“. Weiter berichtete sie: „Eine schöne Arbeit war es Frühstückskörbe herzurichten“. Gerne wurden zu runden Geburtstagen oder zu Betriebsjubiläen Frühstückskörbe verschenkt.

Zeitzeugen: Das Geschäft Lammers kaufte eine Softeis-Maschine. Für die Kundschaft, besonders für die Kinder war dieses etwas Außergewöhnliches. Die Nachbarskinder durften abends Herrn Bernhard Lammers helfen diese Maschine zu reinigen. Als Belohnung erhielten sie kostenlos den Rest vom Softeis.

Weiter wird berichteti, dass Theresia Lammers die Preise der einzelnen Artikel auf einen kleinen Schreibblock aufschrieb, und die Summe ebenso schnell ausrechnete wie eine Rechenmaschine. Auch dieses Lebensmittelgeschäft wurde 1973 geschlossen.

Gegen die großen SB (Selbstbedienung) Warenhausketten wie Aldi & Co. konnten die kleinen Geschäfte, im Volksmund „Tante Emma Laden“ genannt, nicht bestehen.

FRISCHEMARKT SCHÜTTE:

Der Kaufmann Clemens Schütte aus Neuastenberg kaufte am 19. Mai 1911 von Karl Kreuz hier in Saalhausen dessen Kolonialwarengeschäft. Den Grundbesitz für 25000.- und die Ladeneinrichtung für 3000.- Reichsmark. Clemens Schütte heiratete Anna Rameil aus Gleierbrück. Wie aus der Inventarliste im Kaufvertrag zu erkennen ist, wurden nicht nur Lebensmittel verkauft, sondern auch Artikel für das tägliche Leben, z.B. Seifenbehälter, Sturmlaternen, Mistbeetfenster und Ofenrohre. Die Artikel richteten sich nach den Wünschen der Kunden.

In einem Gespräch mit dem heutigen Besitzer Stefan Schütte haben wir erfahren, dass 1948 sein Vater Clemens Schütte jun. mit seinem Bruder Hugo Schütte gemeinsam das Lebensmittelgeschäft von Clemens Schütte sen. übernommen haben. Die beiden Brüder gründeten eine O H G., Lieferant war EDEKA.

Ab 1988 wurde Stefan Schütte neuer Besitzer. Stefan und Ute Schütte führen gemeinsam den Frischemarkt, das letzte Lebensmittelgeschäft in Saalhausen. In ihrem Geschäft befindet sich auch unsere Postfiliale

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Foto: Geschäftshaus in der Winterberger Str. 34
Zweiter Teil für die Sommerausgabe 2018: Bäckereien.


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