Saalhauser Bote Nr. 43, 2/2018
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Wanderstöcke aus Saalhausen

von Friedrich W. Gniffke

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Kürzlich hing an unserer Tür ein Wanderstock, der mit einer Reihe von Plaketten verziert war. (Bild 1) Gleich war mir klar, warum dieser Stock dort hing: Carola Schmidt wollte mich damit erinnern, dass ich einmal gesagt hatte, ich habe den Stockmacher Hugo Stracke noch erlebt und ich wüsste genau, wie so ein Stock hergestellt wird. Das Botenteam bat mich, einen Artikel zu schreiben. Mit diesem Stock wollte man mich daran erinnern.

Bis zum Jahr 2000 bin ich einige Male mit Abschlussklassen der Valentin-Schule Schmallenberg bei Hugo Stracke gewesen, und wir konnten hier sehr anschaulich die Einzelproduktion von der Beschaffung des Materials bis zur endgültigen Fertigstellung des Produktes erleben. Schülern und mir machte es Spaß, Hugo Stracke bei seinen Arbeitsschritten zu beobachten und seinen Erklärungen zu lauschen.

Es begann mit dem Besorgen und Schneiden von gerade gewachsenen Hölzern an Saalhauser Wegen. Im frischen Zustand wurden sie geschält, d.h. die Rinde wurde abgezogen. (Bild 2) Diese Stöcke kamen dann in einen Dampfofen und wurden mit Hilfe des Wasserdampfes erhitzt. (Bild 3) In einer Biege-Vorrichtung wurden sie dann als Krücken gebogen. In diesem durch Dampf erhitzten Zustand war es relativ leicht, eine Krümmung zu biegen. (Bild 4 )Aber dann musste schnell mit Bindfäden die Krümmung beibehalten werden, nachdem sie die Biegevorrichtung verlassen hatten. (Bild 4/2)

Diesen, meinen Wanderstock, durfte ich mir damals bei Hugo Stracke selbst herstellen. (Bild 5)

Durch Abkühlung und Austrocknung bleibt nun die Krümmung stehen und es geht an die Feinarbeit. Das Ende der Krümmung wird abgerundet (Bild 6) und an der unteren Stelle wird mit Hilfe einer speziellen Fräse der Stock so vorbereitet, dass eine Blechhülse befestigt werden kann. (Bild 7) Zum Schluss wird der ganze Stock lackiert. Hierbei überraschte Hugo Stracke unsere Schüler jedes Mal sehr. Er fragte sie: „Wie bekomme ich denn wohl den Lack an den Stock?“ Natürlich gingen die Schüler davon aus, dass er das mit einem Pinsel machen würde. Dem war nicht so. Er zog den Stock durch seine Hand, in die er vorher Lack geschüttet hatte, und so konnte er innerhalb kürzester Zeit viele Stöcke lackieren.

Leider haben wir damals wohl die Herstellungsabläufe in kleinen Aufsätzen und gemalten Bildern festgehalten, jedoch nicht in Fotos, denn damals kostete ja ein Film eine Menge Geld und heute wäre das mit dem Smartphone eine Kleinigkeit gewesen.

An dieser Stelle möchte ich mich ganz herzlich bei Herrn Gastrock von der Firma Gastrock bedanken für die zur Verfügungstellung von Fotos. Diese Firma stellt Stöcke in vielfältigster Ausführung her.

Gastrock-Stöcke GmbH (Produktion und Vertrieb von Gehstöcken/Gehhilfen)

Forststraße 4

D - 37242 Bad Sooden-Allendorf

Unter www.gastrock.de findet man die Website und kann sich dort einen Film über die Firma und die Produktion ansehen.

Hugo Stracke, geb. am 14.12.1928 und verstorben am 08.12.2013. Seine Produktionsstätte war im Haus der Geschwister Elisabeth und Hugo Stracke in der Winterberger Str. 54 (jetzt Püttmann). Seitlich des Hauses ging man eine Außentreppe zur Werkstatt hoch.

Es hat in Saalhausen noch andere Stockmacher gegeben. Wir bitten unsere Leser um weitere Infos, auch über Hugo Stracke. Existieren noch Werkzeuge, Fotos, Geschichten und Erlebnisse? Schreiben Sie uns unter fw-gniffke@t-online.de oder rufen Sie uns an, Telefon 02723/8862.


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