Zum Artikel Saalhauser Bote Nr. 36, 1/2015
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Mein Dorf
Min Duarp
Min Duarp, en Hius,
ne Linnenbeom
Iut allen Garens en Blaumenstriuß
Steit Dag fiär Dag in minem Dreom:
o wör iek wier terhaime!
En Kinnerlaid,
En Mutterwoort,
Dät kümmet fake mi in de Mait' -
wiu lange hiär me 't nit mehr hoort?
o wör iek wier terhaime!
De Klocken lütt
Den Sunndag in.
Iek saih, witlöftege Stroten tütt
dohien, wo iek terhaime sin.
0 wör ik wier terhaime!
Un mäiks diu mi
de Eogen tau,
Guatt, giewe, darr iek viärhier noch fri
un glückiek bi mi spriäcken dau:
Niu sin iek wier terhaime!
Joseph Anton Henke
Mein Dorf
(nach: Min Duarp)
Mein Dorf, ein Haus,
Der Lindenbaum,
Aus allen Gärten ein Blumenstrauß
Steigt Tag für Tag in meinem Traum:
0 wär ich wieder zuhause!
Wort, Kinderlied
An Mutters Herd:
Kommt nimmer mir aus dem Gemüt -
Wie lange hab ich's nicht gehört?
0 wär ich wieder zuhause!
Der Sonntag zieht
Mit Glocken ein;
Mein Blick auf weite Straßen sieht
Ins Herz bis hin zur Heimat mein.
0 wär ich wieder zuhause!
Schließt, Gott, mir hier
Die Augen wann:
Gib nur, dass ich zuvor bei mir
Frei und beglückt noch sprechen kann:
Jetzt bin ich wieder zuhause!
Johann Joseph Claßen
Dieses plattdeutsche Gedicht entnahmen wir mit freundlicher Genehmigung des Vorsitzenden der Christine-Koch-Gesellschaft, Johann Josef Claßen, dem Jahresband 2014 der CKG. Der ganze Band ist dem früh im 1. Weltkrieg gefallenem Heimatdichter Josef Anton Henke (1892-1917) gewidmet. J. J. Claßen übertrug es ins Hochdeutsche.
Folgenden Text (verkürzt entnommen) schrieb in dem Band Peter Bürger:
Im Alter von 25 Jahren fand der Kriegsfreiwillige JOSEPH ANTON HENKE aus Frettermühle am 30. Oktober 1917 in Rumänien den Soldatentod.
Schon 1915 war dieser junge Dichter als Verfasser einer kriegstrunkenen Lyrik in Erscheinung getreten. Am Ende, so können wir mit Gewissheit sagen, ging er nicht gerne in den Tod. Der erste Weltkrieg hatte ihn in Abgründe geführt, von denen einige hochdeutsche Dichtungen ein erschütterndes Zeugnis vermitteln.
Geboren wurde JOSEPH ANTON HENKE am 23. 7. 1892 in Frettermühle (heute: Gemeinde Finnentrop) als erstes von vier Kindern. Die Eltern betrieben Landwirtschaft und einen Gasthof am Ort.
Auf S.34 des obigen Bandes lesen wir bei Manfred Raffenberg:
Dieser Text, wohl im Felde entstanden, jedenfalls fern der Heimat, spiegelt Elemente der realen Herkunft des Dichters bis in dessen Kindheit (ne Linnenbeom, en Kinnerlaid, en Mutterwoort) und wohl auch den noch realistischen Wunsch, dort einmal sterben zu dürfen.
Laut Hoffmeister basiert das Gedicht auf Henkes letzten Urlaubstagen vor der Fahrt zur Front. „Unsagbar schweren Herzens sagte er jedem
trauten Plätzchen Ade, zuletzt der Linde vor dem Haus ..." (Bürger: daunlots, S. 34).
Das im Podszun Verlag gedruckte Bändchen Nr.21 „Josef Anton Henke, Heimat-, Kriegs und Antikriegsdichter” kann bei der Christine-Koch- Gesellschaft für 9,90 € unter Tel.: 02972/ 980202 erworben werden.
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