Saalhauser Bote Nr. 42, 1/2018
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Die Glockenweihe in Paderborn

von Georg Pulte

Der Ostermontag war in diesem Jahr ein besonderer Tag am Hohen Dom zu Paderborn. Die Hauptkirche unseres Erzbistums soll zwei neue Glocken bekommen und am Ostermontag wurden diese beiden Bronzeglocken geweiht.

Zur Vorgeschichte:

Schon 1927, beim Neuguss des Domgeläutes nach dem Verlust im 1. Weltkrieg, gab es den Wunsch, eine besonders große Glocke aufzuhängen. Dieser Wunsch blieb jedoch zunächst unerfüllt. 1951, nach dem 2. Weltkrieg, mussten wieder neue Glocken beschafft werden. Sechs Gussstahlglocken wurden beim Bochumer Verein für Gussstahlfabrikation in Auftrag gegeben. Es handelte sich um das erste europäische Domgeläut aus Gussstahl, das heute Denkmalwert hat. Dem damaligen Erzbischof Lorenz Jaeger war es ein besonderes Anliegen, die Glocken vom Bochumer Verein gießen zu lassen. Bochum lag damals auf dem Gebiet des Erzbistums Paderborn, wurde aber 1958 an das neu gegründete Ruhrbistum Essen abgetreten. Eine Anmerkung: Auch unsere Pfarrkirche St. Jodokus in Saalhausen ist seit 1953 mit Gussstahlglocken vom Bochumer Verein ausgestattet, siehe Saalhauser Bote, Ausgabe 1/2014.

Der Guss der großen neuen Glocke aus Zinnbronze für den Paderborner Dom erfolgte Ende November 2017 in der Königlichen Glockengießerei Eijsbouts in den Niederlanden, Anfang Februar 2018 dann der Guss der kleineren Bronzeglocke. Die neue Bassglocke „Jesus Christus – unser Friede“ hat mit einem Gewicht von rund 13,5 Tonnen und 3,6 m Durchmesser die gleichen Ausmaße wie der berühmte Big Ben in London. Sie bildet in Zukunft den Klangteppich des dann auf 8 Glocken angewachsenen Geläutes (und zwei weiteren in den Chortürmen). Der Glockenstuhl im Hauptturm des Doms ist seit 1951 bereits für die Aufnahme einer solchen Glocke ausgelegt. Die neue, 1008 kg schwere Glocke „Maria – Trösterin der Betrübten“ wird die Klangkrone bilden. Finanziert werden beide Glocken ausschließlich durch zweckgebundene Spenden. Von den benötigten 300.000 Euro waren am Weihetag bereits 88 % zusammen gekommen.

Die Feier der Glockenweihe am Ostermontag 2018 wurde um 15 Uhr mit der traditionellen Andacht der Liboribruderschaft im vollbesetzten Dom eröffnet. Nach der ansprechenden und ergreifenden Andacht ging es in einer Prozession mit dem Erzbischof, den Priestern und den Gläubigen auf den Domplatz hinaus. Die Schützen des Bürgerschützenvereins Paderborn standen Spalier. Auf dem Domplatz fand dann die Glockenweihe durch Gebete, Besprengen mit geweihtem Wasser und Salbung mit dem heiligen Öl Chrisam statt, zelebriert von Erzbischof Hans-Josef Becker.

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Erzbischof Becker segnet die Marien-Glocke mit geweihtem Wasser. Durch dieses Zeichen bittet er Gott, die Glocke für ihren Dienst im Dom anzunehmen. pdp/Ronald Pfaff

Die Inschrift der großen Glocke:

+JESUS CHRISTUS + UNSER FRIEDE + FRIEDE SEI MIT EUCH + WIE MICH DER VATER GESANDT HAT + SO SENDE ICH EUCH + EMPFANGT DEN HEILIGEN GEIST +

+ AUF DEIN WORT HIN HERR + LASS UNS ALS KIRCHE VON PADERBORN + DEIN LOB SINGEN + DEINE BOTSCHAFT DER GERECHTIGKEIT UND DES FRIEDENS BEZEUGEN + DEN ARMEN UND UNTERDRÜCKTEN BEISTEHEN + DIE SCHÖPFUNG BEWAHREN + DIE EINHEIT DEINER KIRCHE FÖRDERN + & IN DER KRAFT DEINER LIEBE ALLEN STREIT ZWISCHEN VÖLKERN & RELIGIONEN ÜBERWINDEN +

+ GEGOSSEN VON EIJSBOUTS AM 23. NOVEMBER 2017 LÄUTE ICH ZU EHREN UNSERES ERLÖSERS JESUS CHRISTUS + ERBITTE GEMEINSAM MIT MEINEN NEUN SCHWESTERN DER WELT DEN FRIEDEN & EUROPA DIE EINIGKEIT + & ERINNERE AN DIE 950. WIEDERKEHR DES WEIHETAGES UNSERES DOMES AM 22. JULI 2018 + ALS FRANZISKUS PAPST UND BISCHOF VON ROM, HANS-JOSEF BECKER ERZBISCHOF VON PADERBORN, YVES LE SAUX BISCHOF VON LE MANS & JOACHIM GÖBEL DOMPROBST WAREN +

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Die Salbung der großen Christus-Glocke mit dem heiligen Öl Chrisam. pdp/Ronald Pfaff

Die Inschrift der kleineren Glocke:

+ MARIA + TROESTERIN DER BETRÜBTEN + WAS ER EUCH SAGT + DAS TUT!

+ HERR JESUS CHRISTUS + AUF DIE FÜRSPRACHE DEINER UND UNSERER MUTTER MARIA + SCHENKE DEN FAMILIEN FRIEDEN + DEN KRANKEN HEILUNG + ALLEN GEFLÜCHTETEN EINE NEUE HEIMAT UND + VOLLENDE DEREINST AUCH UNSERE IRDISCHE PILGERSCHAFT IM REICH DEINES EWIGEN FRIEDENS +

+ GEGOSSEN VON EIJSBOUTS AM 9. FEBRUAR 2018 + LÄUTE ICH ZU EHREN DER GOTTESMUTTER MARIA + DEREN BILDNIS BISCHOF IMAD UNSEREM DOM SCHENKTE + DER SICH UNSER ERZBISTUM IN WERL ALS TRÖSTERIN DER BETRÜBTEN ANVERTRAUT HAT + UND DIE VON DEN GLÄUBIGEN DER STADT PADERBORN SEIT 1763 IN VERNE VEREHRT WIRD +

Erstmalig vom Hauptturm des Hohen Doms werden die neuen Glocken am Samstag, dem 21. Juli 2018 erklingen. Ab 16 Uhr werden die Glocken einzeln vorgestellt. Um 16.45 Uhr läuten sie dann zusammen mit allen Glocken der Stadt den Sonntag ein. Am Sonntag, dem 22. Juli ruft das feierliche Geläut zum Pontifikalamt mit Erzbischof Hans-Josef Becker und dem Mainzer Weihbischof Dr. Udo Bentz, anlässlich der Weihe des Imad-Doms vor 950 Jahren. Der heutige Paderborner Dom steht auf dessen Grundmauern.

Damit ist der Hochtag im Festjahr zur Domweihe des Imad-Doms erreicht. Domprobst Monsignore Joachim Göbel: „Das Erzbistum Paderborn feiert mit dem Domjubiläum nicht ein unversehrt erhaltenes Bauwerk, sondern das geistliche Anliegen, das dahinter steht: Dass der Mensch Orte braucht, an denen er zu Gott finden und wo er alle wichtigen Ereignisse im Leben feiern kann – auch im öffentlichen Leben“. Der von Bischof Imad errichtete Dom stehe exemplarisch für solche Orte, an denen Gott Menschen entgegenkommt und sie sich seines Schutzes versichern dürfen.


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