Auch wenn der Bescheid zum Denkmalschutz der Marienschule Saalhausen (siehe Folgeartikel) bereits einige Jahre zurückliegt, gibt es einen aktuellen Anlass, um sich mit der Schule, deren Architekten (Paul Scheider-Esleben) und der Ausschmückung der Schule näher zu befassen. In diesem Zusammenhang bittet das Team des Saalhauser Boten besonders die älteren Saalhauser Mitbürger um Hilfe.
Aus vorhandenem Schriftverkehr des damaligen Hauptlehrers Plitt mit dem Architekten der Schule kristallisiert sich ein Projekt heraus, demzufolge über den Architekten eine Marienfigur durch einen Düsseldorfer Künstler namens Hans Kindermann geschaffen werden sollte.
Eine Figur aus Stein zu meißeln hätte nach Ansicht des Architekten die finanziellen Möglichkeiten der Saalhauser überschritten. Daher empfahl er, der Künstler Hans Kindermann solle eine Marienfigur gießen und farbig gestalten. Laut eines Kostenvoranschlags des Bildhauers vom 15.02.1956 sollte die Figur 940 DM kosten, für die damalige Zeit ein erheblicher finanzieller Aufwand für die Saalhauser Bevölkerung.
Per Brief am 02.03.1956 bestätigt Hauptlehrer Plitt, dass er die Entwürfe der Figur erhalten habe und den Kostenvoranschlag dem Gemeinderat vorzulegen versprach. Hier endet leider der vorhandene Schriftverkehr.
Im Jahr 1956 war der Künstler Hans Kindermann noch relativ unbekannt. Danach jedoch war er von 1957 bis 1976 Professor an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Karlsruhe, von 1963 bis 1971 auch deren Rektor. 1978 wurde ihm das sogar das Große Bundesverdienstkreuz verliehen. Kindermann gestaltete den Brunnen des Deutschen Pavillons der Weltausstellung 1958 in Brüssel. Bekannt ist auch das Adlerrelief im Gebäude des Bundesverfassungsgerichts, das er 1969 schuf.
Sollte sich also tatsächlich zu einem Zeitpunkt der 60er Jahre eine Figur von Hans Kindermann in der Marienschule Saalhausen befunden haben, wäre das in der Kunstwelt eine kleine Sensation.
Das Interesse ist aktuell besonders groß, da eine Wissenschaftlerin der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Karlsruhe aktuell ihre Doktorarbeit über Hans Kindermann schreibt und auf Informationen aus der Bevölkerung über den Verbleib dieser Figur hofft.
Für die Wissenschaftlerin stellt sich die Frage: ist es jemals zur Auftragserteilung gekommen? Wurde eine farbige Marienfigur jemals in der Marienschule in Saalhausen aufgestellt? Oder kam es zu einer „abgespeckten“ Variante einer Holzmadonna ohne Bemalung? Könnte es sich dabei um die Holzfigur (siehe Foto) im Eingangsbereich der Grundschule handeln?
Das Team des Saalhauser Boten leitet alle eingehenden Information an die Wissenschaftlerin weiter.