Saalhauser Bote Nr. 42, 1/2018
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Aus dem heutigen Leben nicht mehr wegzudenken: die Konservendose

von Carola Schmidt
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Aus dem Museum der Stadt Lennestadt: Maschine zum Verschließen von Konservendosen

Wer kennt sie nicht? Wer hat noch nie eine in der Hand gehabt? Die Rede ist von einer „Konservendose“. Die Idee, Nahrungsmittel in Behältern haltbar zu machen, die leicht sind und nicht zerbrechen, ist nicht neu. Schon Napoleon Bonaparte in Frankreich rief im Jahr 1795 in einem Wettbewerb zu einer Lösung auf, um seine Truppen bei kriegerischen Auseinandersetzungen mit Nahrung in haltbaren Behältern zu versorgen und zu verhindern, dass marodierende Soldaten die Bevölkerung auf der Suche nach Nahrung überfielen.

Ein Franzose namens Nicolas Appert hatte die zündende Idee, Nahrungsmittel in luftdicht verschlossenen Behältern zu erhitzen und zu konservieren. Der Nachteil seiner Erfindung: die von ihm benutzen Glasflaschen waren zerbrechlich.

Doch Abhilfe war in Sicht: Laut Wikipedia kam ein britischer Kaufmann namens Peter Durand im Jahr 1810 auf die Idee, die Methode von Appert mit Blechkanistern umzusetzen und erfand damit die erste Konservendose, für die er sogar ein Patent anmeldete. In Stückzahlen produziert wurden Konservendosen in England zunächst für die britische Armee, erst später fanden solche Dosen auch den Weg zur zivilen Bevölkerung.

Rückschläge in der weiteren Ausbreitung der Konservendosen waren auf die damalig verwendeten Materialien zurückzuführen: Erste Konservendosen wurden beim Löten mit Blei verschlossen. Das kostete frühen Entdeckern wie dem Briten Sir John Franklin und den Mitgliedern seiner Expedition zur Antarktis das Leben. Die Männer ernährten sich über Wochen vom Inhalt von Konservendosen und vergifteten sich schleichend mit Blei.

Gabi Kuhlmann (geb. Hermes) kam als Lehrling im Jahr 1958 nach Saalhausen in das Kolonialwarengeschäft der Familie Kuhlmann, wo zu diesem Zeitpunkt neben einem breitgefächerten Angebot an neuen Waren auch „Tauschen“ zum täglichen Geschäft gehörte. Ein Großteil der ländlichen Sauerländer Bevölkerung hatte in den 1950er und 60er Jahren ein wenig Landwirtschaft und Kleinvieh z.B. Hühner. Also tauschte man bei Kuhlmanns im Geschäft Butter, Eier und andere Erzeugnisse aus eigener Herstellung gegen Dinge aus dem breiten Sortiment.

Aber auch neue Konservendosen und die passenden Deckel mit Gummidichtung wurden zum Verkauf angeboten.

Warum?

Weil diese Dosen zuhause befüllt und bei Kuhlmanns mittels des gezeigten Apparats verschlossen werden konnten. Und das nicht nur einmal, sondern mehrmals.

Bei bereits verwendeten Dosen wurde mit der gezeigten Apparatur der obere Rand abgeschnitten, wodurch die Dose nach jeder Nutzung ein wenig kürzer wurde. Die Dosen wurden zuhause mit dem befüllt, was die eigene Tierhaltung einbrachte. Nach mehrmaligem Gebrauch, wenn die Dose nur noch wenige Zentimeter hoch war, reichte die Dose immerhin noch für Griebenschmalz.

Die befüllten Dosen (noch ohne Deckel) wurden anschließend mit einem Tuch abgedeckt zu Kuhlmanns gebracht, wo deren Mitarbeiter, u.a. die Auszubildende Gabi, mit wenigen Umdrehungen der Kurbel den neuen Deckel in der Dose per Bördelung befestigten und die Dose so verschlossen. Um die Fleischwaren dauerhaft zu konservieren, wurden zuhause die Dosen dann noch in heißem, aber nicht kochendem Wasser für ca. 2 Stunden belassen; die Hitze reichte aus, um den gesamten Inhalt der Dose bis zum Kern gleichmäßig zu durchdringen. Diese Methode lieferte den Selbstversorgern die Möglichkeit, Fleischwaren wie Braten, Eisbein, Würstchen und Wurst für die Winterzeit haltbar zu machen.

Aus der Not und dem Mangel an Ressourcen nach dem 2. Weltkrieg geboren, entpuppt sich diese Apparatur zur Wiederverwertung von Dosen als eine frühe Art des Recyclings, obwohl es dies (aus der englischen Sprache entliehene) Wort in den 1950er und 1960er Jahren noch gar nicht gab.

Eine solche Apparatur gab es in den genannten Jahren wohl in jedem Dorf. Einige wohlhabende Bauern mit viel Landwirtschaft und Tierhaltung hatten sogar selbst eine in Besitz und im Gebrauch.

Im Inventar des Museums der Stadt Lennestadt befindet sich das gezeigte Gerät aus der Küche der ehemaligen Grube Sachtleben in Meggen unter der Objektbezeichnung: Maschine zum Verschließen von Konservendosen.(Copyright: Stadtarchiv Lennestadt), geschätztes Herstellungsjahr 1950.


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