Saalhauser Bote Nr. 46, 1/2020
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Wie die Corona-Krise das Leben auf der Insel Fuerteventura veränderte

von Carola Schmidt

In dieser Ausgabe des Saalhauser Boten berichten Andrea Schulte und Nicole Hessmann in einem „Corona-Tagebuch“, wie sich das Leben der Bevölkerung in Saalhausen und Umgebung veränderte.

Die Einschränkungen im persönlichen Leben mögen von einigen als „überzogen“ gefühlt sein, anderen gehen die ersten Lockerungen im Mai zu weit.

Die gebürtige Gleierbrückerin Corinna Schmidt berichtet über ihr Leben mit den Einschränkungen durch Corona in ihrer Wahlheimat Corralejo auf der Kanaren-Insel Fuerteventura.

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Als ihre Freundinnen der Frauen-Fußballmannschaft Saalhausen im Sommer 2017 zu einem Besuch nach Fuerteventura anreisten, da war die touristische Welt noch in Ordnung.

Doch seit März 2020 geriet diese heile Welt aus den Fugen. Auf dieser Insel mit knapp 100.000 Einwohnern existiert ein relativ kleines Inselkrankenhaus mit „nur“ 3 Intensivbetten. Die Inselregierung verfügte daher am 16.03.20 (2 Tage nachdem der Notstand offiziell ausgerufen wurde), dass alle Touristen die Insel verlassen mussten, damit die Krankenhauskapazitäten für mögliche erkrankte Inselbewohner freigehalten werden.

Die Hotels wurden aufgefordert, bis spätestens 25.03.20 ihre Türen zu schließen. Nur 3 Hotels (Apartmentanlagen, wo es keine Gemeinschaftsbereiche gibt) blieben bis heute mit einer Sondergenehmigung der Regierung für gestrandete Urlauber geöffnet.

Für Corinna und ihre Kollegen von der Incomingagentur, einer der größten deutschen Reiseveranstalter auf Fuerteventura, bedeutete dies tagelangen Einsatz beim Umbuchen der vielen Tausend deutschen Touristen.

Es blieb lediglich 1 Woche, um alle Kunden auf die wenigen verbliebenen Flüge umzubuchen, die Transfers zu organisieren und teilweise in neue Hotels einzubuchen, da manche bereits ab dem 18.03.20 geschlossen hatten.

Es gab nicht genug Flieger, daher wurde nach Rücksprache mit dem Auswärtigen Amt in einer Nacht- und Nebelaktion (Flüge wurden Donnerstag abend bestätigt, samstags mussten alle Kunden raus) 3 komplette Charterflüge der Lufthansa eingekauft und mit diesen alle übrig gebliebenen Kunden am 21.03.20 ausgeflogen.

Dies alles zu einer Zeit, als durch die Ausgangssperre vor jeder Fahrt zur Agentur eine schriftliche Bestätigung ausgefüllt werden musste, die bei den regelmäßig patrouillierenden Polizeibeamten und Vertretern des Militärs als Begründung für das Verlassen des Hauses vorgelegt werden musste.

Der Schritt der Inselregierung hat Früchte getragen. Laut einer Homepage der Inselregierung wurden auf Fuerteventua insgesamt nur 47 Personen mit dem Corona Virus infiziert (Stand: 25.05.2020). Erfreulicherweise wurde seit dem 22.04. nur 1 neuer Fall registriert und bis heute sind keine Todesfälle bekannt.

Für den Zeitraum vom 14. März bis 4. Mai 2020 galt eine komplette Ausgangssperre, mit wenigen Ausnahmen zur Aufrechterhaltung des öffentlichen Lebens.

Das landesweite Ausgangs- und Kontaktverbot galt mit folgenden Ausnahmen:

Erlaubt waren nur Fahrten zur Arbeit, wenn es sich um einen „systemrelevanten Arbeitsbereich“ handelt (Apotheken, Supermärkte, Reinigungsfirmen, Lebensmittellieferanten), Fahrten zum Arzt, Einkauf von Lebensmitteln und Medikamenten (maximal 2x die Woche). Aus dem Haus durfte auch, wer Kinder, Ältere und Hilfsbedürftige betreuen oder wer – wie Corinna – Hunde täglich 1 Stunde ausführen musste. Banken blieben geschlossen, aber Barabhebungen an den Schaltern der Banken waren erlaubt.

Alles in allem: eine wochenlange totale Ausgangssperre, die erst ab dem 11. Mai als Teil eines 4-Phasen-Plans langsam gelockert wurde. Besuche bei Freunden und Verwandten sind seither unter Auflagen wieder erlaubt.

Wenn man diese Einschränkungen im Privatleben auf Fuerteventura sieht, war das Leben in Saalhausen und Umgebung trotz der Krise fast „paradiesisch“.

Während in anderen Ortschaften mit ähnlicher Einwohnerzahl schon unter normalen Umständen keine Geschäfte mehr existieren, blieb die Infrastruktur in Saalhausen intakt.

Ein Dank gilt den Mitarbeitern der lokalen Geschäfte, die die komplette Zeit des „Shut-Down“ für uns da waren.

Dank der Familie Schütte mussten wir auf Lebensmittel und andere Produkte nicht verzichten. Nach einigen bundesweiten Hamsterkäufen gab es bei Schütten auch wieder das heiß begehrte „Klopapier“.

Melanie Leissmann musste ihr Blumengeschäft für einige Tage schließen, doch dann war auch sie wieder da.

Liesel Börgers Geschäft durfte aufgrund ihres umfangreichen Angebotssortiments ebenfalls geöffnet bleiben.

Auch die Metzgerei Wesener mit dem zusätzlichen Angebot der Backwaren von Poggel war die ganze Zeit geöffnet.

Für den Getränkemarkt Klöss entfielen die üblichen Lieferungen von Getränken an Schulen, für Partys und Schützenfeste, die Öffnungszeiten wurden der geänderten Situation angepasst.

Die Filiale der Bäckerei Tröster musste den „Cafe-Bereich“ schließen, doch der Thekenverkauf an Backwaren ging unvermindert weiter.

Die Saalhauser Gastronomen sorgten mit Außer-Haus-Service dafür, dass wir auch in der Corona-Krise auf unsere Lieblingsgerichte nicht verzichten mussten.

Alles in allem haben wir in Saalhausen – auch dank unserer Geschäfte – die Folgen der Corona-Krise weniger gespürt als in vielen anderen Ortschaften. Daher der Appell an die Einheimischen: denkt bei euren Einkäufen in der Folgezeit nach Corona daran, bei Einkäufen möglichst die lokalen Geschäfte zu berücksichtigen.


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