Saalhauser Bote Nr. 15, 2/2004


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Bergbau um Saalhausen III

- von Heribert Gastreich -


Bei der Recherche zu unserem Thema stießen wir auf die Chronik St. Marien, Bracht, (Bernhard Starke, aufbauend auf Groetchen, Dempenwolff, Hömberg), in der umfangreich über die Gruben in der Gleie berichtet wird.

Gleichzeitig finden wir darin einen interessanten Einblick in die Arbeits– und Lebensumstände in der Zeit von 1896 bis 1916 (aus Brachter Sicht), weshalb wir hier den Gesamttext abdrucken:


Die gewerblichen Verhältnisse von Bracht sind sehr einfach zu nennen. Bewohner sind meist auf den Landbau angewiesen, wenn auch die Lage von Bracht eine sehr ungünstige ist, so weiß doch der Landmann dem Boden durch seinen Fleiß und seine Kenntnisse in Bezug auf Landwirtschaft das tägliche Brot abzuringen.

Zwar liegt ja die Landwirtschaft sehr danieder, da von Fruchtreifen noch kaum die Rede ist. Allein die Erdscholle ernährt immer noch den Mann. Die Viehzucht steht in Bracht ziemlich in Blüte. Aus dem Viehstall löst der Bauersmann noch immer ein gutes Stück Geld.


Nebst vielen Handwerkern befinden sich im Orte auch sehr viele Bergleute. Diese arbeiten in den Erzgruben bei Halberbracht und Meggen. Da dieselben nebenbei auch Ackerbau betreiben, so findet man in Bracht wirkliche Arme selten.


In den letzten Jahren haben wir auch der Obstbau-Zucht und Bienen-Zucht die nötige Aufmerksamkeit geschenkt, was in den früheren Jahren nicht der Fall gewesen ist.

Von besonderem Wohlstand kann indes keine Rede sein. Die Leute leben sehr einfach und rechnen mit dem, was sie besitzen, lassen es auch an Blicken in die Zukunft nicht fehlen.

Die Anzahl der Wirtschaften in Bracht beträgt 2. Außerdem hat Bracht je ein Manufakturgeschäft, 2 Bäckereien und 2 Kolonialwaren-Geschäfte. Die Güter werden von der Bahn in Grevenbrück per Fuhrwerk geholt.

Eine Mühle hat Bracht nicht, was allerdings zu beklagen ist. Die Einwohner sind daher genötigt, die Mühle von Werntrop oder Oedingen in Anspruch zu nehmen.


Auch im Bergbau sind in der Umgebung von Bracht Versuche gemacht worden. Schon in früheren Zeiten hatten in der Gleie hier und da Ausgrabungen von Bleierz stattgefunden.

Im letzten Jahre wurde direkt hinter der Wehrscheid der alte Stollen zeitweise wieder in Betrieb gesetzt. Es befinden sich auf dieser Grube, die den Namen Johannie trägt, ein Schacht und ein Stollen. Da die Arbeit sich nicht mehr lohnend zeigte, so wurde dieselbe eingestellt.

Im Sommer 1896 wurde nochmals die Grube von Wasser, welches zu sehr vorhanden ist, geleert. Trotzdem konnte sich die Berggesellschaft nicht dazu entschließen, die Arbeit wieder aufzunehmen.

Auch in der sogenannten Beismecke, östlich von Bracht, befindet sich eine Bleierz-Grube, welche von Daniel Humberg, Oedingen in kleinem Umfange betrieben wird. Es wäre für Bracht als ein Segen zu betrachten, wenn beide Gruben in flotten Betrieb gesetzt würden.


Das Jahr 1897 zeigt im gewerblichen Leben von Bracht einen merklichen Fortschritt. In der Gleie hat man die früheren Bleigruben wieder in Betrieb gesetzt und es arbeiten schon jetzt im Oktober ungefähr 100 Mann in denselben. Hauptleiter ist Herr Nathe. Die Essener Kreditbank hat namhafte Summen zur Verfügung gestellt, um endlich mal einen kräftigen Versuch zu wagen.


Im Jahre 1898 wurde auch die Grube Johannie wieder in Betrieb gesetzt. Im folgenden Jahre 1899 begann man in der Gleie ein Haus zu bauen, für den Betriebsleiter. Sodann wurde auch in diesem Jahre ein Dampfkessel zur Förderung im Hauptschacht angelegt. Als Betriebsleiter nenne ich die Herren Obersteiger Kauert und Hommer.


Im gewerblichen Leben ist im Jahre 1901 ein gewaltiger Rückschritt zu verzeichnen. Während noch in der ersten Hälfte dieses Jahres die Gruben Johannie und Melesina florierten, haben dieselben ihren Betrieb gänzlich eingestellt. Die Schulden von Johannie haben sich dermaßen gehäuft, dass die ganze Grube mit Wohnhaus und Inventar gerichtlich verkauft wird.


Im postalischen Verkehr ist für Bracht in soweit eine Änderung getroffen, dass am 17. Mai 1909 die Posthilfsstelle in eine Agentur verwandelt ist. Herr A. Geueke ist von der Oberpostbehörde als Postagent angestellt.


Das Dorf Bracht erhielt am 1. November 1911 auch elektrisches Licht. Die Anlage außerhalb der Häuser lieferte der Mühlenbesitzer Emil Gnacke, welcher auch die Lieferung des Stromes in Händen hat. Die Kosten der Anschlüsse, deren es sofort 36 gab, mussten die Hauseigentümer bestreiten. Wie man hört, soll es im Herbst 1912 auch zu einer elektrischen Straßenbeleuchtung kommen, die einem großen Bedürfnis entspricht.


1916. Während des gegenwärtigen Krieges florieren die Schwefelkiesgruben bei Meggen und Halberbracht. Der gewonnene Schwefel wird zur Herstellung der Munition verwandt. Die Nachfrage ist so stark, dass gar nicht genug geliefert werden kann.



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