Saalhauser Bote Nr. 17, 2/2005


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Phosphor Brandsätze im zweiten Weltkrieg: Ein Bericht aus meinem Pflichtjahr (Landjahr) 1940 bei Bäckerei Hennes (Leopolds), s. Saalhauser Bote 2/1999.

- Von Bernhard Zimmermann, Schmallenberg, einem "ehemaligen" Saalhauser. -

- Von F.W. Gniffke -


Deutschland war im 2. Kriegsjahr. Um deutsche Wälder, Häuser und Scheunen durch Brand zu vernichten, warfen die Allierten-Flugzeuge unter anderem auch sogenannte Brandplättchen ab.

Diese, etwas größer als ein Bierdeckel, waren mit Phosphor bestückt. Die Brandplättchen sahen aus wie ein Spiegelei, in der Mitte war Phosphor. Phosphor geht in Brand über, wenn es mit Luftsauerstoff in Berührung kommt. Damit der Brandsatz nicht schon beim Abwurf in der Luft brannte, war er mit einer Masse wie Gelatine abgekapselt. Erst durch Regen, Wind und Wetter wurde dieser Schutz dann zerstört und es kam zum Brand.

Alle Waldbesitzer wurden vom damaligen Luftschutz angewiesen, durch die Wälder zu gehen um diese Brandplättchen zu suchen und einzusammeln. Beim Auffinden sollte man den Brandsatz mit einer Zange nehmen und in einen Steintopf oder einen Metallbehälter ablegen und mit einem Deckel verschließen. Auf keinen Fall mit den Händen anfassen. Bei der örtlichen Polizei oder Feuerwehr konnte der Fund abgegeben werden.


Leopolds hatten am Himberg auch einen 10-jährigen Fichtenbestand. Auch wir wollten den Wald absuchen.

Mit dem Motorrad sind wir nun dort hin gefahren. Im Rucksack eine alte Milchkanne und zwei Kombizangen.


Nach langem Suchen an dem sehr steilen Berg wurde ich dann fündig. Leopold kam mit der Milchkanne und hat mit der Zange das Phosphorplättchen hinein gelegt. Wir fanden an diesem Tag nur dies eine Stück.

Die Milchkanne mit dem Fund haben wir an diesem Abend zur Vorsicht in den Garten gestellt. Am nächsten Tag kamen viele Leute und wollten das "Ding" mal sehen. Auch der damalige Hauptlehrer Plitt kam in der Schulpause zu uns und wir mussten die Milchkanne immer wieder öffnen.

Drei Tage nach dem Auffinden, haben wir dann auf dem Gartenweg die geöffnete Milchkanne auf den Kopf gesetzt, somit lag das Plättchen nun frei auf dem gepflastertem Weg.

Es war ein sonniger schöner Tag. Leopold hatte in der Backstube zu tun und ich sollte die Sache weiter beobachten. Nach etwa 20 Minuten gab es zuerst Rauch, ich bin sofort zu Leopold in die Backstube. Als wir in den Garten kamen, war der Brandsatz in Flammen.

Es war kein großes Feuer, dafür aber intensiv und sehr heiß.

Stienans Theodor kam gerade des Weges und hat es miterlebt. Nach etwa 10 Minuten war das Feuer erloschen . Bei trockenem Boden wäre ein Waldbrand sicherlich entstanden.

Am nächsten Tag sind wir noch mal in den Wald gefahren, haben aber nichts gefunden. Wir wussten durch Meldungen, dass man diese Brandsätze nicht mit Wasser löschen konnte. Nur mit Sand oder Erde war der brennende Phosphor zu ersticken. Wenn Sand oder Erde wieder entfernt wurde, brannte es sofort weiter.

Gott sei Dank sind größere Waldbrände in Saalhausen nicht entstanden. Im Raum Bestwig und Medebach hat es wohl größeren Schaden gegeben.



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