Saalhauser Bote Nr. 47, 2/2020
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Hebammenpraxis Klapperstorch mit Nicole Heßmann

von Carola Schmidt
Während im ländlichen Bereich das Angebot an Einzelhändlern und Handwerkern vielerorts immer weiter abnimmt, gibt es in Saalhausen immer noch eine „fast perfekte“ Infrastruktur. Die fehlende Apotheke ist ein Wermutstropfen, doch es es gibt auch positive Beispiele von 4 Frauen, die ihren Beruf in Saalhausen als Selbständige ausüben.

Am Dienstag, 01.09.2020 eröffnete Nicole Heßmann in ihrem Haus am Kurpark in Saalhausen (Winterberger Strasse 20) eine Praxis, um Schwangeren vor und nach der Geburt die Unterstützung einer langjährig erfahrenen Hebamme anbieten zu können.

Seit 2007 hat die 3-fache Mutter Nicole Heßmann mit ihrer Kollegin Sarah Becker in Olpe die Praxis „Klapperstorch“ geleitet und auch im Kreißsaal im Olper Krankenhaus viele Schwangere betreut. Doch die Betreuung der Schwangeren vor und nach der Geburt im Großraum Olpe sogar bis Gummersbach, Wenden und Drolshagen war kräftezehrend. Tägliche Fahrtrouten bis zu 160 km waren keine Seltenheit.

Mit der Eröffnung der Praxis im eigenen Haus in Saalhausen ändert sich der tägliche Arbeitsablauf für Nicole Heßmann. Beruf und Privatleben mit den Kindern lässt sich jetzt perfekt vereinbaren.

Der erste Kurs „Geburtsvorbereitung“ begann schon am Tag der Eröffnung der Praxis, die durch die gewählten Farbkombinationen sehr hell, sehr freundlich und äußerst beruhigend wirkt.

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Zur Eröffnung bekam Nicole Heßmann einen Blumenstrauß vom Team Saalhauser Bote

Für die ersten Kursteilnehmerinnen, die im Winter 2020 und Frühjahr 2021 ihr Kind erwarten, findet der Kurs dienstags von 17:30 bis 19:30 statt. In insgesamt 14 Stunden (7 Doppelstunden) bereiten sich die Schwangeren zunächst allein, dann ab dem 5. Treffen mit den werdenden Vätern auf die Geburt und die Zeit nach der Geburt vor.

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In heller, freundlicher Atmosphäre finden die Vorbereitungskurse statt

Der Termin des Kurses an einem Dienstag bietet den Kursteilnehmerinnen die Möglichkeit zum Parken auf dem Parkplatz vor dem Kurcafé, das dienstags geschlossen ist.

Eine Reduzierung der Stunden in Olpe ergibt nun die Gelegenheit, von Saalhausen aus Schwangere im Umkreis von Saalhausen (Lennestadt – Kirchhundem – Schmallenberg) zu betreuen und auch die Wochenbettbetreuung anzubieten.

Jede schwangere Frau oder junge Mutter kann die Hilfe von Nicole Heßmann in Anspruch nehmen. Die Kosten werden (bis auf wenige Ausnahmen) über die Krankenkasse abgerechnet.

Konkret bietet die neue Praxis in Saalhausen: Beratung – Vorsorge – Geburtsvorbereitung – Hilfe bei Beschwerden – Wochenbettbetreuung – Baby-Massage – K-Taping an.

Auf ihre bisherige Laufbahn als Hebamme zurückblickend bedauert Nicole Heßmann, dass in der nahen Zukunft die aktuelle Ausbildung zur Hebamme nicht mehr in der bisher gewohnten „Hebammenschule“ im Rahmen einer 3-jährigen Ausbildung stattfindet.

Stattdessen gibt es nur noch die Möglichkeit, nach bestandenem Abitur oder Fachabitur einen Studiengang zu belegen. Mit einem Uni-Diplom in der Tasche wird eventuell der Berufsstand gegenüber anderen Berufen im medizinischen Umfeld aufgewertet, aber was bringt das den Schwangeren an Vorteilen?

Eine Hebamme in Saalhausen? Das gab es doch schon mal. Nach dem 2. Weltkrieg gab es eine „mobile“ Hebamme namens Lotte Gastreich. Diese fuhr mit ihrem Mofa zu den damals üblichen Hausgeburten zu den Schwangeren nach Hause. Im Winter konnte es bei schlechten Straßenverhältnissen wie Schnee und Eis auch passieren, dass ein werdender Vater aus Milchenbach die Hebamme mit dem Trecker abholte.

Nicole Heßmann erinnert sich noch gut an Lotte Gastreich, die mit ihrer Großmutter Maria Heßmann im gleichen Kegel- und Kartenclub war: „Meine Oma erzählte oft über Lottes Arbeit. Wenn sie Rufbereitschaft für Geburten hatte, musste das Kartenkränzchen immer bei ihr zu Hause stattfinden, damit sie in der Nähe des Telefons bleiben konnte.“

Diese Zeiten sind vorbei angesichts von Geburtsstationen in Krankenhäusern, deren Existenz in den letzten Jahren allerdings aufgrund diverser Probleme auf der Kippe stand. Eine bestimmte Anzahl von Geburten pro Jahr sind die Basis für eine solche Station. Während im Umkreis von Lennestadt teilweise die Geburtsstationen schließen, bleibt die Station in Altenhundem bestehen, dank steigender Geburtszahlen.

In diesem Zusammenhang hat eine Umfrage bei Frauenärzten ergeben, dass sich nach der Corona-Zeit 2020 die Anzahl der Geburten in den nächsten Monaten um ein weiteres Drittel erhöht.

Bleibt zu hoffen, dass ausreichend viele Plätze in Kindergärten und Grundschulen zur Verfügung stehen, wenn diese Kinder das entsprechende Alter erreicht haben.

Terminvereinbarungen mit Nicole Heßmann unter 0151 22 19 27 07.


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