Saalhauser Bote Nr. 47, 2/2020
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Schützenfest in Corona-Zeiten

von Nicole Hessmann

Wie ist es, länger als eine Saison Königspaar zu sein? Diese Frage wurde meinem Lebensgefährten Max Kroon und mir seit der Absage des Schützenfestes 2020 schon oft gestellt.

Dazu möchte ich zunächst einmal einen Blick zurück in die Geschichte des Saalhauser Schützenvereins werfen. Hat es das schon mal gegeben, dass jemand länger als ein Jahr Schützenkönig war?

Dies muss ich überraschenderweise mit „ja“ beantworten. Tatsächlich gab es seit Beginn der Aufzeichnungen der Saalhauser Schützenkönige schon dreimal diesen Ausnahmefall.

So war Friedrich Hamers während des ersten Weltkriges von 1913 bis 1920 Schützenkönig. 1923 gab es schon wieder keinen Regenten, so dass Josef Stöber eine zweijährige Amtszeit hatte.

Leider konnten wir nicht herausfinden, welchen Grund es damals für den Ausfall des Schützenfestes gab. Eine Vermutung wäre die Inflation und die daraus resultierende Wirtschaftskrise. Falls jemand Genaueres weiß, sind wir für Hinweise dankbar. Ebenso bleibt die Frage offen, warum 1927 in der Chronik zwei Könige – nämlich Josef Blöink und Anton Lange – aufgeführt sind.

Die längste Regentschaft hatte ab 1939 Bernhard Püttmann, bis er erst 1948, also neun Jahre später, von Werner Lammers abgelöst wurde. Durch diese lange Unterbrechung während des zweiten Weltkrieges und der Nachkriegsjahre, in denen durch die Besatzungsmächte ein generelles Verbot aller Schützenvereine erlassen wurde, geriet auch der Saalhauser Schützenverein zunächst in ernste finanzielle Schwierigkeiten.

Die Mitgliedseinnahmen und Gewinne durch Festlichkeiten blieben aus und trotzdem musste doch die selbst erbaute und 1929 eingeweihte Schützenhalle abgezahlt werden. Durch die Vermietung der Halle an die Lebensmittelgroßhandlung Koch & Mann, die die Halle als Ausweichlager nutzte, konnte das Darlehen dann aber glücklicherweise abgetragen werden.

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Auch König und Königin bleiben nicht vor dem Mundsc hutz verschont

2020 war es kein Krieg, der zur Absage aller Schützenfeste geführt hat, sondern zum Glück „nur“ eine Pandemie. Als wir von der Absage erfuhren, war das zunächst ein großer, wenn auch erwarteter Schock für uns alle. Trotzdem haben wir, und auch viele Saalhauser, das Beste aus der Situation gemacht. Am eigentlichen Schützenfestwochenende wurden, wie schon an Ostern, im Ort die Flaggen gehisst. Und es gab trotzdem viele Möglichkeiten zum Feiern. So zum Beispiel beim Hotel Rameil im Biergarten oder auf dem Finkenhof. Es wurden auch viele private Partys organisiert, natürlich alles im Rahmen der geltenden Corona-Schutzmaßnahmen.

Wir selbst haben samstags ein kleines Schützenfest mit unserem Schießclub „Dolbergschützen“ gefeiert. Am Sonntag morgen haben wir uns sehr über das traditionelle Wecken durch den Musikverein Saalhausen gefreut.

Nachmittags haben wir zum Tag der offenen Tür bei uns im Garten geladen. Viele Saalhauser sind auf ein Bierchen vorbei gekommen, was uns sehr gefreut hat. Abends hat dann Michael Spagnolo für Musik und gute Laune gesorgt und wir konnten mit einer ganz kleinen Gruppe noch ordentlich feiern. Zum Glück hat das Wetter ja am Schützenfestwochenende perfekt mitgespielt.

Auch die Medien haben sich bemüht, für Abwechslung zu sorgen. So gab es statt der Wahl der WP-Königin der Westfalenpost in diesem Jahr eine Aktion von Lokal Plus. Gesucht wurde ein ungewöhnliches Foto in vollem Festornat, anschließend gab es online eine Abstimmung.

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Ein Bad in der Lenne in vollem Outfit

Dazu hatten wir uns überlegt, das Bild auf dem Saalhauser Königsorden nachzustellen und gleichzeitig an den Saalhauser Lennelauf zu erinnern. Dazu blieb uns natürlich keine Wahl, als mit Uniform und Kleid unterhalb der Schlacht in die Lenne zu steigen. Zum Glück hatten wir einige Helfer dabei, so dass allein schon diese Fotoaktion sehr großen Spaß gemacht hat. Mit diesem Foto konnten wir in der Stadt Lennestadt den ersten Platz und auf Kreisebene immerhin den dritten Platz belegen, was uns sehr gefreut hat.

Alles in allem, habe ich die letzten Monate trotz der vielen Einschränkungen in guter Erinnerung. Saalhausen und wir als Königspaar haben das Beste aus der Situation gemacht und sind gespannt, wie es nun weitergeht. Können wir 2021 wieder unbeschwert Schützenfest feiern und einem Nachfolgerpaar gratulieren? Wir würden es uns sehr wünschen. Im Augenblick wird erst mal entschieden, wie es mit Karneval 2021 weiter geht.

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Der traditionelle Gang durch die Lenne - einmal anders

Wir werden dann wohl irgendwann als das Corona-Königspaar in die Geschichte eingehen. Zumindest kann man sich das gut merken, heißt doch mein Lebensgefährte Max Kroon, was übersetzt Krone heißt. Die gleiche Bedeutung hat Corona auch...


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