Saalhauser Bote Nr. 49, 2/2021
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Gemüsekombinat

von Carola Schmidt

Jahrzehntelang war das Geschäft von Bernd Poblotzki in Saalhausen der Anlaufpunkt für den Einkauf von Pflanzen und für die professionelle Pflege von Gräbern auf dem Saalhauser Friedhof.

Hinter seinem Wohnhaus an der Karlshütte in Langenei verfügte Bernd Poblotzki über Gewächshäuser, in denen er auch im relativ rauen Klima im Sauerland schon früh im Jahr Saatgut aussäen, die Pflänzchen pikieren und auspflanzen konnte. Nach seinem Tod verfielen diese Gewächshäuser in eine Art „Dornröschenschlaf“ und – wörtlich - verfielen zusehends.

Bis sich durch Initiative von Diplom-Agrar-Ingenieurin Anita Jung eine Handvoll Frauen zusammenschlossen mit dem Ziel, in den Gewächshäusern biologischen Gemüseanbau zu betreiben.

Der Einsatz von Pestiziden und anderen chemischen Keulen ist diesen Verfechterinnen des biologischen Gemüseanbaus ein Graus. Stattdessen arbeiten sie im Frühjahr Schafsmist unter die Beete, beziehen ihr Saatgut aus rein biologischen Quellen wie Demeter und wässern ihre Pflanzen mit Grundwasser und aufgefangenem Regenwasser.

Während im Frühjahr fast täglich in den Gewächshäusern und im Außenbeet gearbeitet wird, beginnt mit der Zeit der Gemüseernte die Öffnung auch für Außenstehende – gesundheitsbewusste Käufer und Käuferinnen, die ihr Gemüse gerne frisch und ohne Einsatz von Chemie zum Verzehr kaufen.

Eine Vielzahl von Salaten, Tomaten, Gurken, Zucchini, Erbsen, Bohnen, Fenchel, Rote Beete, Kartoffeln, Möhren und Kräutern sind saisonbedingt im Angebot. Die ehrenamtlichen Helferinnen haben bei der Ernte natürlich den ersten Zugriff auf das Gemüse.

Im Regelfall bleibt jedoch so viel Gemüse, dass an zwei Tagen der Woche (Mittwoch und Freitag von Juli bis Ende Oktober) im freien Verkauf auch andere Verfechter der gesunden Ernährung einkaufen können. Ab Ende April besteht die Möglichkeit, Jungpflanzen für den eigenen Garten zu erwerben.

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Einfach lecker: Tomaten, Zucchini, Gurken aus dem Gemüsekombinat
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Gemüse in Bioqualität

Die Salatgurken durften in Langenei immer so wachsen, wie es die Natur wollte. In anderen Anbaugebieten unterlagen die Salatgurken einer EWG Verordnung 1677/88 von 1988: darin wurden Gurken in Handelsklassen eingeteilt und durften nur einen vorgeschriebenen Krümmungsgrad aufweisen, um im regulären Handel verkauft zu werden. Dieser Reglementierungswahn ist aber in der Zwischenzeit in der EU aufgehoben und Salatgurken verschiedener Größe und Krümmung dürfen verkauft werden. In Langenei war das seit Beginn des Gemüsekombinats so.

Angesichts der Qualität des Gemüses und dem „Geschmackserlebnis“ sind die Verkaufspreise zu niedrig, meint die Autorin als Dauerkundin in diesem Gemüseparadies.


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