Saalhauser Bote Nr. 49, 2/2021
Zurück Inhalt Vor

Stationen eines Lebens: Saalhausen – Köln – San Francisco – Berlin

von Carola Schmidt

Der 1968 geborene Dietmar Schmitz verbrachte seine Kindheit und Jugend mit seiner Familie in Saalhausen, wo er auch die Grundschule absolvierte. Beim Wechsel auf eine weiterführende Schule hatte damals noch die Grundschul-Lehrerin die Empfehlung und die lautete für Dietmar: auf zur Realschule.

Doch die schulischen Leistungen ließen nach der 9-10. Klasse einen Wechsel zum städtischen Gymnasium Altenhundem zu. Die Begeisterung für Naturwissenschaften führten zur Auswahl der Leistungskurse Mathe und Bio, in den Nebenfächern Physik und Chemie. Die Basis war gelegt für eine Zukunft im naturwissenschaftlichen Bereich.

Einen temporären Rückschlag erlitt die Schulausbildung durch eine ernsthafte Hirnerkrankung mit ersten Erfahrungen im Krankenhausaufenthalt. Dies einschneidende Erlebnis im Alter von 16 – 17 Jahren sollte Dietmar langfristig prägen. Seine Motivation „Menschen zu helfen“ führt Dietmar auf diese Erfahrung zurück. Als Jugendlicher hatte er sogar eine langfristige Beschäftigung in der Entwicklungshilfe in Betracht gezogen.

Nach den Wochen und Monaten der eigenen Erkrankung folgte erst mal eine von Dietmar als „wilde Phase“ bezeichnete Zeit – sozusagen: alles aufholen, was durch die Erkrankung auf der Strecke geblieben war.

Der Verkehrsunfall eines sehr wichtigen Saalhauser Freundes brachte ihn der Medizin näher. Ebenso die Gespräche mit dem gebürtigen Saalhauser Arndt Beckmann, der an ein technisches Studium noch ein Medizinstudium angehängt hatte. Für Dietmar wurde klar, dass der Beruf eines Mediziners sein Langzeitziel war.

Nach dem Abitur folgte während der Bundeswehrzeit eine Zeit des Überlegens und Abwägens, was die weitere Ausbildung anging. Dass ein angehender Mediziner nicht unbedingt einen Numerus Clausus benötigt, um erfolgreich als Mediziner seinen Weg zu gehen, dafür ist Dietmar Schmitz der lebende Beweis.

An der Uni Köln erlebte er im Medizinstudium nach dem Physikum den medizinischen Alltag in Krankenhäusern, sowie auf freiwilliger Basis die wissenschaftlichen Arbeit in Labors. „Tolle Professoren“ begleiteten seinen Weg, einer davon erhielt einen Ruf an eine Universität im Ostteil von Berlin. Dietmar folgte der Aufforderung seines Doktorvaters, ihn nach Berlin zu begleiten und dort die Neurohysiologie aufzubauen.

Es folgte ein Jahr in Klinik und Labor als „Arzt im Praktikum“. Für Dietmar wurde immer mehr klar, dass er sein Leben mehr der wissenschaftlichen Ausrichtung der Medizin widmen wollte als dem täglichen Einerlei eines Krankenhausarztes.

Ein Stipendium erlaubte es Dietmar von 1999 bis 2002 an der University of California in San Francisco zu arbeiten. Eine kürzere oder längere Auslandserfahrung empfiehlt Dietmar all jenen, die mal über den eigenen Tellerrand sehen möchten, um die Welt außerhalb Deutschlands selbst zu erleben. So z.B. den Kontrast von extrem Reichen gegenüber extrem Armen in Kalifornien in dem eigentlich doch so „reichen Amerika“.

DietmarSchmitz2021.jpg
Dietmar Schmitz im Jahr 2021

Wer als Tourist die USA bereist, ist häufig z.B. nicht über die unzureichende Krankenversorgung von einem Großteil der amerikanischen Bevölkerung informiert. Dietmar lernte diese negative Seite des „American Dream“ kennen und schätzt die medizinische Versorgung und andere soziale Systeme in Deutschland heute um so mehr.

Seine Forschungen der zellularen und molekularen Neurowissenschaften zum Thema „Gedächtnis“ führten zu Untersuchungen an Patienten mit sogenannten Autoimmun-Encephalitiden. Im Team mit anderen Wissenschaftlern z.B. in Norwegen und den USA untersucht Dietmar, der bereits 2005 seine erste Professur an der Charité in Berlin erhielt, wie bei Epileptikern Anfälle durch Medikamente oder Operationen beseitigt oder gelindert werden können.

Inzwischen lehrt Prof. Dr. Dietmar Schmitz an der Charité, der Humboldt Universität und der Freien Universität in Berlin. Seine familiären Bande führen ihn aber regelmäßig zurück ins Sauerland. Bei solchen Aufenthalten lässt er es sich nicht nehmen, an seinem früheren Gymnasium in Altenhundem vor Schülern zu referieren und die Faszination für eine wissenschaftliche Berufsausrichtung bzw. das Medizinstudium zu vermitteln.

Aufgrund seiner eigenen Erfahrung empfiehlt Dietmar Schmitz jungen Menschen, Angebote von Stipendien oder im Rahmen des DAAD (Deutscher akademischer Auslandsdienst) oder anderen Organisationen für einen zeitlich begrenzten Aufenthalt im Ausland anzunehmen.

Das macht sich nicht nur gut im Lebenslauf bei späteren Bewerbungen, sondern vermittelt einen Einblick in die Welt außerhalb des Sauerlands.


Zurück Inhalt Vor